Boycott, Divestment and Sanctions

»Methoden aus der Nazizeit«

Herr Müller, Frankfurt und München haben beschlossen, die BDS-Bewegung (Boycott, Divestment and Sanctions) zu boykottieren. Können Sie sich das auch für Berlin vorstellen?
Absolut! BDS steht mit antisemitischen Schildern vor jüdischen Geschäften. Das sind unerträgliche Methoden aus der Nazizeit. Wir werden ein rechtssicheres Raumvergabeverbot prüfen und die zwölf Bezirke auffordern, dabei mitzutun. Verbieten kann BDS aber nur der CDU-Innenminister.

In Frankfurt und München wird nicht mehr geprüft, dort wurde schon entschieden.
Wenn es sich als rechtssicher erweist, werden wir alle Mittel ausschöpfen. Es bleibt dabei: Wir sind dran! Und ich bin froh, dass meine Berliner SPD schon auf dem letzten Parteitag eine klare Ächtung von BDS beschlossen hat.

Sie standen in den vergangenen Tagen massiv in der Kritik, weil Sie sich nicht zu der viel diskutierten BDS-Aktion rund um das Pop-Kultur-Festival Berlin zu Wort gemeldet haben. Können Sie das nachvollziehen?
Ja und nein. Ich stehe einem Senat vor, der sich bei allen sich bietenden Gelegenheiten klar und deutlich gegen Antisemitismus positioniert – auch klar zu den Aktionen von BDS. Und selbstverständlich teile ich die unmissverständliche Kritik. Aber wenn es verstärkt den Wunsch gibt, dass sich zusätzlich auch der Regierende Bürgermeister laut und sichtbar zu Wort meldet, dann werde ich es unermüdlich tun. Der Einsatz gegen Antisemitismus, Rassismus und für Toleranz und Vielfalt ist für mich die erste Bürgerpflicht.

Viele jüdische Organisationen wünschen sich von Ihnen auch ein entschiedeneres Vorgehen gegen den Al-Quds-Tag in Berlin.
Wir haben letztes Jahr alles versucht, die Kundgebung zu verbieten. Die verfassungsrechtlichen Hürden sind aber sehr hoch. Im Grundgesetz ist die Versammlungsfreiheit klar verankert – dies ist gerade eine Konsequenz unserer Geschichte.

Die Kundgebung wurde 1979 mit dem Ziel ins Leben gerufen, Israel auszulöschen und Jerusalem zu »befreien« ...
... deshalb haben wir dann viele Auflagen verfügt, und Innensenator Geisel hat für den gesamten Senat bei der Gegendemonstration ein klares Zeichen gesetzt. Klar ist: Ich finde es unerträglich, wenn Antisemiten marschieren. Wo möglich, werden wir solche Demonstrationen rechtssicher verbieten.

Das Wiesenthal Center hat gegen Sie den – absurden – Vorwurf erhoben, antisemitisch zu sein. Wie bewerten Sie das?
Das hat mich als Regierender Bürgermeister dieser weltoffenen Metropole natürlich getroffen. Besuche in Israel, Gedenkstättenfahrten, Treffen mit der Jüdischen Gemeinde und Gedenkarbeit in Berlin sind für mich nicht Pflichttermine, sondern seit vielen Jahrzehnten Herzensanliegen. Meine klare Haltung zum uneingeschränkten Existenzrecht Israels und gegen jede Form von Antisemitismus und Rassismus steht außer Zweifel.

Mit dem Regierenden Bürgermeister von Berlin sprach Philipp Peyman Engel.

Premiere

»Übergriffe gegen uns sind mittlerweile Alltag«

Anfeindungen, Behinderungen, Drohungen und Übergriffe: Ein neuer Film dokumentiert die Pressefeindlichkeit bei vielen Pro-Palästina-Demonstrationen in Berlin. Die Journalisten-Union warnt vor den Folgen für die Pressefreiheit hierzulande

von Markus Geiler  28.10.2025

Stellungnahme

Das sagt das ZDF zur Kritik aus der Union

Der getötete Angestellte der Produktionsfirma Palestine Media Production sei kein ZDF-Mitarbeiter gewesen. Zuvor wurde bekannt, dass er Hamas-Mitglied war

 28.10.2025

Nordwesten

Jüdisches Museum für Hamburg?

Kultursenator Carsten Brosda (SPD) will Lücke in der zweitgrößten deutschen Stadt schließen

 28.10.2025

Faktencheck

Marcel Reich-Ranicki sprach nie von »Schuldkult als Dauerimpfung«

Wie der gestorbene Literaturkritiker für aktuelle Polit-Debatten auf Social Media genutzt wird – und wie seine echten Aussagen aus Lebzeiten tatsächlich klingen

 28.10.2025

New Yorker Bürgermeisterwahlen

Zohran Mamdanis Vorsprung schrumpft

Viele Wähler unterstützen den früheren Gouverneur Andrew Cuomo nicht, weil sie ihn lieben, sondern da sie einen Sieg des Israelhassers Mamdani verhindern wollen. Wird dies klappen?

 28.10.2025

Berlin

Union: ZDF muss über Hamas-Mitglied bei Produktionsfirma aufklären

Politiker von CDU und CSU, darunter Ottilie Klein, kritisieren das ZDF scharf, nachdem bekannt wurde, dass ein vom Sender beschäftigter Mann in Gaza Mitglied der Terrorgruppe war

 28.10.2025

Kommentar

Politisches Versagen: Der Israelhasser Benjamin Idriz soll den Thomas-Dehler-Preis erhalten

Wer wie der Imam den 7. Oktober für seine Diffamierung des jüdischen Staates und der jüdischen Gemeinschaft instrumentalisiert, ist eines Preises unwürdig

von Saba Farzan  28.10.2025

München

Europäische Rabbiner sagen Baku-Konferenz aus Sicherheitsgründen ab

Rund 600 Teilnehmer aus aller Welt sind angemeldet. Viel Geld war in die Vorbereitung geflossen

von Imanuel Marcus, Mascha Malburg  28.10.2025 Aktualisiert

Rom

Eklat durch NS-Vergleich bei interreligiösem Kongress

Der Dialog zwischen katholischer Kirche und Judentum ist heikel. Wie schwierig das Gespräch sein kann, wurde jetzt bei einem Kongress in Rom schlagartig deutlich. Jüdische Vertreter sprachen von einem Tiefpunkt

von Ludwig Ring-Eifel  27.10.2025