Erinnerung

Leerstellen im Gedächtnis

Es sind nur noch wenige. Und bald werden auch die Stimmen der letzten Holocaust-Überlebenden für immer verstummt sein. Keiner mehr, der vor dem erlauchten Publikum des Deutschen Bundestages aus Anlass des Schoa-Gedenktags authentisch Zeugnis ablegt, so wie an diesem Mittwoch der Israeli Schimon Peres und der Pole Feliks Tych. Keiner mehr, der das in vielen Ohren abgedroschen klingende »Nie wieder!« kraft seiner Erlebnisse mit Leben, sprich Sinn füllt. Nirgends mehr einer, der generationsübergreifend vermitteln kann, warum die Nazizeit und die Ermordung der Juden in ihrer ganzen menschenverachtenden Grausamkeit singulär bleiben. Die Überlebenden, sie werden uns fehlen. Als Menschen und – im besten Sinne des Wortes – Sachverständige. Das kollektive deutsche Gedächtnis muss ohne ihren Beitrag auskommen. Welchen Verlust das bedeutet, kann man wohl erst in zehn, zwanzig Jahren wirklich ermessen. Dann beginnt sich die Erinnerungskultur grundlegend zu verändern. Das Gedenken wird entmenschlicht und damit abstrakt, die Vergangenheit historisiert. Ein biologischer Kollateralschaden namens Normalität? Schon möglich. Gerade deshalb ist es unerlässlich, die Opfer zu Wort kommen zu lassen, ihnen zuzuhören und das Gesagte zu verinnerlichen. Es bleibt kaum noch Zeit. Nutzen wir sie.

Interview

»Diskrepanzen zwischen warmen Worten und konkreten Maßnahmen«

Nach dem Massaker von Sydney fragen sich nicht nur viele Juden: Wie kann es sein, dass es immer wieder zu Anschlägen kommt? Auch der Beauftragte der Bundesregierung gegen Antisemitismus, Felix Klein, sieht Defizite

von Leticia Witte  22.12.2025

Washington D.C.

Kritik an fehlenden Epstein-Dateien: Minister erklärt sich

Am Freitag begann das US-Justizministerium mit der Veröffentlichung von Epstein-Akten. Keine 24 Stunden später fehlen plötzlich mehrere Dateien - angeblich aus einem bestimmten Grund

von Khang Mischke  22.12.2025

Australien

Behörden entfernen Blumenmeer für die Opfer von Bondi Beach

Die Regierung von New South Wales erklärt, man habe sich vor dem Abtransport der Blumen eng mit der jüdischen Gemeinde abgestimmt

 22.12.2025

Sydney

Attentäter warfen Sprengsätze auf Teilnehmer der Chanukka-Feier

Die mutmaßlichen Attentäter Naveed und Sajid Akram bereiteten sich auf das Massaker vor. Ihre Bomben explodierten nicht

 22.12.2025

New York

Tucker Carlson ist »Antisemit des Jahres«

Die Organisation StopAntisemitism erklärt, ausschlaggebend seien Beiträge, in denen er erklärten Judenhassern, Holocaustleugnern und extremistischen Ideologen eine große Bühne geboten habe

 22.12.2025

In eigener Sache

Die Jüdische Allgemeine erhält den »Tacheles-Preis«

Werteinitiative: Die Zeitung steht für Klartext, ordnet ein, widerspricht und ist eine Quelle der Inspiration und des Mutes für die jüdische Gemeinschaft

 21.12.2025

Gaza

Das Problem mit der Entwaffnung

Die Hamas weigert sich strikt, die Waffen niederzulegen. Was Zustimmung in der palästinensischen Bevölkerung findet und den Friedensplan stocken lässt

 21.12.2025 Aktualisiert

Interview

»Die Zustände für Juden sind unhaltbar. Es braucht einen Aufstand der Anständigen«

Zentralratspräsident Josef Schuster über den islamistischen Anschlag von Sydney und das jüdische Leben in Deutschland nach dem 7. Oktober

 21.12.2025

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  20.12.2025