Erinnerung

Leerstellen im Gedächtnis

Es sind nur noch wenige. Und bald werden auch die Stimmen der letzten Holocaust-Überlebenden für immer verstummt sein. Keiner mehr, der vor dem erlauchten Publikum des Deutschen Bundestages aus Anlass des Schoa-Gedenktags authentisch Zeugnis ablegt, so wie an diesem Mittwoch der Israeli Schimon Peres und der Pole Feliks Tych. Keiner mehr, der das in vielen Ohren abgedroschen klingende »Nie wieder!« kraft seiner Erlebnisse mit Leben, sprich Sinn füllt. Nirgends mehr einer, der generationsübergreifend vermitteln kann, warum die Nazizeit und die Ermordung der Juden in ihrer ganzen menschenverachtenden Grausamkeit singulär bleiben. Die Überlebenden, sie werden uns fehlen. Als Menschen und – im besten Sinne des Wortes – Sachverständige. Das kollektive deutsche Gedächtnis muss ohne ihren Beitrag auskommen. Welchen Verlust das bedeutet, kann man wohl erst in zehn, zwanzig Jahren wirklich ermessen. Dann beginnt sich die Erinnerungskultur grundlegend zu verändern. Das Gedenken wird entmenschlicht und damit abstrakt, die Vergangenheit historisiert. Ein biologischer Kollateralschaden namens Normalität? Schon möglich. Gerade deshalb ist es unerlässlich, die Opfer zu Wort kommen zu lassen, ihnen zuzuhören und das Gesagte zu verinnerlichen. Es bleibt kaum noch Zeit. Nutzen wir sie.

Berlin

Erstmals Chanukka-Feier im Bundestag

Zur Feier werden unter anderem der Antisemitismusbeauftragte Felix Klein und Zentralrats-Geschäftsführer Daniel Botmann erwartet

 11.12.2025

Brigitte Macrons Ausfall gegen Aktivistinnen entfacht eine landesweite Debatte.

Frankreich

First Lady an Abittans Seite – und gegen Feministinnen

Brigitte Macrons Ausfall gegen Feministinnen wirft ein Schlaglicht auf Frankreichs Umgang mit Protest, sexueller Gewalt und prominenten Beschuldigten.

von Nicole Dreyfus  11.12.2025

Parteien

Justiz prüft Äußerungen nach Neugründung von AfD-Jugend 

Nach einer Rede beim AfD-Jugendtreffen prüft die Staatsanwaltschaft Gießen mögliche Straftatbestände

von 
janet Ben Hassin  10.12.2025

Debatte

Merz, Trump und die Kritik an der Migration

Deutschlands Bundeskanzler reagiert auf die Vorwürfe des US-Präsidenten

von Jörg Blank  10.12.2025

Debatte

Wie umgehen mit Xavier Naidoo?

Der Sänger kehrt auf die großen Bühnen zurück. Ausverkaufte Hallen treffen auf Antisemitismus-Vorfälle, anhängige Verfahren und eine umstrittene Entschuldigung - und auf die Frage, wie man heute dazu steht

von Stefanie Järkel, Jonas-Erik Schmidt  10.12.2025

Initiative

Bayerns Landtag will Yad-Vashem-Bildungszentrum in Freistaat holen

Die Idee hatte die Ampel-Koalition von Olaf Scholz: Eine Außenstelle der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Deutschland. Der Bayerische Landtag hat sich nun für einen Standort im Freistaat ausgesprochen

von Barbara Just  10.12.2025

Paris/Brüssel

EU-Gaza-Hilfe: Französischer Politiker hat »große Bedenken«

Benjamin Haddad, Frankreichs Staatssekretär für Europafragen, hat die Europäische Kommission aufgefordert, ihre Zahlungen an NGOs, die im Gazastreifen operieren, besser zu überwachen

 10.12.2025

Aufarbeitung

Französische Entnazifizierungs-Dokumente erstmals online abrufbar

Neue Hinweise zu Leni Riefenstahl und Martin Heidegger in der NS-Zeit: Künftig können Forscher online auf französische Akten zugreifen. Experten erwarten neue Erkenntnisse

von Volker Hasenauer  10.12.2025

Deutschland

Wegen Antisemitismus und AfD: Armin Mueller-Stahl (95) denkt ans auswandern

Die Schauspiellegende spricht offen über seine Gelassenheit gegenüber dem Tod – und warum aktuelle Entwicklungen ihn dazu bringen, übers Auswandern nachzudenken

 10.12.2025