Erinnerung

Leerstellen im Gedächtnis

Es sind nur noch wenige. Und bald werden auch die Stimmen der letzten Holocaust-Überlebenden für immer verstummt sein. Keiner mehr, der vor dem erlauchten Publikum des Deutschen Bundestages aus Anlass des Schoa-Gedenktags authentisch Zeugnis ablegt, so wie an diesem Mittwoch der Israeli Schimon Peres und der Pole Feliks Tych. Keiner mehr, der das in vielen Ohren abgedroschen klingende »Nie wieder!« kraft seiner Erlebnisse mit Leben, sprich Sinn füllt. Nirgends mehr einer, der generationsübergreifend vermitteln kann, warum die Nazizeit und die Ermordung der Juden in ihrer ganzen menschenverachtenden Grausamkeit singulär bleiben. Die Überlebenden, sie werden uns fehlen. Als Menschen und – im besten Sinne des Wortes – Sachverständige. Das kollektive deutsche Gedächtnis muss ohne ihren Beitrag auskommen. Welchen Verlust das bedeutet, kann man wohl erst in zehn, zwanzig Jahren wirklich ermessen. Dann beginnt sich die Erinnerungskultur grundlegend zu verändern. Das Gedenken wird entmenschlicht und damit abstrakt, die Vergangenheit historisiert. Ein biologischer Kollateralschaden namens Normalität? Schon möglich. Gerade deshalb ist es unerlässlich, die Opfer zu Wort kommen zu lassen, ihnen zuzuhören und das Gesagte zu verinnerlichen. Es bleibt kaum noch Zeit. Nutzen wir sie.

Bulletin

Terrorangriff in Sydney: 20 Verletzte weiter im Krankenhaus

Fünf Patienten befinden sich nach Angaben der Gesundheitsbehörden in kritischem Zustand

 17.12.2025

Bondi Beach

Sydney-Attentäter wegen 15-fachen Mordes angeklagt

15-facher Mord, Terrorismus, Sprengstoffeinsatz - dem überlebenden Sydney-Attentäter werden 59 Tatbestände zur Last gelegt

 17.12.2025

Meinung

Die Empörung über Antisemitismus muss lauter werden

Der Anschlag von Sydney war in einem weltweiten Klima des Juden- und Israelhasses erwartbar. Nun ist es an der Zeit, endlich Haltung zu zeigen

von Claire Schaub-Moore  17.12.2025

Washington D.C.

Trump ruft zu Vorgehen gegen islamistischen Terror auf

Bei einer Chanukka-Feier im Weißen Haus spricht der Präsident den Hinterbliebenen der Opfer vom Anschlag in Sydney sei Beileid aus

 17.12.2025

Washington D.C.

USA verhängen Einreisestopp für Inhaber palästinensischer Dokumente

Zur Begründung heißt es, in den palästinensischen Gebieten seien mehrere von den USA als Terrororganisationen eingestufte Gruppen aktiv, die auch US-Bürger getötet hätten

 17.12.2025

Interview

»Die Genozid-Rhetorik hat eine unglaubliche Sprengkraft«

Der Terrorismusforscher Peter Neumann über die Bedrohungslage für Juden nach dem Massaker von Sydney und die potenziellen Auswirkungen extremer Israel-Kritik

von Michael Thaidigsmann  16.12.2025

Wirtschaft

Hightech-Land Israel: Reiche sieht Potenzial für Kooperation

Deutschland hat eine starke Industrie, Israel viele junge Start-ups. Wie lassen sich beide Seiten noch besser zusammenbringen? Darum geht es bei der Reise der Bundeswirtschaftsministerin

 16.12.2025

Meinung

Der Stolz der australischen Juden ist ungebrochen

Der Terroranschlag von Sydney hat die jüdische Gemeinschaft des Landes erschüttert, aber resigniert oder verbittert ist sie nicht. Es bleibt zu hoffen, dass die Regierung künftig mehr für ihren Schutz tut

von Daniel Botmann  16.12.2025

IS-Gruppen

Attentäter von Sydney sollen auf den Philippinen trainiert worden sein

Die Hintergründe

 16.12.2025