Einspruch

Kiddusch ohne Plastik, bitte!

Ayala Goldmann Foto: Marco Limberg

Es ist leicht, den neuen Vorstoß der EU-Kommission zu Plastikmüll als »Brüsseler Aktionismus« abzutun. Richtig ist auch, dass 80 Prozent des Plastiks, das in den Weltmeeren landet, aus Asien stammen. Dennoch tun wir Europäer gut daran, unseren Plastikverbrauch jetzt schon einzuschränken – und nicht erst dann, wenn eine EU-Richtlinie zum Verbot von Plastikbesteck tatsächlich in Kraft tritt.

Fühlen Sie sich angesprochen? Werden auch in Ihrer Synagoge zum Kiddusch Plastikgabeln und Plastikbecher in rauen Mengen verteilt, und hinterher landet alles im Müll? Wer als zwingende Begründung für diesen absolut überflüssigen Minhag die Kaschrut anführt, argumentiert kurzsichtig: Schon vor Tausenden von Jahren war es möglich, sich koscher zu ernähren – ganz ohne Plastikgabel. Wieso sollte es heute unmöglich sein, koscheres Essen auf herkömmlichem Geschirr anzubieten? Notfalls passiert der Abwasch eben erst nach dem Wochenende.

recycling Deutschland produziert jährlich mit 37,4 Kilo Plastikmüll pro Einwohner mehr als der EU-Durchschnitt. Obwohl wir uns für Recycling-Vorreiter halten, wird auch bei uns nicht jedes Stück Plastik aus der Gelben Tonne wiederverwertet – und Teile unserer aufwendig produzierten Plastikgabeln führen zu größeren Müllbergen, werden in andere Länder exportiert und landen schließlich doch im Meer. Wollen wir das? Brauchen wir Kaffee aus Kapseln, To-Go-Becher mit Plastikdeckeln und jede Menge Plastik am Schabbat? Oder wollen wir diese Welt so bewahren, dass sie auch für unsere Kinder lebenswert bleibt?

Im Midrasch Rabba zu Kohelet heißt es, dass Gott den ersten Menschen im Garten Eden herumführte und ihm sagte: »Sieh dich vor und richte Meine Welt nicht zugrunde, denn wenn du sie zerstörst, gibt es niemanden, der sie nach dir reparieren könnte.« Man braucht nicht tiefreligiös zu sein, um diese Worte ernst zu nehmen. Oder? Wir sprechen uns beim nächsten, hoffentlich plastikfreien Kiddusch.

Meinung

Noch Zweifel?

Auch vor der Einstufung der AfD als gesichert rechtsextrem war ihre antidemokratische Haltung offenkundig. Jetzt muss das Verbotsverfahren gegen die Partei endlich in die Wege geleitet werden

von Monty Ott  02.05.2025

München

Anschlag auf jüdisches Zentrum 1970: Rechtsextremer unter Verdacht

Laut »Der Spiegel« führt die Spur zu einem inzwischen verstorbenen Deutschen aus dem kriminellen Milieu Münchens

 02.05.2025

Fernsehen

»Mord auf dem Inka-Pfad«: War der israelische Ehemann der Täter?

Es ist einer der ungewöhnlichsten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte. Die ARD packt das Geschehen nun in einen sehenswerten True-Crime-Vierteiler

von Ute Wessels  02.05.2025

Meinung

Israelfeinde gegen Pressefreiheit

Journalisten sind immer häufiger Anfeindungen von »propalästinensischen« Aktivisten ausgesetzt. Das ist auch ein Angriff auf das Fundament unserer Gesellschaft

von Erica Zingher  02.05.2025

Interview

»Deutschlands Vorbildrolle steht radikal infrage«

Oliver von Wrochem über 80 Jahre Kriegsende, eine stärker werdende AfD und NS-Gedenkstätten als gesellschaftspolitische Akteure

von Sebastian Beer  02.05.2025

Auszeichnung

Margot Friedländer erhält Großes Verdienstkreuz

Die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer erhält das große Verdienstkreuz der Bundesrepublik. Steinmeier würdigt ihr Lebenswerk als moralische Instanz

 02.05.2025

Berlin

Was bedeutet die neue Einstufung für die AfD?

Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Schritt des Verfassungsschutzes, die gesamte Partei als gesichert rechtsextrem einzustufen

von Anne-Beatrice Clasmann  02.05.2025

Deutschland

Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette und der angebliche »Völkermord an der palästinensischen Bevölkerung«

Lange lebte die frühere RAF-Terroristin Klette im Untergrund, ehe sie in Berlin verhaftet wurde. Am 1. Mai ist sie in Gedanken wieder in ihrer Kreuzberger Community

 02.05.2025

Josef Schuster

Zentralrat der Juden fordert mehr Klarheit im Umgang mit der AfD

Vertreter der Partei dürften nie »in staatstragende Funktionen gelangen«, so der Zentralratspräsident. Zuvor hatte der Verfassungsschutz die gesamte AfD als gesichert rechtsextrem eingestuft

 02.05.2025