Berlin

»Kalt und hartherzig«

Eine Werkstatt im Ghetto von Lodz, um 1942 Foto: dpa

Am morgigen Donnerstag wird der Bundestag über zwei Anträge zu den sogenannten Ghettorenten entscheiden. Heute wurde bekannt, dass die Unionsfraktion nicht den Anträgen der Opposition zustimmt, die Rentenzahlungen rückwirkend ab dem Jahr 1997 zu ermöglichen. Der Präsident des Zentralrats der Juden, Dieter Graumann, hat die Entscheidung als »kalt und hartherzig«bezeichnet. Er habe dafür absolut kein Verständnis. »Es geht darum, den rund 22.000 hochbetagten Betroffenen rückwirkend eine Rente auszuzahlen, die ihnen auch zusteht. Seit Jahren warten sie darauf, endlich zu ihrem Recht zu kommen. Jahrelang sind diese Menschen mit Hoffnungen nur hingehalten worden.«

»Dass dabei Tag für Tag die Zahl der Anspruchsberechtigten kleiner wurde, die so verzweifelt auf die Hilfe warteten, wurde in Kauf genommen«, kritisierte Graumann.« In den Ghettos hätten die Menschen seinerzeit unter unmenschlichen Bedingungen harte und erniedrigende Arbeit leisten müssen. Die nunmehr verweigerte Zahlung würde vielen von ihnen erheblich dabei helfen, einen würdigen Lebensabend verbringen zu können. »Die Haltung der Unionsfraktion ist für mich überhaupt nicht nachvollziehbar, sie ist beschämend und tief verletzend.«

Grüne Volker Beck, parlamentarischer Geschäftsführer der Grünen, sagt zur Jüdischen Allgemeinen: »Es ist ein Skandal der Merkel-Regierung, nachdem die Anträge rechtswidrig abgelehnt wurden, nun mit ›Pech gehabt‹ zu antworten.«

Die Forderung, den sogenannten Ghettoarbeitern endlich die ihnen zustehende Rente auszuzahlen, wird in zwei unterschiedlichen Anträgen von Bündnis 90/Die Grünen und SPD auf der einen Seite und der Partei Die Linke auf der anderen Seite erhoben. Der Bundestag hatte dies auch schon im Jahr 2002 beschlossen. Aufgrund unklarer rentenrechtlicher Fragen findet die Auszahlung aber bislang erst ab 2005 statt.

Sowohl SPD und Grüne als auch die Linke erklärten, dass sie ihre Anträge am Donnerstag zur Abstimmung stellen werden. Sie fordern die Abgeordneten der Regierungsfraktionen auf, sich von der Fraktionsdisziplin zu befreien.

Berlin

Kritik an Merz-Zitat zur »Drecksarbeit« Israels im Iran

Der Bundeskanzler lobt den Mut Israels beim Vorgehen gegen den Iran. Die Äußerungen sorgen in Deutschland auch für Kritik – auch in den Reihen des Koalitionspartners SPD

 18.06.2025

Extremismus

Jüdische Studenten fordern Maßnahmen gegen »Jüdische Stimme«

Der VJSH verlangt unter anderem, dass dem Verein »Jüdischen Stimme für einen gerechten Frieden« die Gemeinnützigkeit entzogen wird

von Imanuel Marcus  18.06.2025

Mannheim

Jüdische Gemeinde nicht bei »Meile der Religionen«

Wegen des Kriegs zwischen Israel und Iran sowie wegen des Nahost-Konflikts hat die Jüdische Gemeinde Mannheim ihre Teilnahme an einem Dialogfest abgesagt. Sie fürchtet Proteste. Die Sicherheit sei nicht gewährleistet

von Volker Hasenauer  18.06.2025

Teheran

Chamenei lehnt Forderung nach Kapitulation ab

Der iranische Staatschef gibt sich laut iranischer Staatsmedien unbeugsam und droht den USA im Falle einer militärischen Beteiligung an dem Konflikt mit Israel. Zu sehen ist der Geistliche aber nicht

 18.06.2025

Iran-Krieg

Steinmeier sieht noch Chancen für Diplomatie

Für Diplomatie ist im nahen Osten derzeit kein Raum. Das muss aus Sicht von Bundespräsident Steinmeier aber nicht so bleiben

 18.06.2025

Nikosia

Zypern bestätigt Ankunft von US-Militärflugzeugen

Die Menschen auf Zypern bemerken Nacht für Nacht die Raketen und die Luftabwehr über Israel. Nun verlegt das US-Militär Tank- und Transportflugzeuge auf die Insel

 18.06.2025

Extremismus

Die Gefahr wächst

Der Verfassungsschutzbericht für 2024 offenbart, wie dramatisch sich der Nahostkonflikt auf Deutschland auswirkt

von Michael Thaidigsmann  18.06.2025

Washington D.C./Jerusalem

US-Botschaft in Israel bleibt bis Freitag geschlossen

Zuletzt gab es vermehrt Spekulationen, ob sich die USA an Israels Krieg gegen den Iran beteiligen könnten. In diesem Fall könnten auch US-Stützpunkte und Einrichtungen in der Region zum Ziel werden

 18.06.2025

Teheran

Chamenei droht Israel: »Die Schlacht beginnt«

Nach Luftangriffen auf Atomanlagen und Militärziele in seinem Land kündigt der Kleriker eine starke Antwort an

 18.06.2025