Freie Universität Berlin

Jüdische Verbände üben massive Kritik an Emilia Roig

Emilia Roig Foto: picture alliance / dpa

Lässt die Freie Universität Berlin ausgerechnet eine Antisemitin erklären, was Antisemitismus ist und was nicht?

Das zumindest wirft die Jüdische Studierendenunion Deutschlands (JSUD) der Universität vor. Deren Stabsstelle für Diversität und Antidiskriminierung hat Emilia Roig für einen Vortrag eingeladen. Die französische Politologin wird am Freitag über die Frage »Ist Antizionismus antisemitisch?« und den »Antisemitismus als Waffe in aktuellen Debatten« halten. Für die JSUD steht fest: »FU Berlin lädt Antisemitin ein«.

Emilia Roig hat dem JSUD zufolge mehrfach Antisemitismus verharmlost, verleugnet und sogar selbst verbreitet. So teilte sie auf ihrem Instagram-Account im November vergangenen Jahres ein Video, in dem eine Frau behauptet, Israel habe einer Waffenruhe nur zugestimmt, damit mehr Menschen am Black Friday einkaufen gehen. »Dies führt auf eine uralte antisemitische Verschwörungstheorie zurück, die besagt, Jüdinnen und Juden kontrollierten die Finanzmärkte«, erklärt die Studierendenunion dazu.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Die Gründerin des »Center for Intersectional Justice« gab außerdem einem Instagram-Post von »Palestine Speaks« ein Herzchen, in dem eine Kufiya-tragende Frau während einer Demonstration mit ihren Händen das Hamas-Dreieck formt. Die Organisation »Palestine Speaks« bezeichneten den 7. Oktober übrigens als »revolutionären Tag, auf den man stolz sein kann«.

Dieses Bild versah Emilia Roig mit einem LikeFoto: Screenshot

Roig, die einen jüdischen Vater hat, scheint selbst kein Problem damit zu haben, mit Antisemiten zu demonstrieren. Auf die Frage eines Instagram-Nutzers, ob es besser sei, neben einem Antisemiten gegen den »Genozid in Gaza« zu demonstrieren, als überhaupt nicht zu protestieren, antwortete sie mit der rhetorischen Gegenfrage: »Würdest du wegen Ökofaschisten aufhören, für die Klimagerechtigkeit aufzustehen?«

Über die israelfeindlichen Protestcamps an der Freien Universität, bei denen im Mai zum Mord an Juden und zur Auslöschung Israels aufgefordert wurde, behauptete die Politikwissenschaftlerin in einem »Spiegel«-Streitgespräch mit dem Chefredakteur der Jüdischen Allgemeinen: »Die Forderungen der Studenten der FU sind sehr klar: Israel soll aufhören, unschuldige Menschen zu töten. Das hat mit Antisemitismus nichts zu tun.«

Selbst in Israel war Roig übrigens noch nicht. Aus Überzeugung, wie sie dem »Spiegel« verriet.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Für JSUD-Präsidentin Hanna Veiler ist es keine Überraschung, dass Emilia Roig an der Freien Universität einen Vortrag halten wird. »Ihre Narrative bereiten den Nährboden zur weiteren Ausbreitung des Antisemitismus an der Freien Universität. Seit Monaten, wenn nicht Jahren, relativiert und negiert sie in ihren Beitrag israelbezogenen Antisemitismus«, teilt Veiler mit.

Lesen Sie auch

Das Netzwerk jüdischer Hochschullehrender kritisiert in einem Brief an das FU-Präsidium die mangelhafte Wissenschaftlichkeit von Roig. »Die bekannten Thesen und Darstellungen von Frau Dr. Roig zum Nahostkonflikt sowie zum Verhältnis der Israelis und Palästinenser basieren nicht auf einer fundierten Expertise auf dem Gebiet der Antisemitismusforschung und stellen äußerst einseitige Positionen dar, die unter Jüdinnen und Juden lediglich von einer Minderheit vertreten werden«, heißt es in dem Schreiben, das der Jüdischen Allgemeinen vorliegt.

Das Netzwerk schlägt einen zusätzlichen Vortrag vor, der den Beitrag von Roig kontextualisieren soll. »Wissenschaftlicher Austausch muss mehrperspektivisch sein«, schreiben die jüdischen Akademiker.

Volker Beck, Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, fordert Roigs Auftritt abzusagen. »Ich meine, dass man Frau Roig nicht in dieser Form ohne institutionelle Gegenrede den Studierenden präsentieren sollte. Diese Veranstaltung ist in dieser Form geeignet, das Klima zu vergiften«, teilte er mit.

Eine Anfrage der Jüdischen Allgemeinen mit der Bitte um Stellungnahme zu den Vorwürfen gegen sie ließ Roig bisher unbeantwortet. ja

Verteidigung

Bundeswehr nimmt Raketenwehrsystem Arrow 3 in Betrieb

Deutschland baut als Reaktion auf die Bedrohung durch Russland die Luftverteidigung aus und hat ein System in Israel beschafft. Es soll feindliche Flugkörper schon in größter Höhe zerstören können

von Carsten Hoffmann  03.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  03.12.2025 Aktualisiert

Medien

»Antisemitische Narrative«: Vereine üben scharfe Kritik an Preis für Sophie von der Tann

Die Tel-Aviv-Korrespondentin der ARD soll mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis geehrt werden

 03.12.2025

Prozess

Opfer des Attentats am Holocaust-Mahnmal hörte »Allahu akbar«-Ruf

Dem spanischen Touristen Iker M. wurde im Februar von einem 19-jährigen Syrer beim Besuch des Berliner Holocaust-Mahnmals mit einem Messer in die Kehle geschnitten. Vor Gericht berichtete er von Angstzuständen, die er seitdem hat

 03.12.2025

Nach Eklats

Präsidentin der TU Berlin abgewählt

Sie war einst im Beraterkreis des damaligen Kanzlers Olaf Scholz und sorgte immer wieder für Kontroversen. Nun ist Geraldine Rauch als TU-Präsidentin abgewählt. Ihre Nachfolgerin ist keine Unbekannte

 03.12.2025

Ehrung

»Ahmad Mansour kämpft nicht gegen Symptome, sondern gegen Ursachen«

Der Islamismusexperte Ahmad Mansour wurde mit dem Hanns-Martin-Schleyer-Preis ausgezeichnet. Die Laudatio hielt Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Wir dokumentieren die Rede

von Josef Schuster  03.12.2025

Analyse

Der Kanzler in Israel: Antritt mit Spannung

Friedrich Merz besucht am Samstag Israel. Die Beziehungen beider Länder sind so strapaziert wie selten zuvor. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an die Reise des Bundeskanzlers

von Joshua Schultheis  03.12.2025

Berlin

Prozess um Attentat am Holocaust-Mahnmal fortgesetzt

Das überlebende Opfer, der 31-jährige spanische Tourist Iker M., wollte am Mittwoch persönlich vor dem Kammergericht aussagen

 03.12.2025

Verteidigung

Merz und Pistorius nicht bei Einführung von »Arrow 3«

Die Bundesregierung hatte immer wieder betont, wie wichtig das israelische Raketenabwehrsystem für Deutschlands Sicherheit sei

 03.12.2025