Diplomatie

Jerusalems neue Freunde

Griechenlands Premier Papandreou (l.) und sein Kollege Netanjahu (r.) nebst Ehefrauen Foto: Flash 90

Griechenland füllt die Lücke. Weil das Verhältnis zwischen Israel und der Türkei mehr als nur abgekühlt ist, intensiviert die Regierung in Jerusalem die politische und auch die militärische Kooperation mit Athen. Im Mai kam es zum Beispiel zu gemeinsamen Übungen der griechischen und israelischen Luftwaffe über dem Ägäischen Meer.

Griechenland zählte bislang zu den Israel gegenüber eher kritisch eingestellten EU-Ländern. In der Regel setzte sich Athen für arabische Interessen ein. Ein latenter Antiamerikanismus und Ansprüche der griechischen Kirche im Heiligen Land hatten ebenfalls nicht dazu beigetragen, die Beziehungen zu verbessern. Erst im Jahr 1990 nahm Griechenland volle diplomatische Beziehungen zum jüdischen Staat auf.

Hintergrund für das Zusammenrücken von Athen und Jerusalem ist die Neuausrichtung der türkischen Außenpolitik. Ankara sucht vermehrt Einfluss im Nahen Osten. Für Griechenland hat die neue Freund- schaft mit Israel mehrere Vorteile. Erstens bedeutet sie eine Aufwertung innerhalb der Nato. Zweitens kann es in seinem schwierigen Verhältnis mit der Türkei punkten – die neue griechisch-israelische Kooperation wird von Ankara ungern gesehen. Drittens kann Athen stärker als bisher auf die Unterstützung der israelischen Rüstungsindustrie zählen, wenn es seine Armee ausbauen will. Und viertens darf das Land künftig mit einer finanziellen Zuwendung aus Jerusalem rechnen, das sich die zeitweise Überlassung des griechischen Luftraums etwas kosten lässt.

Vor zwei Jahren hatte es erstmals eine militärische Zusammenarbeit der beiden Länder gegeben. Damals nutzten 100 F-15- und F-16-Kampfjets der israelischen Luftwaffe den griechischen Luftraum über der Ägäischen See und dem Mittelmeer. Nun wird die Kooperation auf die Marine ausgedehnt. Vizeadmiral Georgios Karamalikis traf Eli Marom, Chef der israelischen Seestreitkräfte. Dabei wurden dem Gast aus Athen die auch mit deutschem Geld gebauten Unterseeboote der Dolphin-Klasse vorgeführt, denen man nachsagt, mit Atomwaffen ausgerüstet zu sein.

Zu Jerusalems strategischen Optionen gehört zudem eine Zusammenarbeit mit Zypern und Rumänien. Gerade auf dem Inselstaat spricht man schon von einer »neuen Ära« der Beziehungen zu Israel: Während es in den vergangenen Monaten zu einem Besuch und Gegenbesuch von Israels Premier Benjamin Netanjahu in Athen kam, reiste sein Außenminister Avigdor Lieberman etliche Male nach Zypern. »Für Israel stellt Zypern die nächste Öffnung zur EU dar«, schreibt Andrestinos Papadopoulos, ein früherer Botschafter der Inselrepublik, in der Tageszeitung »Cyprus Mail«.

In Zypern spricht man schon von einem strategischen Dreieck. Allerdings wird bei diesem Begriff Jerusalem als Israels Hauptstadt ausgeblendet: Athen – Nikosia – Tel Aviv.

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