Deutschland

Innenminister berieten über verstärkten Schutz jüdischer Einrichtungen

Foto: Wolfram Nagel

Die Angriffe der Terrororganisation Hamas auf Israel führen auch zur Sorge um die Sicherheit von Jüdinnen und Juden in Deutschland. Am Freitag tauschte sich Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) mit ihren Ressortkolleginnen und -kollegen auf Länderebene aus.

Faeser erklärte nach der Videokonferenz, der Schutz jüdischen Lebens in Deutschland habe für die Sicherheitsbehörden absolute Priorität. Sie habe darüber am Nachmittag auch mit dem Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, gesprochen.

Der Schutz jüdischer Einrichtungen sei bereits seit dem vergangenen Samstag in allen Bundesländern verstärkt worden, sagte Faeser. Zu möglichen pro-palästinensischen Protesten am Wochenende erklärte sie, es sei möglich, dass Kundgebungen genehmigt werden müssten. Die Versammlungsfreiheit sei ein hohes Gut. Es dürfe aber keinerlei Toleranz für Gewalt oder israelfeindliche Propaganda geben. Auf entsprechenden Kundgebungen kommt es immer wieder zu antisemitischen Ausschreitungen und Terror verherrlichenden Aktionen.

Die Sicherheitsbehörden in allen Bundesländern nähmen die Gefahr sehr ernst, sagte Faeser. Das Bundesinnenministerium geht von einer erhöhten Gefährdungslage in ganz Deutschland aus. Faeser sagte zudem, dass die von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) angekündigten Tätigkeitsverbote für die Hamas und die ihr nahestehende Gruppierung »Samidoun« in den nächsten Tagen erlassen werden sollen.

Zuvor hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eine Synagoge in Berlin besucht, um seine Solidarität mit Israel sowie deutschen Jüdinnen und Juden auszudrücken. Auch in Deutschland sei dieser Tag ein Tag der Angst, sagte er im Hinblick auf die Aufforderung der Hamas zu Gewalttaten auch in Deutschland.

Er betonte, Deutschland habe eine »nie endende historische Verpflichtung zum Schutz jüdischer Bürgerinnen und Bürger. Nie wieder dürften Juden in Deutschland um ihr Leben fürchten müssen: «Jüdisches Leben zu schützen, gehört zum Selbstverständnis unserer Demokratie», sagte Steinmeier.

Er forderte alle Bürgerinnen und Bürger dazu auf, sich Juden zur Seite zu stellen. «Das erwarte ich von allen Menschen, die in unserem Land leben, unabhängig von Herkunft und Religion», mahnte Steinmeier. Vor der Synagoge, die Steinmeier besuchte, wollten sich am Freitagabend parallel zum Schabbatgottesdienst Menschen zum Zeichen der Solidarität versammeln.

Seit den Angriffen der Hamas auf Israel hat es in Deutschland an verschiedenen Orten Sympathiebekundungen für die Taten der Terroristen gegeben. In Berlin meldete die Polizei zudem Versuche, israelische Fahnen an Rathäusern anzuzünden oder vom Mast zu reißen.

Neben den Sicherheitsbehörden treffen auch Jüdische Gemeinden selbst Vorkehrungen. So teilte die Jüdische Kultusgemeinde in Dresden beispielsweise mit, aus Sicherheitsgründen derzeit nur Gemeindemitglieder zu Gebeten und Gottesdiensten zuzulassen.

Antiisraelischer Beschluss

Linken-Spitze distanziert sich von Parteijugend

Die Linksjugend Solid wirft Israel unter anderem einen »kolonialen und rassistischen Charakter« vor – und löst in der Partei Empörung aus. Die Vorsitzenden reagieren.

 06.11.2025

Urteil

Betätigungsverbot für israelfeindlichen Aktivisten war rechtswidrig

Ghassan Abu-Sittah, der der israelischen Armee vorwirft, vorsätzlich Kinder zu töten, hätte auf dem »Palästina-Kongress« sprechen dürfen

 06.11.2025

Terrorismus

Nach Hamas-Festnahme: Waffenfund in Österreich

Der österreichische Verfassungsschutz stellte fünf Faustfeuerwaffen und zehn Magazine sicher

 06.11.2025

Potsdam

Ministerin Prien: Frauen in religiösen Ämtern sind wichtiges Vorbild

Zwei Frauen, ein starkes Zeichen: In Berlin sind zwei neue Rabbinerinnen ordiniert worden. Beim Festakt spricht Ministerin Prien von Hoffnung, Heilung und warum ihr die jüdische Ausbildungsstätte wichtig ist

von Karin Wollschläger  06.11.2025

Gedenken

Neues Denkmal für jüdische Häftlinge in Gedenkstätte Ravensbrück

Etwa 20.000 Jüdinnen und Juden sind im ehemaligen Konzentrationslager Ravensbrück in Brandenburg inhaftiert gewesen. Die heutige Gedenkstätte hat nun ein neues Denkmal enthüllt - im Beisein von Überlebenden

von Daniel Zander  06.11.2025

Kommentar

Warum Zürichs Entscheid gegen die Aufnahme von Kindern aus Gaza richtig ist

Der Beschluss ist nicht Ausdruck mangelnder Menschlichkeit, sondern das Ergebnis einer wohl überlegten Abwägung zwischen Sicherheit, Wirksamkeit und Verantwortung

von Nicole Dreyfus  06.11.2025

Ehrung

»Wir Nichtjuden sind in der Pflicht«

Am Mittwochabend wurde Karoline Preisler mit dem Paul-Spiegel-Preis des Zentralrats der Juden in Deutschland ausgezeichnet. Wir dokumentieren ihre Dankesrede

 06.11.2025 Aktualisiert

Medien

So erzeugt man einen gefährlichen Spin

Wie das Medienunternehmen »Correctiv« den Versuch unternimmt, die Arbeit des israelischen Psychologen Ahmad Mansour fragwürdig erscheinen zu lassen

von Susanne Schröter  06.11.2025

Meinung

Wenn deutsche Linke jüdische Selbstbestimmung ablehnen

In einer Resolution delegitimiert die Linksjugend Israel als koloniales, rassistisches Projekt. Dabei ist der Staat der Juden nicht zuletzt eine Konsequenz aus den Verbrechen der Deutschen im Nationalsozialismus

von Frederik Schindler  06.11.2025