Nahost-Beschluss der Jusos

Engelmeier entzieht Willy-Brandt-Zentrum Unterstützung

Auch die Generalsekretärin der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) und frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Michaela Engelmeier hat als Reaktion auf den Beschluss der Jusos zum Nahostkonflikt ihre Mitgliedschaft im Förderverein des Willy-Brandt-Zentrums (WBC) in Jerusalem gekündigt. Das bestätigte Engelmeier auf Nachfrage der Jüdischen Allgemeinen.

ANLIEGEN Vergangene Woche trat bereits der parlamentarische Staatssekretär im Bundesjustizministerium Christian Lange aus dem Unterstützerkreis des politischen Begegnungsstätte der SPD-Jugendorganisation aus, dem die frühere SPD-Vorsitzende Andrea Nahles vorsteht.

Der Schutz und die Sicherheit Israels sei ihr ein persönliches Anliegen, sagte Engelmeier dieser Zeitung. Sie habe gerne fast ein Jahrzehnt lang die Arbeit des Zentrums gefördert und erkenne auch die Notwendigkeit an, nicht nur mit politischen Freunden, sondern auch Opponenten den Dialog zu suchen.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Im Beschluss des Juso-Bundeskongresses vor drei Wochen wurde der Jugendorganisation der palästinensischen Fatah-Bewegung ein Vetorecht über etwaige Juso-Beschlüsse eingeräumt. Die Fatah-Jugend, einer der Partnerverbände der Jusos im WBC, war empört über zwei Juso-Voten im vergangenen Jahr, in der die deutschen Jungsozialisten die Vereinten Nationen für antiisraelische Beschlüsse kritisiert und sich ausdrücklich solidarisch mit Israel erklärt hatten. Für diese Anträge entschuldigte sich das oberste Juso-Gremium nun ausdrücklich.

»SCHWESTERPARTEI« Michaela Engelmeier sagte, sie sei »entsetzt« über die Annahme des Antrags. Sie warf den Jusos vor, durch ihren Beschluss die Ausrichtung und das politische Wirken des Brandt-Zentrums massiv zu Ungunsten der isarelischen Seite verändert zu haben. Sie habe bislang schon schwer ertragen, dass die Fatah Israel de facto und »trotz anders lautender Lippenbekenntnisse« das Existenzrecht abgesprochen habe.  »Absurd« fände sie aber, so die SPD-Politikerin, dass die Jusos der Fatah-Jugend ein Vetorecht einräumten.

»Meine eigene Juso-Zeit liegt zwar schon viele Jahre zurück, aber als überzeugte Sozialdemokratin schmerzt mich diese unnötige und fatale Selbstverzwergung sehr«, sagte sie dieser Zeitung. Es gebe überhaupt keine Notwendigkeit, so Engelmeier, die Fatah zur »Schwesterpartei« und deren Mitglieder zu »Genossinnen und Genossen« zu machen.

WIDERSPRUCH Willy Brandt, nach dem das 1996 gegründete Zentrum in Jerusalem benannt wurde, habe zwar den Dialog gepredigt und geführt. »Er hätte aber niemals der KPdSU, der PVAP oder der SED den Ritterschlag einer ‚Schwesterpartei‘ erteilt und sich mit seinen Verhandlungspartnern als ‚Genossen‘ verbrüdert«, betonte Engelmeier.

Was die Jusos beschlossen hätten, sei eine Verbrüderung mit Akteuren, mit denen sich die SPD nur unter Aufgabe ihrer eigenen Werte verbrüdern könne. Der angenommene Antrag stehe auch »im direkten Widerspruch zu allem, wofür viele Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten einstehen, auch im Blick auf die jüdische Gemeinschaft in Deutschland und auch in Widerspruch zu meinem Amt«, betonte die DIG-Generalsekretärin.

Sie wünsche sich, dass das Willy-Brandt-Zentrum seinen guten Ruf wieder herstelle, »ohne anbiedernde Kumpanei« und mit einer klaren Haltung gegen jede Form von Judenhass und Israelfeindschaft, so Engelmeier.

Rechtsextremismus

Fragezeichen nach skurriler Rede bei AfD-Jugendkongress 

Wer steckt hinter dem mysteriösen Auftritt des Mannes, der mit einer Rede im Hitler-Stil den Gründungskongress der AfD-Jugend aufmischte? Ihm droht der Parteiausschluss

von Jörg Ratzsch  01.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  01.12.2025 Aktualisiert

Kommentar

Schiedsgerichte sind nur ein erster Schritt

Am 1. Dezember startet die Schiedsgerichtsbarkeit NS-Raubkunst. Doch es braucht eine gesetzliche Regelung auch für Werke in Privatbesitz, meint unser Gastautor

von Rüdiger Mahlo  01.12.2025

Das Ausmalbuch "From the river to the sea" in einer Buchhandlung in Zürich.

München

Hugendubel streicht antisemitisches Kinderbuch aus Sortiment

»Sofort nach Kenntnisnahme über dessen Existenz« sei das Malbuch entfernt worden, heißt es aus dem Unternehmen

 01.12.2025

Berlin

Karoline Preisler bei Marsch gegen Antisemitismus

»Es ist ganz besonderer Marsch, weil Männer Frauen und Kinder, Menschen aus ganz Deutschland und darüber hinaus zusammengekommen sind«, sagt die Juristin und Politikerin

 01.12.2025

Potsdam

Anne Frank mit Kufiya: Jüdische Gemeinde fordert Ausstellungs-Stopp

Eine Ausstellung im Museum Fluxus+ will Ähnlichkeiten zwischen Palästinensern und Israelis aufzeigen. Doch die Darstellung zieht Kritik aus der Jüdischen Gemeinde und von Brandenburgs Antisemitismusbeauftragten auf sich

 01.12.2025

Interview

»Nach dem Waffenembargo gibt es einiges zu kitten«

CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter über den Antrittsbesuch des Bundeskanzlers in Israel, Siedlergewalt im Westjordanland und die Kooperation mit dem Mossad

von Joshua Schultheis  01.12.2025

Hamburg

So reagiert die Politik auf den Rücktritt Stefan Hensels

Wegen der vorzeitigen Amtsaufgabe des Antisemitismusbeauftragten macht die CDU dem rot-grünen Senat schwere Vorwürfe. Der Erste Bürgermeister lobt dagegen die konstruktive Zusammenarbeit mit dem Beauftragten

von Joshua Schultheis  01.12.2025

Verteidigung

Deutschland stellt Arrow 3 in Dienst

Erstmals kommt das Raketenabwehrsystem außerhalb Israels zum Einsatz

 01.12.2025