Sylke-Tempel-Fellowship

Eine enorme Bandbreite

Die Journalistin Sylke Tempel (1963–2017) Foto: Marco Limberg

Sylke-Tempel-Fellowship

Eine enorme Bandbreite

Im Rahmen einer Konferenz und in Erinnerung an die Publizistin stellte der dritte Jahrgang Forschungsergebnisse vor

von Michael Thaidigsmann  16.12.2021 08:43 Uhr

Im Oktober 2017 verstarb die Journalistin Sylke Tempel im Alter von nur 54 Jahren. Während eines Sturms war sie von einem umstürzenden Baum getroffen worden. Zu Ehren Tempels, einer der profiliertesten Außenpolitik-Expertinnen in Deutschland und zuletzt Chefredakteurin der Fachzeitschrift »Internationale Politik«, wurde 2019 das Sylke-Tempel-Fellowship-Programm ins Leben gerufen.

Jedes Jahr erhalten bis zu zehn Nachwuchsjournalisten, Akademiker und andere publizistisch tätige junge Menschen von der Stiftung Deutsch-Israelisches Zukunftsforum ein Stipendium in Höhe von 3000 Euro. Das soll es ihnen ermöglichen, über einen längeren Zeitraum hinweg Themen zu recherchieren und sich mit Experten vor Ort in Deutschland und Israel zu unterhalten.

ESSAY Am Dienstag stellten neun der Fellows des dritten Jahrgangs im Rahmen einer Online-Konferenz ihre Forschungsergebnisse vor. Die deckten eine enorme Bandbreite ab, von der Bedeutung jüdischer Identitätspolitik über antisemitische Ressentiments in neurechten Gruppen bis hin zur Frage, wie der Aufstieg des israelischen Ministerpräsidenten Naftali Bennett erklärt werden kann.

Mit dem mit 1500 Euro dotierten Sylke-Tempel-Essaypreis wurde Paula Köhler ausgezeichnet, seit 2020 Mitarbeiterin der Stiftung Wissenschaft und Politik. Köhlers prämierter Aufsatz versucht, Wege aufzuzeigen, die zunehmende Polarisierung in der Gesellschaft zu überwinden.

Die Preisträgerin habe nicht nur die aktuelle Lage analysiert, sondern auch »konkrete Handlungsempfehlungen und Argumentationshilfen in einer erhitzten Debatte« gegeben.

Das Votum der Jury unter Vorsitz von Judith Hart, ehemalige Chefredakteurin der Jüdischen Allgemeinen, für die auch Sylke Tempel tätig war, fiel einstimmig zugunsten Köhlers aus. Die Juroren lobten sie dafür, in ihrem Essay nicht nur die aktuelle Lage analysiert, sondern auch »konkrete Handlungsempfehlungen und Argumentationshilfen in einer erhitzten Debatte« gegeben zu haben.

SCHIRMHERREN Das Fellowship-Programm steht unter der gemeinsamen Schirmherrschaft der ehemaligen Außenminister Deutschlands und Israels, Sigmar Gabriel und Tzipi Livni. Als Partner fungieren das Berliner Büro des American Jewish Committee (AJC), ELNET Deutschland, die Zeitschrift Internationale Politik sowie der deutsche Ableger der weltweiten Vereinigung Women In International Security (WIIS), deren Vorsitzende Tempel war.

In der abschließenden Podiumsdiskussion debattierten Gabriel und Livni gemeinsam mit dem Vertreter der US-Denkfabrik Hudson Institute, Ken Weinstein, und mit Israels Botschafter in Deutschland, Jeremy Issacharoff, über den Einfluss der deutsch-amerikanischen Beziehungen auf das Verhältnis zwischen Israel und Deutschland. Vor allem ging es darum, was sich mit dem Abgang von Donald Trump verändert hatte.

Gabriel, bis Anfang 2018 Bundesaußen- und zuvor Bundeswirtschaftsminister, vertrat die Auffassung, dass Europa noch lange nicht willens und in der Lage sei, eine eigenständige Rolle auf der Weltbühne zu spielen. Bevor man überhaupt gemeinsam agieren könne, müsse man dieselbe Wahrnehmung der Herausforderungen haben.

Europa dürfe sich nicht hinter den Amerikanern verstecken, sagte der frühere Außenminister Sigmar Gabriel.

Er fürchte, so Gabriel, »dass Europa noch weit entfernt ist von einer gemeinsamen Sicht auf die Dinge«. Der deutschen Öffentlichkeit wäre es »lieber, wenn wir wie die Schweiz wären: wirtschaftlich stark, aber außenpolitisch neutral«, meinte Gabriel. Das sei aber der falsche Weg. Europa dürfe sich nicht hinter den Amerikanern verstecken.

IRAN Vorsichtige Kritik an Trumps Iran-Politik kam ausgerechnet von Tzipi Livni. Die ehemalige israelische Außenministerin sagte, das JCPOA habe zwar zahlreiche Schwachstellen gehabt. Mit dem Ausstieg der USA sei aber auch das iranische Atomprogramm wieder angekurbelt worden.

Jeremy Issacharoff betonte, auch Israel gehe es seit jeher darum, eine diplomatische Lösung des Problems zu finden. Man teile alle Erkenntnisse, die man zu diesem Thema habe, mit den Verbündeten. Allerdings dürfe es den Iranern nicht zugestanden werden, die Verhandlungen in Wien in die Länge zu ziehen und gleichzeitig das Nuklearwaffenprogramm zu forcieren.

Thüringen

Verfassungsschutzchef warnt vor islamistischen Anschlägen gegen jüdische und israelische Einrichtungen

Kramer: Wir müssen davon ausgehen, dass die Hemmschwelle weiter sinken wird, auch gewalttätig zu werden

 13.06.2025

Gerhard Conrad

»Regime Change im Iran wäre noch wichtiger als die Zerstörung der Atomanlagen«

Der Ex-BND-Geiselunterhändler und Nahostexperte zum israelischen Militärschlag gegen den Iran und die Konsequenzen für den Nahen Osten

von Michael Thaidigsmann  13.06.2025

Gespräch

Beauftragter Klein: Kirche muss Antijudaismus aufarbeiten

Der deutsche Antisemitismusbeauftragte Felix Klein kritisiert die Heiligsprechung des Italieners Carlo Acutis. Ihm geht es um antijüdische Aspekte. Klein äußert sich auch zum christlich-jüdischen Dialog - und zum Papst

von Leticia Witte  13.06.2025

Schlag gegen Iran

Ein notwendiger Schritt

Israel hat alles Recht der Welt, sich gegen das iranische Atomprogramm zu wehren. Teheran darf niemals in den Besitz von Atomwaffen gelangen. Ein Kommentar von Philipp Peyman Engel

von Philipp Peyman Engel  13.06.2025

Angriff auf Iran

Dobrindt hält Israels Angriff für richtig

Die Operationen seien Israels Sicherheit dienlich, sagt der deutsche Innenminister. Die Sicherheitsbehörden wappnen sich für mögliche Folgen in Deutschland

 13.06.2025

Bundesregierung

»Das Ziel muss sein, dass Iran keine Nuklearwaffen entwickelt.«

Regierungssprecher Stefan Kornelius äußerte sich in Berlin zum israelischen Angriff auf Ziele im Iran und dem Recht Israels auf Selbstverteidigung

 13.06.2025

Schlag gegen Iran

Israelische Botschaften geschlossen

Der Krieg zwischen Israel um dem Iran hat Folgen in Berlin und anderen Hauptstädten. Die diplomatischen Vertretungen des jüdischen Staates arbeiten aus Sicherheitsgründen nicht

 13.06.2025

USA

Trump droht Iran mit »noch brutaleren Angriffen«

Nach den Angriffen Israels hat Präsident Donald Trump das Regime in Teheran aufgefordert, jetzt einem neuen Atomdeal zuzustimmen

 13.06.2025

Iran

Kronprinz Pahlavi will Sturz von Chamenei

Reza Pahlavi ruft zu Straßenprotesten und landesweiten Streiks in der Islamischen Republik auf

von Nicole Dreyfus  13.06.2025