Österreich

Drei Jahre Haft wegen Formfehler

»Betrug an der Republik Österreich«. Einem jüdischen Publizisten drohen drei Jahre Haft. Foto: Thinkstock

Ein Routinevorgang, wenn auch ein trauriger: Der jüdische Publizist Stephan Templ hatte, zusammen mit 38 anderen Parteien, Jahrzehnte nach dem »Anschluss« den Antrag auf Rückgabe eines Hauses in Wien gestellt. Dieses Haus, das bis 1938 einem jüdischen Arzt und Eigentümer eines Sanatoriums gehört hatte, der sich selbst tötete, war von den Nazis – wie unzählige andere Gebäude – »arisiert« und zweckentfremdet worden. Nach dem Krieg kam es in den Besitz der Republik Österreich. Die gab die Liegenschaft den Erben schließlich rechtmäßig zurück, darunter auch Stephan Templ.

betrug Doch dann brach das Verfahren plötzlich aus der Routine aus: Templ wurde angeklagt, den österreichischen Staat betrogen zu haben. Er habe es unterlassen, die Existenz weiterer möglicher Erben anzugeben, nämlich seine inzwischen 83-jährige Tante. Dadurch sei der Republik ein Schaden entstanden, denn diese Dame hätte ja auch zugunsten des Staates auf ihren Anspruch verzichten können.

Tatsächlich wurde Templ im Frühjahr wegen »Betrug an der Republik Österreich« zu einer Strafe von drei Jahren Gefängnis verurteilt. Dass es in Österreich kein Gesetz gibt, das Antragssteller in einem Restitutionsverfahren verpflichtet, andere Anspruchsberechtigte anzugeben, störte die Richter nicht.

restitution Zu der Vermutung, dass hier ein politisches Urteil gesprochen wurde, gehört, dass Templ regelmäßig zum Thema »Restitution in Österreich« gearbeitet und publiziert hat; etwa mit einem Buch zur Geschichte der Arisierungen und der oft nur schleppenden oder gar nicht stattgefundenen Rückgabe jüdischen Besitzes in der Alpenrepublik. Auch in dieser Zeitung hat Templ schon veröffentlicht.

Mit seinen Publikationen eckte er oft an. Zuletzt schrieb er in der Neuen Zürcher Zeitung, dass die österreichische Regierung zwar eine Liste »arisierter Grundstücke« in Auftrag gegeben, aber dann nie veröffentlicht habe. Dies lässt Beobachter ebenso ein politisches Urteil gegen den unbequemen Kritiker vermuten wie der Umstand, dass die Richterin während des Prozesses erklärt hatte, zwar hätten es auch andere unter den 38 übrigen Antragstellerinnen und -stellern unterlassen, weitere Anspruchsberechtigte anzugeben, aber dies würde den Angeklagten keinesfalls »aus seiner Verantwortung entlassen«. Stephan Templ hat gegen das Urteil Berufung eingelegt.

Australien

Polizei: Angreifer in Sydney waren Vater und Sohn 

Weitere Details des judenfeindlichen Terroranschlags werden bekannt

von Denise Sternberg  14.12.2025

Hintergrund

Der Held von Sydney

Laut australischen Medien handelt es sich um einen 43-jährigen muslimischen Vater von zwei Kindern, der einen Laden für lokale Produkte betreibt

 14.12.2025

Jerusalem

Israels Regierungschef wirft Australien Tatenlosigkeit gegen Judenhass vor

Nach einem Anschlag in Sydney fordert Netanjahu von Australien entschlosseneres Handeln gegen Judenhass. Er macht der Regierung einen schweren Vorwurf

 14.12.2025

Kommentar

Müssen immer erst Juden sterben?

Der Anschlag von Sydney sollte auch für Deutschland ein Weckruf sein. Wer weiter zulässt, dass auf Straßen und Plätzen zur globalen Intifada aufgerufen wird, sollte sich nicht wundern, wenn der Terror auch zu uns kommt

von Michael Thaidigsmann  14.12.2025

Meinung

Blut statt Licht

Das Abwarten, Abwiegeln, das Aber, mit dem die westlichen Gesellschaften auf den rasenden Antisemitismus reagieren, machen das nächste Massaker nur zu einer Frage der Zeit. Nun war es also wieder so weit

von Sophie Albers Ben Chamo  14.12.2025 Aktualisiert

Anschlag in Sydney

Felix Klein: »Von Terror und Hass nicht einschüchtern lassen«

Zwei Männer töten und verletzen in Sydney zahlreiche Teilnehmer einer Chanukka-Feier. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung äußert sich zu der Tat

 14.12.2025

Terror in Sydney

Zivilist entwaffnet Angreifer und wird als »Held« gefeiert

Zwei Männer schießen auf Teilnehmer einer Chanukka-Feier in Sydney: Es gibt Tote und Verletzte. Ein Video soll nun den mutigen Einsatz eines Passanten zeigen

 14.12.2025

Australien

Merz: »Angriff auf unsere gemeinsamen Werte«

Bei einem Anschlag auf eine Chanukka-Feier in der australischen Metropole gab es viele Tote und Verletzte. Der Bundeskanzler und die Minister Wadephul und Prien äußern sich zu der Tat

 14.12.2025 Aktualisiert

Terror in Sydney

Zentralrat der Juden: »In Gedanken bei den Betroffenen«

Der Zentralrat der Juden und weitere jüdische Organisationen aus Deutschland äußern sich zu dem Anschlag auf eine Chanukka-Feier im australischen Sydney

 14.12.2025 Aktualisiert