Auszeichnung

Demokratie rockt

Unterstüzung: Bundespräsident Christian Wulff und seine Frau Bettina (M) begrüßten Birgit und Horst Lohmeyer beim Neujahrsempfang Mitte Januar im Schloss Bellevue Foto: Bundesregierung

Horst Lohmeyer ist noch ein wenig perplex: »Das kam ganz überraschend, aber wir fühlen uns sehr geehrt.« Denn seine Frau Birgit und er erhalten in diesem Jahr den mit 5.000 Euro dotierten Paul-Spiegel-Preis für Zivilcourage des Zentralrats der Juden in Deutschland. Nach 2009 zum zweiten Mal verliehen, werde damit das besondere Engagement des Ehepaares im Kampf gegen Neonazis gewürdigt, erklärt Zentralratspräsidenten Dieter Graumann.

Die Buchautorin und der Musiker setzten nicht nur »ein ganz besonders mutiges Zeichen im Kampf gegen den Rechtsextremismus, sondern ermuntern ebenso andere, auch über die Landesgrenzen hinaus, nicht aufzugeben und sich den rechten Strukturen ohne Furcht und entschlossen entgegenzustellen«.

Nachbarn Als die Lohmeyers 2005 aus Hamburg-St.Pauli ins mecklenburg-vorpommerischen Dorf Jamel bei Wismar gezogen sind, wussten sie, dass sie dort eine überwiegend rechtsextreme Nachbarschaft vorfinden würden: »Aber wir wollten in St.Pauli nicht alt werden und raus in Grüne. Wir hatten zwar von diesem Herrn Krüger, erfahren, sagten uns aber: damit werden wir fertig«, erzählt Horst Lohmeyer.

Gemeint ist Sven Krüger, der für die NPD im Kreistag von Nordwestmecklenburg sitzt und gegen den am Mittwoch ein Haftbefehl wegen gewerbsmäßiger Hehlerei und Verstosses gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz erlassen wurde.

Für Horst Lohmeyer war es erschreckend zu sehen, »dass sich in so einem kleinen Ort wie Jamle ein Staat im Staate entwickelt hat und die Behörden der Lage nicht Herr werden.« Also überlegte sich das Ehepaar, was man dagegen tun könnte.

Zeichen Die Idee: »Jamel rockt den Förster« – ein kleines Open-Air-Festival auf dem Grundstück des Forsthofes, das 2007 zum ersten Mal stattfand und die Dorfbewohner ermuntern sollte, sich gemeinsam gegen Rechts zu engagieren. Allerdings war das Vorhaben nicht Erfolg gekrönt: »Auch die wenigen, die wenig mit den Rechtsextremen zu schaffen haben, brachen den Kontakt zu uns ab«, berichtet Lohmeyer. So kommen die Besucher des Festivals zumeist von außerhalb. Mehr als 200 Gäste seien es selten. »Das ist aber auch nicht unser Anliegen.

Es geht darum, ein Zeichen zu setzen. Wenn wir nur einen erreichen, der sich den Rechten widersetzt, dann sind wir ein großes Stück vorangekommen«, sagt Horst Lohmeyer.

Moralische Unterstützung hatte das Paar bereist Mitte Januar erhalten: Es gehörte beim Neujahrsempfang von Bundespräsident Christian Wulff zu den Gästen. Und der Paul-Spiegel-Preis, der am 12. Mai in Schwerin verliehen wird, bestärkt die beiden Künstler in ihrem Engagement: »Wir ziehen hier nicht weg.«

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  20.11.2025 Aktualisiert

Berlin

Messerangriff am Holocaust-Mahnmal: Prozess beginnt

Ein 19-jährigen Syrer soll dort im Februar einem spanischen Touristen lebensgefährlich verletzt haben. Aufgrund einer sofortigen Notoperation überlebte das Opfer

 20.11.2025

Washington D.C.

Trump unterschreibt Gesetz zur Freigabe von Epstein-Akten

Der Druck auf den US-Präsidenten wurde zu groß - nun hat er die Veröffentlichung von Akten zu einem Fall genehmigt, den er nicht loswurde. Was das bedeutet

von Anna Ringle, Franziska Spiecker, Khang Mischke, Luzia Geier  20.11.2025

Russischer Eroberungskrieg

Neuer US-Friedensplan: Ukraine unter Druck

Die USA haben Sanktionen gegen Russland verhängt, doch hinter den Kulissen scheint weiter verhandelt worden zu sein. Kiew trifft dies zu einem doppelt ungünstigen Zeitpunkt

 20.11.2025

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  20.11.2025

Essay

All die potenziellen Schüsse

In diesem Herbst liest man fast täglich von vereitelten Anschlägen auf Juden. Was die ständige Bedrohung mit uns macht

von Mascha Malburg  20.11.2025

Stuttgart

Polizei plant Großeinsatz bei Maccabi-Spiel

Vor den Europa-League-Auftritten gegen Maccabi Tel Aviv sind der VfB Stuttgart und der SC Freiburg alarmiert. Ein Fan-Ausschluss wie zuletzt in Birmingham ist momentan nicht geplant

 19.11.2025

Kommentar

Danke, Berlin!

Die Entscheidung der Behörden, einem Hamas-Fanboy die Staatsbürgerschaft zu entziehen, sendet ein unmissverständliches und notwendiges Signal an alle Israelhasser. Mit Mahnwachen allein können wir die Demokratie nicht verteidigen

von Imanuel Marcus  19.11.2025

München

LMU sagt Veranstaltung zu palästinensischer Wissenschaft ab

Die Universität verwies in ihrer Stellungnahme darauf, dass es erhebliche Zweifel gegeben habe, »ob es sich um eine wissenschaftliche Veranstaltung auf dem erforderlichen Niveau gehandelt hätte«

 19.11.2025