NOVEMBER 2012: »OPERATION WOLKENSÄULE IN GAZA«
Nach monatelangem Beschuss Nordisraels mit Katjuscha-Raketen durch die Hamas, greift die israelische Luftwaffe militärische Stützpunkte und andere Einrichtungen der Terrororganisation in Gaza an. Nach einer Woche einigen sich Israel und die Hamas durch ägyptische Vermittlung auf einen Waffenstillstand, der genau drei Monate hält. Seither kommt es immer wieder zu neuen Raketenangriffen auf Nordisrael.Foto: Flash 90
DEZEMBER 2012: BESCHNEIDUNGSGESETZ
Mit großer Mehrheit verabschiedet der Bundestag das sogenannte Beschneidungsgesetz. In namentlicher Abstimmung wird es mit 434 Stimmen bei 100 Gegenstimmen angenommen, 46 Abgeordnete enthalten sich. Das Recht auf Beschneidung wird künftig im Sorgerecht verankert. Auch Mohalim können weiter praktizieren. Dieter Graumann, Präsident des Zentralrats der Juden, erklärt: »Ich bin froh und erleichtert.« Das Gesetz schaffe »endlich wieder Rechtssicherheit und beende hoffentlich die häufig unselige Debatte, die das Jahr 2012 geprägt hat«. Das Landgericht Köln hatte im Mai 2012 die religiös motivierte Beschneidung eines muslimischen Jungen als rechtswidrige Körperverletzung gewertet.Foto: dpa
DEZEMBER 2012: AUGSTEIN-KONTROVERSE
Das Simon Wiesenthal Center in Los Angeles veröffentlicht seine jährliche Liste der zehn übelsten antisemitischen und anti-israelischen Verleumder weltweit. An neunter Stelle steht ein prominenter deutscher Name: Jakob Augstein, Herausgeber der Wochenzeitung Freitag, Spiegel-Online-Kolumnist und gern gesehener Gast in Fernseh-Talkshows. Augstein, ein profilierter »Israelkritiker«, der in seinen Texten auch schon mal einen kausalen Zusammenhang zwischen der sozialen Not der entlassenen »Schlecker-Frauen« und deutschen U-Bootlieferungen an Israel konstruiert, fühlt sich – selbstverständlich – zu Unrecht angeprangert.Foto: dpa
Auszählung der Stimmen bei den israelischen Wahlen (Symbolbild)Foto: Flash90
MÄRZ 2013: RALPH GIORDANO 90
Ein deutsch-jüdisches Leben: Ralph Giordano, 1913 in Hamburg geboren, überlebt die Schoa mit Mutter und Bruder in einem Keller in seiner Heimatstadt versteckt. Nach der Befreiung 1945 wird er Journalist, unter anderem bei dieser Zeitung, als deren »dienstältesten Mitarbeiter« er sich gern bezeichnet. Es folgen Stationen bei Spiegel, NDR und WDR, wo Giordano sich durch seine oft preisgekrönten Fernsehdokumentationen einen Namen macht. Sein autobiografischer Roman Die Bertinis 1982 wird ein Bestseller. Auch mit 90 Jahren engagiert sich Ralph Giordano weiter als streitbarer Publizist gegen Judenhass und Antizionismus, ob von rechts, links oder islamistischer Seite.Foto: dpa
MÄRZ 2013: »VITRINENJUDEN« IM jÜDISCHEN MUSEUM BERLIN
»Die ganze Wahrheit – Was Sie schon immer über Juden wissen wollten« heißt eine neue, viel beworbene Ausstellung im Jüdischen Museum Berlin. Ein Clou der Schau: Besucher können einen in einem Plexiglaskasten sitzenden Juden alles fragen, was sie schon immer über das Judentum im Allgemeinen und Besonderen wissen wollten. Die Idee der »Vitrinenjuden« stößt allerdings vor allem in jüdischen Kreisen selbst auf ein geteiltes Echo. Manche sehen darin eine Art exotischen Exhibitionismus. Die Kontroverse schwappt über bis in amerikanische und israelische Medien. Die Ausstellung ist in aller Munde. Was wohl auch Sinn der Übung war.Foto: Marco Limberg
JULI 2013: MACCABIAH
Tausende jüdischer Athleten aus aller Welt treffen sich in Israel. Mit dabei auch 190 deutsche Aktive und Trainer. Sie schneiden unerwartet erfolgreich ab: Mit fünf Gold-, einer Silber- und sieben Bronzemedaillen belegt das deutsche Team den elften Platz in der Nationenwertung. Hanna Benenson, mit 13 Jahren die jüngste Athletin, erschwimmt in einer internationalen Mixed-Staffel Bronze. Der zweitjüngste Teilnehmer Leonid Sawlin bekommt Silber im Schach, der 16-jährige Mark Kvetny im Schachwettbewerb der Junioren sogar Gold. Die erfolgreichste deutsche Athletin ist Michal Nassi: Sie holt im Tischtennis Doppel-Gold und Bronze. Peter Marduchajew gewinnt ebenfalls Doppel-Gold (Florett, Säbel) und Bronze (Degen). Und eine weitere Ehre für die deutschen jüdischen Sportler: Die nächsten European Maccabi Games werden 2015 in Berlin stattfinden:Foto: Alice Forberg
JULI 2013: EU-»TERRITORIALKLAUSEL«
Die Kommission der Europäischen Union beschließt eine neue Richtlinie: EU-Fördergelder für gemeinsame europäisch-israelische Projekte im Wissenschafts-, Jugend-, Kultur- und Sportaustausch sollen in Zukunft nicht mehr vergeben werden, wenn die Empfängerorganisationen ganz oder auch nur teilweise ihren Sitz außerhalb der Grenzen von 1967 haben, also in Ostjerusalem, der Westbank und auf dem Golan. Damit will Brüssel ein Zeichen gegen die »illegale Siedlungspolitik« setzen. Israel reagiert empört. Da der jüdische Staat nicht bereit ist, diese »Territorialklausel« in seine Verträge mit der Eu- ropäischen Union einzufügen und zu unterzeichnen, könnte die Konsequenz ein Stopp jeder Zusammenarbeit in Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Sport sein.Foto: dpa
JULI/AUGUST 2013: ISRAELISCH-PALÄSTINENSISCHE FRIEDENSGESPRÄCHE
Mit einem Abendessen im State Department beginnt ein neuer Versuch, den Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern zu lösen. Erstmals seit drei Jahren sprechen beide Konfliktparteien wieder direkt miteinander, zunächst in Wa- shington, anschließend in Jerusalem. Die israelische Delegation wird von Justizministerin Zipi Livni geleitet, für die Palästinensische Autonomiebehörde sitzt deren langjähriger Chefunterhändler Sajeb Era-kat am Tisch. Als Zeichen des guten Willens lässt Israel zu Beginn der Gespräche 26 zum Teil wegen Mordes und Terrorismus verurteilte palästinensische Häftlinge frei, was in Teilen der Bevölkerung auf Protest stößt. Weitere 78 Gefangene sollen folgen. Ob die jetzigen Gespräche mehr Erfolg haben werden als vorausgegangene Versuche, ist ungewiss. In wesentlichen Fragen wie dem Status Jerusalems und dem Rückkehrrecht palästi- nensischer Flüchtlinge liegen die Positionen weit auseinander. Und: Die in Gaza regierende Hamas lehnt die Gespräche ab und kündigt an, eventuelle Ergebnisse nicht anzuerkennen.Foto: dpa
Worüber wir uns im vergangenen Jahr gefreut, geärgert und gewundert haben