Meinung

Alle Jahre wieder

Daniel Killy Foto: Weser Kurier, Volker Crone

Meinung

Alle Jahre wieder

Warum berichten viele deutsche Medien so tendenziös und unfair über den jüdischen Staat? Ein Kommentar aus gegebenen Anlass

von Daniel Killy  26.12.2019 17:40 Uhr

Alle Jahre wieder, wenn Weihnachten naht – und somit auch häufig zu Chanukka –  vollzieht sich in vielen Medien ein Ritual, das in seiner Wiederkehr und religiös-strengen Dramaturgie ähnlich verlässlich ist wie die Passionsspiele in Oberammergau – nur, dass die alle zehn Jahre stattfinden.

Das Präludium hat dieses Mal ein ARD-Bericht über ein neues Werk des britischen Pop-Art-Künstlers und notorischen »Israelkritikers« Banksy gemacht, der es mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks Jahr für Jahr schafft, die Geburt Jesu mit dem Schutzzaun gegen Terrorgrüße aus Gaza oder der Westbank zu verbinden. In diesem Jahr hat der Künstler die Heilige Familie vor einer Mauer platziert, die durch einen sternenförmigen Granateinschlag verziert ist.

Es geht darum, Israel, den Juden unter den Staaten, wieder einmal in ein schlechtes Licht zu rücken.

BETHLEHEM Das Stück selbst, das jährlich zur Aufführung gelangt, kümmert sich um Bethlehem und die vorgeblich desolaten Umstände seiner muslimischen Bewohner. An denen, man ahnt es, natürlich »die Juden« Schuld sind. Im Beitrag der ARD macht schon der Titel klar, worum es geht: »Die eingezwängte Stadt«. Die Unterzeile lautet: »Siedlungsbau bei Bethlehem«.

Zitat gefällig? »Von drei Seiten fressen sich die Siedlungen immer näher an die palästinensische Stadt und ihre Nachbardörfer heran, an der vierten Seite begrenzt die israelische Sperrmauer das Gebiet.«

CHRISTEN Mit keinem Wort wird erwähnt, warum der Schutzzaun errichtet wurde, keine Silbe wird dem fortwährenden palästinensischen Terror gewidmet – und auch nicht der korrupten Clique, die die Palästinensergebiete regiert und dafür gesorgt hat, dass in Jesu vorgeblicher Geburtsstadt immer weniger Christen wohnen. Es geht darum, Israel, den Juden unter den Staaten, wieder einmal in ein schlechtes Licht zu rücken.

Wollte man diese journalistische Farce politisch deuten, käme man leicht zu dem Schluss, dass der beste Ablass vor der deutschen Geschichte doch immer noch der ist, die Nachfahren der Opfer zu Tätern zu machen. So lässt sich mit der eigenen Täter-Herkunft gleich viel besser der Weihnachtsfrieden schließen.

Bei den Beiträgen aus und über Israel sind doch eigentlich professionelle Journalisten am Werk.

Zwei ganz entscheidende Unterschiede gibt es übrigens noch zu den frommen Aufführungen von Oberammergau und der Farce, die uns viele Medien regelmäßig zumuten. Erstens: Bei den Passionsspielen handelt es sich um ein Laienspiel, bei den Beiträgen aus und über Israel sind Profis am Werk.

Zweitens: Der Ursprung der bayerischen Spiele war 1634 ein Dank wegen einer überstandenen Pestepidemie. Die tendenziösen Beiträge zu Israel hingegen, sie sind die Pest – und noch längst nicht überstanden.

Der Autor ist freier Journalist in Hamburg.

Niedersachsen

Moscheen in Hannover mit »Israel«-Schriftzügen besprüht

Unbekannte haben »Israel«-Schriftzüge auf mehrere Moscheen in Hannover geschmiert. Niedersachsens Antisemitismus-Beauftragter und die jüdische Gemeinde reagieren entsetzt

 11.12.2025

Berlin

Erstmals Chanukka-Feier im Bundestag

Zur Feier werden unter anderem der Antisemitismusbeauftragte Felix Klein und Zentralrats-Geschäftsführer Daniel Botmann erwartet

 11.12.2025

Block-Prozess

Mutmaßlicher Entführer-Chef: Aussage gegen sicheres Geleit

Hat Christina Block den Auftrag erteilt, ihre Kinder aus Dänemark zu entführen? Der mutmaßliche Chef der Entführer äußert sich dazu als Zeuge vor Gericht

 11.12.2025

Brigitte Macrons Ausfall gegen Aktivistinnen entfacht eine landesweite Debatte.

Frankreich

First Lady an Abittans Seite – und gegen Feministinnen

Brigitte Macrons Ausfall gegen Feministinnen wirft ein Schlaglicht auf Frankreichs Umgang mit Protest, sexueller Gewalt und prominenten Beschuldigten.

von Nicole Dreyfus  11.12.2025

Parteien

Justiz prüft Äußerungen nach Neugründung von AfD-Jugend 

Nach einer Rede beim AfD-Jugendtreffen prüft die Staatsanwaltschaft Gießen mögliche Straftatbestände

von Janet Ben Hassin  10.12.2025

Debatte

Merz, Trump und die Kritik an der Migration

Deutschlands Bundeskanzler reagiert auf die Vorwürfe des US-Präsidenten

von Jörg Blank  10.12.2025

Debatte

Wie umgehen mit Xavier Naidoo?

Der Sänger kehrt auf die großen Bühnen zurück. Ausverkaufte Hallen treffen auf Antisemitismus-Vorfälle, anhängige Verfahren und eine umstrittene Entschuldigung - und auf die Frage, wie man heute dazu steht

von Stefanie Järkel, Jonas-Erik Schmidt  10.12.2025

Initiative

Bayerns Landtag will Yad-Vashem-Bildungszentrum in Freistaat holen

Die Idee hatte die Ampel-Koalition von Olaf Scholz: Eine Außenstelle der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Deutschland. Der Bayerische Landtag hat sich nun für einen Standort im Freistaat ausgesprochen

von Barbara Just  10.12.2025

Paris/Brüssel

EU-Gaza-Hilfe: Französischer Politiker hat »große Bedenken«

Benjamin Haddad, Frankreichs Staatssekretär für Europafragen, hat die Europäische Kommission aufgefordert, ihre Zahlungen an NGOs, die im Gazastreifen operieren, besser zu überwachen

 10.12.2025