Meinung

Propaganda-Krieg vor Gericht

Der Schriftsteller Rafael Seligmann Foto: imago images/VISTAPRESS

Meinung

Propaganda-Krieg vor Gericht

Wie Israel kriminalisiert und das Gesetz zur Waffe im politischen Kampf gegen den jüdischen Staat wird

von Rafael Seligmann  02.05.2024 12:06 Uhr

Der Eilantrag Nicaraguas, Deutschland die Unterstützung für Israel zu verbieten, ist vom Internationalen Gerichtshof abgelehnt worden. Das Regime von Präsident Ortega beschuldigt – ebenso wie Südafrika, das eine entsprechende Klage in Den Haag einreichte – Israel des Völkermords an den Palästinensern. Ortega will von der Verleumdungskampagne Pretorias profitieren.

Als das Vorhaben Nicaraguas von Den Haag vorerst durchkreuzt wurde, bekannte Berlins Vertreterin vor dem Internationalen Gericht ihre Genugtuung über den Entscheid: »Wir freuen uns, dass unsere Argumente das Gericht überzeugen konnten.« Das sind recht leise Töne für ein perfides Unterfangen.

Südafrika und Nicaragua verdrehen die Tatsachen und beschuldigen Israel, einen Genozid zu begehen; dabei macht Israel nach dem mörderischen Hamas-Terrorangriff bloß von seinem Recht auf Selbstverteidigung Gebrauch. Israel, das den überlebenden Juden Asyl bietet und sie verteidigt. Nachdem die Nazis sechs Millionen Juden ermorden konnten, weil kein Staat den bedrohten Hebräern Schutz gewährt hat. Auch nicht Nicaragua.

1948 sprach sich die Vollversammlung der UNO für die Teilung Palästinas und damit die Etablierung des jüdischen Staates aus. Damals, unter dem unmittelbaren Eindruck der Schoa, nahm man das Völkerrecht noch ernst. Heute dagegen instrumentalisieren Südafrika und Nicaragua das Völkerrecht zur Propaganda. Der Internationale Strafgerichtshof könnte ebenfalls versuchen, Israel zu kriminalisieren, indem er Benjamin Netanjahu per Haftbefehl sucht – genauso wie Russlands Diktator Wladimir Putin.

Das Gesetz wird zur Waffe im politischen Kampf gegen den jüdischen Staat. Anderswo scheren sie sich nicht um Recht und um Menschenleben. Etwa in Syrien, wo das Terrorregime Assads eine halbe Million Einwohner abschlachten ließ. Oder im Iran, das die Menschenrechte ignoriert und Kriege gegen Israel fernlenkt. Wie lange wollen sich die Demokratien an der Nase herumführen lassen?

Der Autor ist Historiker und Politologe.

Meinung

Die Namen in die Welt schreien

24 junge Männer in der Gewalt der Hamas sind wahrscheinlich noch am Leben - sie können und müssen durch ein Abkommen gerettet werden

von Sabine Brandes  28.04.2025

Meinung

Die UN, der Holocaust und die Palästinenser

Bei den Vereinten Nationen wird die Erinnerung an den Holocaust mit der »Palästina-Frage« verbunden. Das ist obszön, findet unser Autor

von Jacques Abramowicz  25.04.2025

Meinung

Nur scheinbar ausgewogen

Die Berichte der Öffentlich-Rechtlichen über den Nahostkonflikt wie die von Sophie von der Tann sind oft einseitig und befördern ein falsches Bild von Israel

von Sarah Maria Sander  24.04.2025

Essay

Der verklärte Blick der Deutschen auf Israel

Hierzulande blenden viele Israels Vielfalt und seine Probleme gezielt aus. Das zeigt nicht zuletzt die Kontroverse um die Rede Omri Boehms in Buchenwald

von Zeev Avrahami  24.04.2025

Meinung

Ich habe versagt

Damit sich ein Ereignis wie die Schoa nicht wiederholt, kommt es darauf an, wie wir erinnern. Doch wir sind offenbar dabei, genau das den Falschen zu überlassen

von Sophie Albers Ben Chamo  23.04.2025

Jom Haschoa

Zwei Minuten Stillstand?

Sollte in Deutschland in derselben Art und Weise wie in Israel an die Opfer der Schoa erinnert werden? Ein Gastbeitrag von Felix Klein

von Felix Klein  22.04.2025

Kommentar

Bezalel Smotrich, die Geiseln in Gaza und der moralische Teufelskreis

Zum Gesellschaftsvertrag in Israel gehört es, dass kein Soldat und kein Opfer von Terror zurückgelassen wird. Niemand! Niemals! Koste es, was es wolle. Was es bedeutet, dies nun in Frage zu stellen

von Daniel Neumann  22.04.2025

Kommentar

Bis zuletzt wollte Mustafa A. aus Lahav Shapira einen Täter machen

Dem Täter tue es leid, dass sein Angriff »instrumentalisiert wird, um jüdischen Bürgern Angst einzuflößen«. Ein unverfrorener Satz

von Nils Kottmann  17.04.2025

Volker Beck

Den Kampf gegen Antisemitismus nicht vereinnahmen

US-Präsident Trump nimmt den Antisemitismus an der Harvard University zum Anlass für einen Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit und die Rechtsgleichheit für alle

von Volker Beck  16.04.2025