Meron Mendel

Perspektivwechsel dank Freundschaft

Meron Mendel Foto: David Bachar / Bildungsstätte Anne Frank

Wir leben in einer Zeit, in der Politik maßgeblich von Interessen und Pragmatismus motiviert scheint. Doch gibt es Ausnahmen: etwa die Freundschaft zwischen Israels Präsident Reuven Rivlin und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Wie sich die besondere Beziehung zwischen Israel und Deutschland in einer authentischen Freundschaft zweier Staatsmänner ausdrückt, habe ich letzte Woche als Teil der deutschen Delegation erfahren.

Sie hat Tradition: Die Freundschaft zwischen Konrad Adenauer und David Ben Gurion legte vor mehr als 50 Jahren den Grundstein für das deutsch-israelische Verhältnis nach der Schoa. Dass auch die Freundschaft heute mehr als eine Fassade ist, war während des dreitägigen Besuchs nicht zu übersehen. Nicht nur in Worten, sondern auch in kleinen Gesten wie Umarmungen und Schulterklopfen.

Auf einmal wurde mir klar, dass sich seit meiner Jugend im Kibbuz auch mein Verhältnis zu Deutschland komplett verändert hat.

Es war kein Zufall, dass ausgerechnet der Gast aus Deutschland der letzte ausländische Besucher der Residenz war: Am Mittwoch endete Rivlins Amtszeit.

»Als Student habe ich gegen die Etablierung der diplomatischen Beziehungen zwischen Israel und Deutschland demonstriert«, gab Rivlin zu. Diese Position habe sich seitdem grundlegend geändert. »Unsere gemeinsame Reise hat uns durch das Vernichtungslager Auschwitz geführt. Ich habe im deutschen Bundestag eine Rede auf Hebräisch gehalten.« Kurz vor der Corona-Pandemie lud Rivlin seinen Freund ein, als erster deutscher Bundespräsident in Yad Vashem zu sprechen. »Meine Amtszeit geht dem Ende zu, unsere Freundschaft aber wird bleiben«, fasste Rivlin nun zusammen.

NEGEV Es war nur symbolisch, dass wir zur letzten Station des Besuchs in die Negevwüste fuhren. Hier, am Grab von David Ben Gurion, dachte ich an dessen Freundschaft mit Konrad Adenauer. Bevor unsere Kolonne sich auf den Weg Richtung Flughafen machte, habe ich beim Vorbeifahren noch auf meinen Geburtsort, den Kibbuz Mashabe Sade, blicken können. Auf einmal wurde mir klar, dass sich seit meiner Jugend im Kibbuz auch mein Verhältnis zu Deutschland komplett verändert hat: Auch bei mir waren es Freundschaften, die einen Perspektivwechsel ermöglicht haben.

Der Autor ist Direktor der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt.

Meinung

Wieder ein Milliarden-Blankoscheck für Palästina?

Europa will den Wiederaufbau Gazas mit 1,6 Milliarden Euro fördern. Glaubt man in Brüssel wirklich, durch Scheckbuchdiplomatie etwas zum Besseren verändern zu können?

von Jacques Abramowicz  07.11.2025

Kommentar

In Zohran Mamdanis New York werden Juden geduldet, nicht akzeptiert

»Liberale Zionisten« müssen in der Regierung des neuen Bürgermeisters keinen »Lackmustest« fürchten. Was beruhigend klingen soll, zeigt, wie stark der Antisemitismus geworden ist - nicht zuletzt dank Mamdani

von Gunda Trepp  07.11.2025 Aktualisiert

Kommentar

Wo Israel antritt, rollt der Ball ins moralische Abseits

Israelische Spieler und Fußballfans werden schon lange dafür diskriminiert, dass sie von anderen gehasst werden.

von Louis Lewitan  06.11.2025

Meinung

Wenn deutsche Linke jüdische Selbstbestimmung ablehnen

In einer Resolution delegitimiert die Linksjugend Israel als koloniales, rassistisches Projekt. Dabei ist der Staat der Juden nicht zuletzt eine Konsequenz aus den Verbrechen der Deutschen im Nationalsozialismus

von Frederik Schindler  06.11.2025

Meinung

Ich kann euch nicht hören

Während im Sudan die schwerste humanitäre Krise der Welt tobt, schweigen die selbst ernannten Menschenrechts-Demonstranten in Europa und auf der Welt

von Sophie Albers Ben Chamo  02.11.2025

Kommentar

Politisches Versagen: Der Israelhasser Benjamin Idriz soll den Thomas-Dehler-Preis erhalten

Wer, wie der Imam, den 7. Oktober für seine Diffamierung des jüdischen Staates und der jüdischen Gemeinschaft instrumentalisiert, ist eines Preises unwürdig

von Saba Farzan  28.10.2025

Meinung

Antisemitismus der Anständigen

Judenhass in der Schweiz ist brandgefährlich, weil er so höflich und diskret daherkommt

von Zsolt Balkanyi-Guery  27.10.2025

Meinung

Die SP im moralischen Blindflug

Mit zwei widersprüchlichen Resolutionen beweist die Sozialdemokratische Partei der Schweiz einmal mehr ihre ethische Orientierungslosigkeit

von Nicole Dreyfus  27.10.2025

Meinung

Warum die UNRWA seit 77 Jahren den Frieden in Nahost blockiert

Das UN-Flüchtlingshilfswerk für die Palästinenser verursacht erhebliche Probleme. Daher gibt es nur einen Weg

von Jusek Adlersztejn  27.10.2025