Martin Krauss

Olympia: Boykott verliert

Martin Krauß Foto: privat

Bei den Olympischen Spielen in Tokio waren es zwei Judoka. Sonst sind es auch schon mal Ringer, Schwimmer oder Fußballer, die sich weigern, gegen Israelis anzutreten. Es hat den Anschein, als käme so etwas immer häufiger vor, auch wenn es sich nicht exakt zählen lässt.

Der jüngste Boykott-Athlet, Mohamed Abdalrasool aus dem Sudan, hat beispielsweise eine Schulterverletzung vorgeschützt. Stimmt der Eindruck, dass sich in Ereignissen wie Olympia ein großer Rückschritt offenbart? Dass es für den jüdischen Staat und für Juden in aller Welt immer schwieriger wird, sich mit der Selbstverständlichkeit zu behaupten, die ihnen zusteht?

normalisierung Ich glaube: Nein. Es ist gerade die Normalisierung der Stellung Israels im Weltsport, die so manches Regime und seine Sportler auf die in jeder Hinsicht dumme Boykott-Idee bringt. So war Israel lange Zeit sportlich zu schwach, um in irgendeiner Weise aufzufallen. Die erste Olympiamedaille konnte das kleine Land erst 1992 feiern.

Nicht Israel hat den Schaden solcher Boykotte, sondern die vermeintlich so heroischen Boykotteure.

Mittlerweile aber sind Erfolge nicht mehr so selten, eine Folge der Integration Israels in europäische Sportstrukturen. Gleich zum Auftakt der Spiele in Tokio gewann etwa die 19-jährige Taekwondo-Kämpferin Avishag Semberg Bronze für Israel. Und mehr ist noch möglich. Aber auch sportpolitisch hat Israel an Gewicht zugelegt. Lange etwa mussten Angehörige darum kämpfen, dass es endlich ein offizielles Gedenken für die Opfer des Olympiamassakers 1972 gibt – bei der Tokioter Eröffnungsfeier gab es das endlich.

weltsport Es spricht also tatsächlich viel für die These, dass uns die Attacken stärker auffallen, weil Israel sich aus berechtigtem Selbstbewusstsein heraus im Weltsport nicht mehr zu verstecken braucht. Dazu passt auch, dass nicht Israel den Schaden solcher Boykotte hat, sondern die vermeintlich so heroischen Israel-Boykotteure. Die verzichten auf sportlichen Erfolg und geben sich zudem in aller Welt als peinliche Marionetten ihrer Regimes zu erkennen.

Wie es anders geht, hat Saeid Mollaei vorgemacht. Der iranische Judoka wurde von seinem Regime bedroht, weil er 2019 einen Kampf gegen einen Israeli nicht absagen wollte. Mollaei verließ lieber sein Land, reiste zu Wettkämpfen nach Israel, tritt in Tokio für die Mongolei an – und hat dort Silber gewonnen.

Der Autor ist freier Sportjournalist in Berlin.

Daniel Killy

Es war Terror, keine »Schießerei«

Das Wort Schießerei taucht hierzulande medial bei fast jedem palästinensischen Terrorangriff gegen Israelis auf. Diese Art der verbalen Schuldumkehr ist unerträglich

von Daniel Killy  27.05.2023

Doron Rubin

Einspruch

Ein Grund zum Feiern

Doron Rubin ist davon überzeugt, dass unsere Verfassung der Garant für lebendiges Judentum in Deutschland ist

von Doron Rubin  25.05.2023

Meinung

Tora und Traktoren

Schawuot ist weniger bekannt als Pessach oder Sukkot. Dennoch sollte das Wochenfest seiner Bedeutung entsprechend gewürdigt werden

von Rabbiner Raphael Evers  25.05.2023

Meinung

Jewrovision: Die Bühne gehört den JuZes

Monatelang bereiten sich die Jugendlichen auf ihren Auftritt vor – das sollte im Mittelpunkt stehen

von Katrin Richter  25.05.2023

Michael Thaidigsmann

Beredtes Schweigen zu Israels Geburtstag

Das Verhältnis zwischen Deutschland und Israel ist, trotz »Staatsräson« und »Aussöhnung«, weiterhin kein einfaches

von Michael Thaidigsmann  18.05.2023

Daniel Killy

Null Punkte für Israel beim ESC

Mit allem scheinen sich Jury und Voter identifizieren zu können, nur nicht mit Israel – schade

von Daniel Killy  18.05.2023

Einspruch

Warum Adidas die Yeezys von Kanye West verramschen sollte

Marcel Reif hat eine Empfehlung zur Diskussion um Adidas, den Kanye-West-Skandal und die teuren Schuhe

von Marcel Reif  18.05.2023

Eren Güvercin

Wir haben Erdogans Agitation ignoriert

Die Zustimmung zu dem Autokraten ist hierzulande unter Türkeistämmigen hoch. Das liegt auch an Fehlern der deutschen Politik und Zivilgesellschaft

von Eren Güvercin  14.05.2023

Einspruch

Mit zweierlei Maß

Rafael Seligmann ärgert sich über die EU-Delegation in Israel, die einen diplomatischen Empfang absagte

von Rafael Seligmann  11.05.2023