Volker Beck

Israelhass nicht dulden

Volker Beck Foto: Marco Limberg

Volker Beck

Israelhass nicht dulden

Keine Krise, kein Konflikt, den antisemitische Trittbrettfahrer nicht für die Verbreitung von Lügen und Gerüchten nutzen

von Volker Beck  18.03.2022 08:40 Uhr

Keine Krise, kein Konflikt, den antisemitische Trittbrettfahrer nicht für die Verbreitung von Lügen und Gerüchten nutzen. Jüngstes Beispiel ist Aiman Mazyeks Stellvertreter, Mehmet Celebi, beim Zentralrat der Muslime (ZMD), der das von Putin verantwortete humanitäre Elend in der Ukraine für Opferkonkurrenz und seine notorische Agitation gegen den jüdischen Staat nutzt.

In einer Instagram-Story hat er eine Collage geteilt. Zu sehen sind zwei Kinder im Schwimmbecken mit ihrer Mutter (»World’s Attention«). Die Mutter hält – zynischerweise – ein lachendes Kind mit der Aufschrift »Ukraine« hoch, während das andere mit der Aufschrift »Palestine« zu ertrinken droht.

vorwurf Der Vorwurf ist so widerlich wie unmissverständlich: Während die Welt das Elend der Ukrainer wahrnimmt, droht Palästina zu sterben – ohne dass die restliche Welt Notiz nimmt. »Der Post von Herr Celebi gibt in keiner Weise die Haltung des ZMD wieder«, heißt es aus der Pressestelle des Zentralrats der Muslime schmallippig.

Wer gegenüber Grauen Wölfen, Muslimbrüdern und iranischen Mullahs keine klare Kante zeigt, muss an den Katzentisch.

Nicht zum ersten Mal. Denn mit dieser Art von Opferkonkurrenz oder mit islamistisch-nationalistischen Posts vergiftet Mehmet Celebi immer wieder das politische Klima. In der Vergangenheit verbreitete er Karten, auf denen es zwischen Jordan und Mittelmeer nur Palästina gab.

vergleich Im Mai 2021 verglich er die Reaktionen der israelischen Verteidigungsarmee auf den Raketenbeschuss aus Gaza mit der Schoa. Das war selbst seinem Vorsitzenden Mazyek zu viel. »Das Vertrauen ist hin, und eine Zusammenarbeit unter meiner Führung ist mit Herrn Celebi endgültig beendet. Kommende ZMD-Wahl wird Klarheit schaffen«, schrieb dieser damals auf Twitter. Geworden ist daraus bisher aber noch nichts.

Diese Art Konsequenzlosigkeit darf man Herrn Mazyek und seinem Verein nicht durchgehen lassen. Wer gegenüber Grauen Wölfen, Muslimbrüdern und iranischen Mullahs keine klare Kante zeigt, muss an den Katzentisch. Am Tisch der Demokraten ist da vorerst kein Platz.

Der Autor leitet beim Tikvah Institut das Projekt »Scientia«.

Meinung

Mit Martin Hikel geht einer, der Tacheles redet

Der Neuköllner Bürgermeister will nicht erneut antreten, nachdem ihm die Parteilinke die Unterstützung entzogen hat. Eine fatale Nachricht für alle, die sich gegen Islamismus und Antisemitismus im Bezirk einsetzen

von Joshua Schultheis  16.11.2025

Meinung

Die Ukrainer brauchen unsere Hilfe

Die Solidarität mit ukrainischen Geflüchteten in Deutschland nimmt ab. Aus einer jüdischen Perspektive bleibt es jedoch wichtig, auch weiterhin nicht von ihrer Seite abzuweichen

von Rabbinerin Rebecca Blady  16.11.2025

Meinung

Israel: Keine Demokratie ohne Pressefreiheit

Den Armeesender abschalten? Warum auch jüdische Journalisten in der Diaspora gegen den Plan von Verteidigungsminister Katz protestieren sollten

von Ayala Goldmann  14.11.2025

Meinung

Jason Stanley und der eigentliche Skandal

Ohne mit allen Beteiligten gesprochen zu haben und ohne zu wissen, was wirklich passiert ist, schrieb die deutsche Presse das Ende des jüdisch-liberalen Diskurses herbei. Dabei offenbart sich, wie leichtfüßig Stereotype gefüttert werden

von Daniel Neumann  14.11.2025

Gastbeitrag

Kein Ende in Sicht

Der Antisemitismus ist in den vergangenen zwei Jahren eskaliert. Wer jetzt glaubt, dass es eine Rückkehr zum Status vor dem 7. Oktober 2023 gibt, macht es sich zu leicht. Denn auch vor dem »Schwarzen Schabbat« trat der Antisemitismus zunehmend gewaltvoller und offener zutage

von Katrin Göring-Eckardt, Marlene Schönberger, Omid Nouripour  13.11.2025

Sabine Brandes

Wie Donald Trump Israels Demokratie angreift

Der US-Präsident hat angekündigt, in den Korruptionsprozess gegen Israels Premierminister Benjamin Netanjahu eingreifen zu wollen. Damit geht der Amerikaner eindeutig zu weit

von Sabine Brandes  12.11.2025

Kommentar

In Zohran Mamdanis New York werden Juden geduldet, nicht akzeptiert

»Liberale Zionisten« müssen in der Regierung des neuen Bürgermeisters keinen »Lackmustest« fürchten. Was beruhigend klingen soll, zeigt, wie stark der Antisemitismus geworden ist - nicht zuletzt dank Mamdani

von Gunda Trepp  11.11.2025 Aktualisiert

Meinung

Wahlen in Ostdeutschland: Es gibt keine Zeit zu verlieren

In Mecklenburg-Vorpommer und Sachsen-Anhalt wird im September gewählt. Es steht viel auf dem Spiel: Eine AfD-Regierung könnte großen Schaden anrichten. Leidtragende wären nicht zuletzt die jüdischen Gemeinden

von Joshua Schultheis  10.11.2025

Meinung

Wieder ein Blankoscheck für Palästina?

Europa will Gazas Wiederaufbau finanziell fördern. Glaubt man in Brüssel wirklich, Millionen an Hilfsgeldern würden etwas zum Besseren verändern, fragt unser Autor

von Jacques Abramowicz  10.11.2025 Aktualisiert