Meinung

Grüne Jugend: Vertrauen verloren

JSUD-Präsident Ron Dekel Foto: Gregor Matthias Zielke

Meinung

Grüne Jugend: Vertrauen verloren

Die jüngsten Aussagen der Co-Vorsitzenden Jette Nietzard zu Nahost waren ein Fehltritt zu viel. Die Grüne Jugend braucht einen personellen Neuanfang

von Ron Dekel  11.06.2025 11:50 Uhr

In Deutschland scheint es derzeit einen Wettbewerb zu geben, wer sich schneller und deutlicher vom jüdischen Staat distanzieren kann. Der vorläufige Tiefpunkt wurde nun mit einem Video der Grünen Jugend erreicht, veröffentlicht auf dem offiziellen Instagram-Kanal des Parteinachwuchses. In diesem sagte Co-Vorsitzende Jette Nietzard, dass seit dem 7. Oktober 2023 »über 50.000 PalästinenserInnen und 1200 Israelis bei militärischen Operationen umgekommen« seien.

Die Bezeichnung »militärische Operation« für den Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 ist nicht nur sachlich falsch, sondern stammt auch sprachlich direkt aus dem Arsenal islamistischer und linksextremer Gruppen, die den Mord an über 1200 Menschen relativieren oder rechtfertigen wollen.

Dass eine solche Aussage im Vorfeld offenbar intern weder kritisch hinterfragt noch korrigiert wurde, wirft Fragen auf. Entweder war es ein bewusster Tabubruch, oder es ist ein Zeichen dafür, dass es innerhalb der Grünen Jugend an grundlegender Sensibilität im Umgang mit Antisemitismus fehlt. Beides ist gleichermaßen besorgniserregend.

Jüdische Mitglieder der Grünen Jugend denken gerade über ihren Austritt nach – oder haben diesen bereits vollzogen.

Unabhängig von der Intention und der später erfolgten Entschuldigung Nietzards lässt sich festhalten: Die Aussage ist nicht entschuldbar. Das Vertrauen vieler junger Jüdinnen und Juden in die Grüne Jugend ist erschüttert. Einige jüdische Mitglieder denken über ihren Austritt nach, andere – wie Hanna Veiler, die ehemalige Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD) – haben diesen Schritt bereits vollzogen.

In der JSUD werden nun klare Konsequenzen gefordert. Neben einem personellen Neuanfang auf der Führungsebene der Grünen Jugend geht es auch um die Frage, wie antisemitismuskritische Bildungsarbeit in der Organisation künftig aussehen kann. Die Ereignisse der vergangenen Tage zeigen deutlich, dass diese notwendig ist. Denn eines ist klar: Dieser Fehltritt war einer zu viel.

Der Autor ist Präsident der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD).

Meinung

Die »Staatsräson« mit neuem Leben füllen

Umfragen zeigen, dass Israel hierzulande alles andere als beliebt ist. Dabei sollte allen Deutschen das Schicksal des jüdischen Staates am Herzen liegen - gerade angesichts der Bedrohung aus dem Iran

von Nikolas Lelle  16.06.2025

Kommentar

Der Öl-Preis muss fallen, damit die Mullahs stürzen

Wenn der Preis für Rohöl auf unter 10 US-Dollar fällt, gehen die Saudis nicht pleite, aber der Revolutionsführer Khamenei sehr wohl. Putin übrigens auch.

von Saba Farzan  16.06.2025

Iman Sefati

Warum viele Exil-Iraner Israel dankbar sind

»Viele Exil-Iraner sehen in diesen Angriffen nicht Krieg, sondern Hoffnung«, schreibt der Autor

von Iman Sefati  15.06.2025

Meinung

Israel verteidigt sich – und schützt die Region

Warum der Angriff auf iranische Atomanlagen notwendig war – und was Europa daraus lernen muss

von Carsten Ovens  15.06.2025

Manifest zur Außenpolitik

Gilt das Versprechen der SPD auch für ukrainische Kinder?

Unser Gastautor wurde in der Ukraine geboren und ist Jude. Seit vielen Jahren ist er SPD-Mitglied. Das neue Manifest einiger Altvorderer zur Außenpolitik macht ihn wütend

von Igor Matviyets  13.06.2025

Meinung

Die Menschen im Iran sind Israel dankbar

Der jüdische Staat hat durch seine Luftangriffe den Iranern die Chance gegeben, die islamistische Diktatur in Teheran endlich loszuwerden. Das ist eine historische Gelegenheit

von Saba Farzan  13.06.2025

Schlag gegen Iran

Ein notwendiger Schritt

Israel hat alles Recht der Welt, sich gegen das iranische Atomprogramm zu wehren. Teheran darf niemals in den Besitz von Atomwaffen gelangen. Ein Kommentar von Philipp Peyman Engel

von Philipp Peyman Engel  13.06.2025

Meinung

Präventivschlag gegen eine existenzielle Bedrohung

Irans Atomprogramm verfolgt keine friedlichen Ziele. Nach dem Scheitern der diplomatischen Bemühungen ist Israels Angriff gerechtfertigt

von Ulrike Becker  13.06.2025

Meinung

Warum Israel die Ukraine jetzt offen militärisch unterstützt

Die Ukraine nutzt nun auch Waffensysteme aus israelischen Beständen. Der Hintergrund für die veränderte Politik Jerusalems ist eine Machtverschiebung in Nahost

von Saba Farzan  12.06.2025