Olaf Sundermeyer

Die Spaltung des Landes verhindern!

Olaf Sundermeyer Foto: dpa

Olaf Sundermeyer

Die Spaltung des Landes verhindern!

Worum es im Kampf gegen Rechtsextreme noch geht

von Olaf Sundermeyer  26.09.2019 10:09 Uhr

Der Blick auf die politisch blau eingefärbten Flächen im Osten der Republik enthält eine deutliche Warnung. Und zwar nicht in erster Linie vor der AfD. Vielmehr offenbart er gesellschaftliche Verwerfungen und Risse. Aufgeplatzt schon lange Zeit, bevor es die AfD überhaupt gab, sind sie jetzt für jedermann sichtbar. Damit aus diesen Rissen keine Spaltung des Landes wird, bedarf es mehr als billiger Empörung über Demokratieverächter.

GEMENGELAGE Die in Teilen rechtsradikale AfD ist nämlich nur Symptom für eine problematische Gemengelage. Zwar ist es wichtig, immer wieder das Wesen der AfD auszuleuchten, ihre Verbindungen ins völkische Lager und ihr Streben nach einem Systemwechsel – auch wenn das den meisten AfD-Wählern egal ist. Vorrangig muss aber sein, die Probleme anzugehen, die hinter den Wahlergebnissen liegen: die starken Zweifel an der Demokratie, das gesunkene Vertrauen in den Staat, die EU-Skepsis, Ängste vor Globalisierung, Identitätsverlust, sozialem Abstieg und einer unsicheren Zukunft. Daran müssen alle arbeiten, denen an der Demokratie gelegen ist, und um die drohende Spaltung abzuwenden.

Hinter den Wahlergebnissen liegen starke Zweifel an der Demokratie und gesunkenes Vertrauen in den Staat.

Das aber wird nicht gelingen, wenn sich die Wohlmeinenden stets gegenseitig versichern, auf der richtigen Seite zu stehen, während sich diejenigen, die sich auf der anderen Seite wähnen, in ihrer Blase noch weiter entfernen. Und zwar angetrieben von einer AfD, deren Geschäftsmodell die Polarisierung ist. Sie gibt denen eine Stimme, die sich von der ihnen fremden Berliner Republik nicht gehört fühlen. Das tut sie nicht nur in Sachsen, Brandenburg und Thüringen (hier wird am 29. Oktober gewählt), sondern auch im Westen. Etwa dort, wo der industrielle Wandel gesellschaftliche Risse offenbart oder das soziale Stadt-Land-Gefälle besonders steil ist.

EINIGKEIT Es geht um den Zusammenhalt, um die Besinnung auf das, was Deutschland eint, und nicht auf das, was die Menschen trennt. Es geht nicht gegen einzelne Personen oder gegen eine Partei, sondern es geht für etwas: für Einigkeit und Recht und Freiheit in einem demokratischen Land.

Der Autor ist freier Journalist in Berlin. Am 3. Oktober läuft in der ARD seine TV-Doku »Kampf ums Land – Steinmeiers Ringen um Zusammenhalt« (mit Torsten Mandalka).

Meinung

Die Schweiz als Ausweichort: Ein Lehrstück über den Umgang mit kontroversen Positionen

Linke Intellektuelle verbreiteten auf einer Tagung anti-israelische Verschwörungstheorien. Die Veranstaltung zeigt, warum wir den offenen, präzisen Diskurs gegen jene verteidigen müssen, die Wissenschaftlichkeit als Tarnkappe missbrauchen

von Zsolt Balkanyi-Guery  12.12.2025

Meinung

Nemo unverbesserlich

Nemo gibt mit Rückgabe der ESC-Siegertrophäe auch Haltung ab. Statt Rückgrat zu zeigen, schwimmt das Schweizer Gesangswunder von 2024 im postkolonialen Strom mit

von Nicole Dreyfus  12.12.2025

Andrea Kiewel

Ein Weltwunder namens Regen

Jedes Jahr im Dezember versetzt der Regen die Menschen in Israel in Panik - dabei ist er so vorhersehbar wie Chanukka

von Andrea Kiewel  11.12.2025 Aktualisiert

Meinung

Eurovision: Mobbing statt Musik

Eigentlich versteht jeder, dass Musiker nicht mit ihren Regierungen identisch sind. Wenn es um den jüdischen Staat geht, scheint diese Logik jedoch nicht zu gelten

von Sabine Brandes  07.12.2025

Zwischenruf

Die außerirdische Logik der Eurovision

Was würden wohl Aliens über die absurden Vorgänge rund um die Teilnahme des jüdischen Staates an dem Musikwettbewerb denken?

von Imanuel Marcus  07.12.2025

Meinung

Zurück ins Mittelalter?

Die israelische Regierung will die Todesstrafe wieder einführen. Das ist geschichtsvergessen und verblendet

von Sophie Albers Ben Chamo  04.12.2025

Meinung

Wagenknechts Schiffbruch

Nur etwa zwei Jahre nach seiner Gründung steht das BSW vorm endgültigen Scheitern – eine gute Nachricht! Dennoch bleibt ein übler Nachgeschmack

von Ralf Balke  04.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  03.12.2025 Aktualisiert

Meinung

Die neue AfD-Jugendpartei ist kein bisschen weniger extrem

Die »Junge Alternative« wurde durch die »Generation Deutschland« abgelöst. Doch die Neuordnung der AfD-Jugendorganisation diente keineswegs ihrer Entradikalisierung

von Ruben Gerczikow  02.12.2025