Meinung

Die linke Tour der Alice Weidel

Michael Thaidigsmann, Redakteur der Jüdischen Allgemeinen Foto: privat

Die AfD-Kanzlerkandidatin macht sich die Welt, wie sie ihr gefällt. Die überwiegend linken Demonstranten gegen den AfD-Parteitag in Riesa nannte Alice Weidel in ihrer Rede am Samstag »rot lackierte Nazis«. Dagegen seien die Nationalsozialisten braun lackierte Linke gewesen, so Weidel sinngemäß vergangene Woche in einem Live-Podcast mit Tech-Milliardär Elon Musk.

Adolf Hitler? Ein Kommunist, dozierte Weidel. Die NSDAP habe schließlich den Sozialismus im Parteinamen geführt und Hitler die Industrie verstaatlicht. »Ich bin Ökonomin, und für uns ist völlig klar, dass Adolf Hitler ein Linker war«, schwadronierte sie im Anschluss bei RTL.

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Klar, die nachträgliche Umwidmung der Nazis dient der Reinwaschung ihrer in großen Teilen rechtsextremen Partei. Bewusst blendet Weidel dabei aus, dass Hitler nur durch massive Unterstützung deutscher Industrieller und konservativer Kreise an die Macht kam. Und dass er die Großindustrie eben nicht verstaatlichte. Sie verschweigt auch, dass die Nazis Linke als ihre Erzfeinde ansahen und nach der Machtergreifung
1933 in Konzentrationslager sperrten.

Nein, Hitler war nun wirklich kein Linker. Er war der prototypische Rechtsextremist. Das Wohl arbeitender Menschen war ihm gleichgültig, obwohl seine Partei natürlich um deren Unterstützung buhlte und auch einige linke Ideen vereinnahmte. Folgt man Alice Weidels Logik, stünde auch die AfD links. Schließlich steht die Partei mit einigen ihrer Forderungen in der Tradition des deutschen Rechtsextremismus. Wollte die NSDAP laut Programm von 1920 Juden aus Deutschland entfernen, verwendet die AfD heute den rechten Kampfbegriff »Remigration« zur Ausschaffung von Zugewanderten.

Dass Alice Weidel den Judenhass der Nazis »sozialistisch« nennt und ausgerechnet ihre Partei zur »einzigen Beschützerin« der Juden in Deutschland ausruft, ist infam. Die meisten der so Vereinnahmten sind schließlich dezidiert anderer Meinung. Doch das juckt sie ebenso wenig wie die unter Historikern vorherrschende Ansicht zu Hitlers politischer Verortung rechts außen.

Bei Alice Weidel wird aus Wahrheit sehr schnell Lüge. Und umgekehrt.

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