Kommentar

Danke für nichts, Gil Ofarim

Gil Ofarim Foto: IMAGO/Christian Grube

Gil Ofarim hat vor Gericht seine Lüge eingestanden. Der Scherbenhaufen, den er mit seinem zwei Jahre andauernden Leugnen hinterlässt, ist immens und längst noch nicht abgeräumt. Warum brauchte Ofarim so lange, um reinen Tisch zu machen? Warum ließ er es sogar auf einen Prozess ankommen, der nicht nur kostspielig war, sondern zusätzlich Salz in die Wunden aller Betroffenen streute?

Ob seine Anwälte ihn schlecht berieten oder ob er nur zu stur war, um seinen Fehler anzuerkennen, lässt sich von außen nicht beurteilen. Seine Verteidigungsstrategie, die es auf einen Prozess ankommen ließ, ist jedenfalls krachend gescheitert. Mit der ihm jetzt auferlegten Geldstrafe ist Ofarim noch glimpflich davongekommen.

Darüber, dass der Musiker Jüdinnen und Juden in Deutschland, die gerade in diesen Zeiten immer stärker ins Visier von Antisemiten geraten, mit seiner Videoaktion einen Bärendienst erwiesen hat, ist viel gesagt und geschrieben worden.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Weniger wurde hingegen über das Hauptopfer von Ofarims Anschuldigungen gesprochen, den Hotelangestellten Markus W. Dessen berufliche Existenz und guter Ruf standen nämlich wegen Ofarims diffamierender Videoaktion lange Zeit in Frage. Wochenlang nahm kaum jemand W. die Beteuerung ab, der Vorfall habe sich gar nicht so zugetragen, wie von Ofarim im Video behauptet.

Erst nach mühsamer Ermittlungsarbeit der Staatsanwälte konnte W. entlastet und folglich Ofarim belastet werden. Man kann sich ausmalen, was Markus W. in dieser Zeit durchmachen musste. Öffentlich wurde seine Entlassung gefordert, auch sein vollständiger Name kursierte im Netz.

Der auf ihm lastende Druck sei unvorstellbar gewesen, sagte W. im Prozess, wo er als Nebenkläger auftrat. Er habe sich nicht mehr getraut, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren, konnte zeitweise nicht mehr an der Hotelrezeption arbeiten und leide bis heute unter dem Vorfall. Daran wird wahrscheinlich auch der Schadensersatz, den Ofarim W. zahlen muss, nichts ändern.

Im Gerichtssaal nahm Markus W. dennoch Gil Ofarims knappe Bitte um Entschuldigung an. Nach dem Erlebten war das nicht selbstverständlich. Er hätte auch sagen können: »Danke für nichts.« Denn noch ist immer noch nicht ganz klar, was den Musiker geritten hatte und warum er der Öffentlichkeit eine Unwahrheit aufgetischt hatte, die beinahe die berufliche Existenz eines Menschen vernichtet hätte.

Meinung

Der erfundene »Völkermord«

Wer für einen Genozid verantwortlich ist, versorgt dessen angebliche Opfer nicht, warnt sie nicht vor Angriffen und richtet weder Fluchtrouten noch humanitäre Zonen ein

von Imanuel Marcus  18.09.2025

Meinung

Vereinte Nationen: Alter Wein in neuen Schläuchen

Kommende Woche soll in New York eine Resolution zum Nahostkonflikt verabschiedet werden. Sie ist hochproblematisch. Deutschland sollte dagegen stimmen

von Jacques Abramowicz  18.09.2025

Kommentar

Die Tränen des Kanzlers

Bei seiner Rede in München gab Friedrich Merz ein hochemotionales Bekenntnis zur Sicherheit jüdischen Lebens ab. Doch zum »Nie wieder dürfen Juden Opfer werden!« gehört auch, den jüdischen Staat nicht im Stich zu lassen

von Philipp Peyman Engel  18.09.2025 Aktualisiert

Meinung

Für das Leben entscheiden

Die Fortführung der Kampfhandlungen in Gaza gefährdet das Leben der Geiseln und den moralischen Fortbestand Israels. Es ist Zeit, diesen Krieg zu beenden

von Sabine Brandes  16.09.2025

Kommentar

Das Geraune von der jüdischen Lobby

Der Zürcher »Tages-Anzeiger« befasst sich kritisch mit dem Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund, der die Absage einer Veranstaltung mit Francesca Albanese an der Uni Bern gefordert hatte. Dabei war diese Intervention richtig

von Michael Thaidigsmann  15.09.2025

Meinung

Lasst uns nicht allein!

Nach dem Canceln von Lahav Shani durch das Flandern-Festival in Gent befürchtet Maria Ossowski, dass Juden Europa jetzt verlassen wollen

von Maria Ossowski  11.09.2025

Meinung

Gent: Boykottiert die Boykotteure!

Dass die Münchner Philharmoniker in Gent nicht auftreten dürfen, weil sie mit Lahav Shani einen israelischen Dirigenten haben, ist eine Schande - und erfordert eine deutliche Antwort deutscher Kulturschaffender

von Michael Thaidigsmann  10.09.2025

Meinung

Wenn Wutausbrüche Diplomatie ersetzen

So verständlich der Frust ist, tut sich Israels Regierung mit ihrer aggressiven Kritik an westlichen Regierungen und ihren Einreiseverboten für europäische Politiker keinen Gefallen

von Michael Thaidigsmann  08.09.2025

Meinung

Bitte mehr Sorgfalt, liebe Kollegen!

Weltweit haben Medien die Geschichte verbreitet: In Gaza sei ein hilfesuchendes Kind von Israelis erschossen worden. Es stimmt nur nicht, wie sich nun herausstellt. Von professionellen Journalisten darf man eigentlich mehr erwarten

von Susanne Stephan  08.09.2025