Meinung

Berlinale: Jetzt erst recht

Sophie Albers Ben Chamo Foto: privat

Meinung

Berlinale: Jetzt erst recht

Es ist richtig, die Internationalen Filmfestspiele Berlin dieses Jahr als reines Präsenzfestival stattfinden zu lassen

von Sophie Albers Ben Chamo  10.02.2022 08:42 Uhr

Es herrscht Streit um die Berlinale. Ob es denn das richtige Zeichen sei, dass die Internationalen Filmfestspiele Berlin dieses Jahr als reines Präsenzfestival stattfinden. Mit allen Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen, die man sich denken kann, aber eben als Treffpunkt von Menschen. Und das auf dem prophezeiten Höhepunkt der Omikron-Welle.

Egal, wie man die Lage selbst einschätzt, kann man in dem Disput, der zum Teil natürlich auch ein politischer ist, immerhin einen Grund zum Feiern finden: Das Kino lebt und regt uns auf!

Das ist beruhigend fürs Kino und alle seine Beteiligten, denn kaum eine andere Kunstform ist in den vergangenen knapp 130 Jahren so häufig totgesagt worden. Schon die Cinématographe-Erfinder, die Brüder Lumière, meinten, es sei eine Kunst »ohne Zukunft«. Aber dann hat das Kino eben doch Weltkriege überlebt, die Einführung des Fernsehens, Videopiraterie, die DVD und bisher auch das Milliarden-Business der Computerspiele.

RUDEL Die Pandemie ist da schon eine härtere Nummer. Den Menschen ist das Zusammensein genommen, und dabei ist der gemeinsame Kinoabend wohl das letzte Kumsitz, das uns geblieben ist. Wenn auch ohne Lagerfeuer.

Doch Covid wird irgendwann vorbei sein. Und schon jetzt, mittendrin, zieht es Menschen zurück in den Kinosaal. Trotz Impfzertifikat, Rückverfolgung und Maske.

Das Kino ist eine der letzten Bastionen gegen die individuelle Beliebigkeit.

Denn das gemeinschaftliche Erleben eines gesellschaftlichen Ereignisses, das ein Kinofilm immer noch ist – von der Werbung zur Verabredung über den Kinobesuch und das Darüberreden bis zu den professionellen Filmkritiken –, erfüllt ein tiefes menschliches Bedürfnis: Teil von etwas zu sein. Lachen, Weinen, Erschrecken, Überraschtsein fühlt sich im Rudel einfach besser an, egal, was soziale Netzwerke und Streamer sagen.

GLOBALISIERUNG Das Kino ist eine der letzten Bastionen gegen die individuelle Beliebigkeit. Denn in der Konsequenz nimmt das jederzeit und überall mögliche Streamen jedem Film das Ereignis – und den Menschen die Vorfreude.

Ja, unsere Wege der Rezeption von Kultur fächern sich immer weiter auf. Alles wird Nische. Digitalisierung und Globalisierung machen es möglich. Aber das Kino wird bleiben. Allein schon deshalb, weil man bei sich zu Hause allein auf dem Sofa eben doch nur einer von Millionen vor sich hindämmernder Konsumenten ist. Und wer will das schon!

Die Autorin ist freie Journalistin und lebt in Berlin.

Meinung

Ein Friedensplan, der keiner ist?

Die von den Amerikanern vorgelegten Punkte zur Beendigung des Ukraine-Kriegs sind kein fairer Vorschlag, sondern eine Belohnung für den russischen Aggressor

von Alexander Friedman  24.11.2025

Meinung

Der Weg zum Frieden in Nahost führt über Riad

Donald Trump sieht in Saudi-Arabien zunehmend einen privilegierten Partner der USA. Die Israelis müssen gemäß dieser neuen Realität handeln, wenn sie ein Abkommen mit dem mächtigen Ölstaat schließen wollen

von Joshua Schultheis  24.11.2025

Existenzrecht Israels

Objektive Strafbarkeitslücke

Nicht die Gerichte dafür schelten, dass der Gesetzgeber seine Hausaufgaben nicht macht. Ein Kommentar

von Volker Beck  23.11.2025

Kommentar

Wenn Versöhnung zur Heuchelei wird

Jenaer Professoren wollen die Zusammenarbeit ihrer Universität mit israelischen Partnern prüfen lassen. Unter ihnen ist ausgerechnet ein evangelischer Theologe, der zum Thema Versöhnung lehrt

von Tobias Kühn  21.11.2025

Kommentar

Martin Hikel, Neukölln und die Kapitulation der Berliner SPD vor dem antisemitischen Zeitgeist

Der bisherige Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln ist abgestraft worden - weil er die Grundwerte der sozialdemokratischen Partei vertreten hat

von Renée Röske  21.11.2025

Meinung

Alles muss ans Licht

Eine unabhängige Untersuchungskommission über die Terroranschläge des 7. Oktober ist ein Akt von Pikuach Nefesch

von Sabine Brandes  21.11.2025

Jan Feldmann

Eine Revolution namens Schabbat

Wir alle brauchen einen Schabbat. Selbst dann, wenn wir nicht religiös sind

von Jan Feldmann  19.11.2025

Kommentar

Danke, Berlin!

Die Entscheidung der Behörden, einem Hamas-Fanboy die Staatsbürgerschaft zu entziehen, sendet ein unmissverständliches und notwendiges Signal an alle Israelhasser. Mit Mahnwachen allein können wir die Demokratie nicht verteidigen

von Imanuel Marcus  19.11.2025

Meinung

Die Schönwetterfreunde Israels sind zurück! 

Die Wiederaufnahme der Waffenexporte ist richtig und notwendig. Doch das ändert nichts daran, dass die Bundesregierung das Vertrauen Israels und vieler Juden vorerst verloren hat

von Sarah Cohen-Fantl  18.11.2025 Aktualisiert