Judenhass

Nach Rauswurf aus dem SWR: Jetzt spricht Helen Fares

Helen Fares

Die Moderatorin Helen Fares hat nach ihrer Entlassung durch den SWR wegen israelfeindlicher Äußerungen und dem Verbreiten einer antisemitischen Verschwörungstheorie auf sozialen Medien Stellung bezogen.

In einem Videoclip erklärte sie, ihr sei in einem Zeitungsartikel Antisemitismus vorgeworfen worden, »da ich Produkte von Unternehmen boykottiere, die die israelische Wirtschaft unterstützen«. Sie bezog sich damit offenbar auf einen Beitrag der »Bild«-Zeitung, die zuerst über den Skandal berichtet hatte.

Die Vorwürfe wies die ehemalige SWR-Moderatorin zurück: »Wir sind nicht antisemitisch, wenn wir Produkte einer Firma boykottieren, die wiederum ein Land unterstützt, gegen das derzeit vor dem Weltgerichtshof wegen Völkermords ermittelt wird, da es Zehntausende Menschen abgeschlachtet hat.«

»Hunderte Nachrichten mit Drohungen«

Fares bezog sich auf eine Klage Südafrikas gegen Israel, das in Gaza gegen den palästinensischen Terror kämpft, um seine Bevölkerung zu schützen und um weitere Anschläge der Hamas zu unterbinden. Die Terrororganisation Hamas hat bereits weitere Massaker im Stil des 7. Oktober angekündigt. Ihr erklärtes Ziel ist eine Auslöschung Israels.

Die nun gekündigte, bisherige SWR-Mitarbeiterin sagte in ihrem jüngsten Video, sie habe wegen des Artikels »Hunderte Nachrichten mit Drohungen« bekommen – darunter Forderungen, wonach sie ihren Job verlieren und deportiert werden solle. »Meinen Job habe ich tatsächlich verloren«, so Helen Fares.

Dies sei »nicht aufgrund meiner Aussagen« geschehen, sondern weil der SWR, »ein öffentlich-rechtlicher Sender, der die Meinungsfreiheit schützen müsste« eingegangene Briefe von »rechten Menschen nicht handhaben konnte«.

Lesen Sie auch

Antiisraelische Einlassungen

Dann sprach sie von der »Boykott-Kultur« in aller Welt, der »Tausende Juden« angehörten. »Diese Leute haben uns gebeten, zu tun, was wir können, Druck auf die israelische Regierung auszuüben, ihr Vorgehen in Palästina zu beenden. Denn dieses Vorgehen erzeugt Antisemitismus.«

Auch sagte sie, Juden zu ignorieren, die sich für Frieden aussprechen würden, sei Antisemitismus. Schließlich fragte Fares ihre Unterstützer, wie jetzt am besten vorzugehen sei.

Der SWR hatte in einer am Montagabend veröffentlichten erklärt, nicht länger mit Fares als Moderatorin zusammenzuarbeiten: »Der SWR hat Frau Fares darauf hingewiesen, dass für Moderatorinnen und Moderatoren eines Debattenformats zum Schutz der Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit der Sendung eine Pflicht zur Neutralität gelte. Diese Neutralität ließ Frau Fares in ihren Social-Media-Aktivitäten vermissen.«

»Extreme politische Positionen«

Die ARD-Anstalt erklärte aber auch, ihre bisherige Moderatorin habe »extreme politische Positionen geäußert«. Sie hatte Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu in sozialen Medien einen »Faschisten« genannt, Israel einen Völkermord an den Palästinensern vorgeworfen und zuletzt wie die antisemitische BDS-Bewegung für den Boykott israelischer Waren geworben.

Ein Sprecher des Zentralrats der Juden lobte die Entscheidung des SWR: »Die betreffende Journalistin hat ihre Popularität als Moderatorin einer öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt genutzt, um die BDS-Ideologie zu verbreiten. Der SWR hat schnell entschieden, dass er diese Hetze gegen Israel in Zukunft nicht mittragen will. Das ist ein richtiger und konsequenter Schritt.«

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

»Der SWR hat schnell entschieden, dass er diese Hetze gegen Israel in Zukunft nicht mittragen will. Das ist ein richtiger und konsequenter Schritt«, so der Zentralrat. Fares hatte die Sendung »MixTalk« für den SWR moderiert.

Schnelles Handeln

Der Beauftragte der Bundesregierung für den Kampf gegen den Antisemitismus, Felix Klein, begrüßte »das schnelle Handeln des SWR«.

»Sehr gut, dass der SWR die Reißleine in Sachen Helen Fares zieht«, schrieb der CDU-Bundestagsabgeordnete Matthias Hauer auf X. »Bei Antisemitismus darf es null Toleranz geben. Wer Kauft-Nicht-Bei-Juden oder Ähnliches propagiert, der hat erst recht im öffentlich-rechtlichen Rundfunk nichts verloren.«

Der baden-württembergische Antisemitismusbeauftragte Michael Blume hatte sich am Montag gemeinsam mit den Israelitischen Religionsgemeinschaften von Baden und Württemberg für eine Beendigung des Arbeitsverhältnisses von Helen Fares ausgesprochen. »Antisemitismus ist verschwörungsmythologischer Hass und gerade im Journalismus weder harmlos noch Privatsache«, so Blume gegenüber der Jüdischen Allgemeinen.

Vor wenigen Tagen hatte Fares auf ihrem Instagram-Account eine Story gepostet, in der sie mit Schokoladenmilch von Alpro durch einen Supermarkt lief und die App »No, thanks« bewarb. Damit sollen Nutzer herausfinden können, ob Produkte aus Israel stammen, oder ob mit deren Kauf die israelische Wirtschaft unterstützt wird. Auch forderte sie einen Ausschluss Israels vom Eurovision Song Contest.

Berlin

Margot Friedländer: Levit kämpft bei Deutschem Filmpreis mit Tränen

Beim Deutschen Filmpreis nutzt Igor Levit die Bühne, um der verstorbenen Holocaust-Zeugin Margot Friedländer zu gedenken. Dabei muss der Starpianist mehrmals um Fassung ringen. Im Saal wird es still

 09.05.2025

Porträt

Ein Jahrhundertleben

Tausende Schüler in Deutschland haben ihre Geschichte gehört, noch mit über 100 Jahren trat sie als Mahnerin auf. Margot Friedländer war als Holocaust-Zeitzeugin unermüdlich

von Verena Schmitt-Roschmann  09.05.2025

Nachruf

Trauer um Holocaust-Überlebende Margot Friedländer 

Mit fast 90 kehrte Margot Friedländer zurück nach Berlin, ins Land der Täter. Unermüdlich engagierte sich die Holocaust-Zeitzeugin für das Erinnern. Nun ist sie gestorben - ihre Worte bleiben

von Caroline Bock  09.05.2025

Antisemitismus

Kanye Wests Hitler-Song »WW3« ist Hit auf Spotify

Der Text ist voller Hitler-Verehrung, gleichzeitig behauptet der Musiker, er könne kein Antisemit sein, weil er schwarz sei

 09.05.2025

Interview

»Es gilt für mich eine Null-Toleranz-Politik gegen Antisemitismus«

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer über seine erste Amtshandlung, seine Vorgängerin Claudia Roth und den Umgang mit der antisemitischen BDS-Bewegung

von Philipp Peyman Engel  09.05.2025

Julia Bernstein

»Nichts ist mehr wie zuvor«: Wie junge jüdische Münchner den 7. Oktober erleben

»Jüdisch oder gar israelisch zu sein, ist heute in Deutschland eine äußerst politische Angelegenheit oder gar für manche eine Provokation«, schreibt unsere Autorin

von Julia Bernstein  09.05.2025

Konzerte

Große Gefühle

Musiker des Israel Philharmonic Orchestra und der Münchner Philharmoniker spielen gemeinsam

von Katja Kraft  09.05.2025

New York

»Ich schlief zeitweise im Central Park«

»Transformers«-Star Shia LaBeouf erzählt von einem ungewöhnlichen Schlafplatz während der Proben für ein Theaterstück

 09.05.2025

Statistik

Dieser hebräische Jungenname bleibt der beliebteste in Deutschland

Die Gesellschaft für deutsche Sprache hat sich für ihre Erhebung die Daten deutscher Standesämter angeschaut

 08.05.2025