Jewrovision

Los geht’s

Eden sitzt im Schneidersitz auf dem Boden und kramt in einer der beiden Schminktaschen. Eyeliner, Puder, Mascara – der leicht pfirsichfarbene Lippenstift ist es, den sich die 16-Jährige vom JuZe Kadima aus Düsseldorf auftragen wird. Den Spiegel im Schneidersitz abgestellt, trägt sie die Farbe auf.

Es ist Edens sechste Jewrovision, aber etwas aufgeregt ist die Schülerin trotzdem. Deswegen ist mentale Vorbereitung das A und O – und wenn es die Ruhe beim Schminken ist.

Sascha und Eddy stylen sich auch. Die beiden Jungs von HaLev Stuttgart machen sich die Haare. Genauer gesagt sprüht Eddy Sascha Festiger in die dunklen Locken – die Frisur muss schließlich einen ganzen Auftritt lang halten. Und die Stunden vor der Jewrovision.

Outfits checken, Schminken – und ein kleines Nickerchen

Bis die eigentlich Show in den Westfalenhallen beginnen wird, vergehen noch ein paar Momente – im Backstage-Bereich gibt es aber schon eine PreShow, und diese Momente gehören den Kids aus den Jugendzentren. Sie proben die Schritte, checken die Outfits und Moment, da schläft jemand? Es ist David. Er bekommt gar nicht mit, wie sein JuZe-Freund Emil aus Wuppertal ihm Aufkleber auf die rote Herz-Sonnenbrille klebt.

Kein Wunder, dass David sich eine Auszeit nimmt, denn hinter den Jugendlichen liegen schon zwei gut gefüllte Tage auf dem Mini-Machane, dass die Jewrovision traditionell begleitet.

Lesen Sie auch

Die gemeinsame Schabbatfeier, Workshops und ein intensives Begleitprogramm zum Alltag nach dem 7. Oktober 2023, darunter auch ein Gespräch mit einer Überlebenden des Anschlags der Terrororganisation Hamas: Wie geht man mit dem Alltag um, wie bleibt man resilient, welche Erfahrungen machen die anderen - darüber wurde in verschiedenen Workshops diskutiert.

Nach der gemeinsamen Gedenkzeremonie »Bring Them Home« ließen die Jugendlichen gemeinsam weiße Schaumherzen steigen. Zentralratsgeschäftsführer Daniel Botmann sagte anschließend: »Wir lassen uns nicht sagen, wo wir unser Judentum leben. Wir werden immer stolz sein.«

Um den über 1200 Kindern und Jugendlichen zu zeigen, dass sie nicht allein sich, gab Marat Schlafstein den Teilnehmerinnen und Teilnehmern bereits schon zum Start in die neue Woche Sätze mit auf dem Weg, die sie so schnell sicher nicht vergessen werden.

Der Abteilungsleiter Programme und Veranstaltung beim Zentralrat sagte: »Wir gehören hier her. Wir gehören in dieses Stadion. Wir gehören in andere Stadien. Wir gehören in unsere Schulen. Wir gehören in unsere Innenstädte. Wir gehören in unsere Gemeinden. Wir gehören hier her.«

Livestream – für alle Zuhausegebliebenen

Backstage wummert es. Proben für das Warm-up – das wird laut werden, und darauf haben alle hier richtig Lust. Bis dahin wird das Make-up noch gerichtet, die Outfits gecheckt und die Songs geprobt.

Und wer nicht vor Ort sein kann, der kann den größten Tanz- und Gesangswettbewerb im Livestream mit verfolgen. DJ Lev sagte gerade, dass es laut wird. Und da laufen auch schon die ersten Gäste in die Halle. Zum ESC-Hit Espresso Macchiato ...

Vorschau

Volk des Buches

Zum Europäischen Tag der jüdischen Kultur

von Nora Niemann  01.09.2025

Meinung

Schlechte Zeiten für Frankfurts Juden

Durch die Radikalisierung der israelfeindlichen Szene ist die jüdische Gemeinschaft der Mainmetropole zunehmend verunsichert. In der Stadtgesellschaft interessiert das jedoch nur wenige

von Eugen El  01.09.2025

Vor 80 Jahren

Neuanfang nach der Schoa: Erster Gottesdienst in Frankfurts Westendsynagoge

1945 feierten Überlebende und US-Soldaten den ersten Gottesdienst in der Westendsynagoge nach der Schoa

von Leticia Witte  01.09.2025

Forschung

Storys per QR-Code

Studierende der TU recherchieren zu Geschichte und Gegenwart jüdischen Lebens im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf

von Helmut Kuhn  31.08.2025

Bildung

Mathe, Kunst, Hebräisch

Diese Woche ist die Jüdische Grundschule in Dortmund feierlich eröffnet worden. Warum entscheiden sich Eltern, ihr Kind auf eine konfessionell geprägte Schule zu schicken – und warum nicht?

von Christine Schmitt, Katrin Richter  31.08.2025

Essay

Wie eine unsichtbare Wand

Immer sind Juden irgendetwas: Heilige oder Dämonen, Engel oder Teufel. Dabei sind wir ganz normale Menschen. Warum nur gibt es immer noch Erstaunen und teils Zurückweisung, wenn man sagt: Ich bin jüdisch?

von Barbara Bišický-Ehrlich  31.08.2025

Porträt der Woche

Sprachen, Bilder, Welten

Alexander Smoljanski ist Filmemacher, Übersetzer und überzeugter Europäer

von Matthias Messmer  31.08.2025

Würdigung

Tapfer, klar, integer: Maram Stern wird 70

Er ist Diplomat, Menschenfreund, Opernliebhaber und der geschäftsführende Vizepräsident des Jüdischen Weltkongresses. Zum Geburtstag eines Unermüdlichen

von Evelyn Finger  29.08.2025

Interview

»Physisch geht es mir gut, psychisch ist ewas anderes«

Sacha Stawski über den Angriff auf ihn und seine Kritik an Frankfurts Oberbürgermeister

von Helmut Kuhn  28.08.2025