Wittenberg

Judaistin kuratiert Bildungsort zur Schmähplastik

Eine als »Judensau« bezeichnete Schmähplastik ist an der Stadtkirche in Wittenberg zu sehen. Foto: picture alliance/dpa

Die Judaistin Maren Krüger soll die geplante Ausstellung zum judenfeindlichen Relief an der Stadtkirche Wittenberg kuratieren. Die 66-jährige Berlinerin war bis 2024 im Jüdischen Museum Berlin als Kuratorin tätig, teilten die Evangelische Stadtkirchengemeinde und die Evangelische Akademie Sachsen-Anhalt am Mittwoch in Wittenberg mit. Gemeinsam mit Gemeinde und Akademie werde Krüger einen Bildungsort schaffen, an welchem das judenfeindliche Relief an der Wittenberger Stadtkirche historisch und theologisch eingeordnet wird. Dieser werde in der Sakristei der Stadtkirche entstehen, hieß es.

Die Darstellung der sogenannten »Judensau« an der Wittenberger Stadtkirche, der früheren Predigtkirche des Reformators Martin Luther (1483-1546), gehört in Deutschland zu den bekanntesten antisemitischen Darstellungen des Mittelalters. Wiederholt wurde gefordert, die antijüdische Darstellung von der Fassade der Kirche zu entfernen.

Eine Klage auf Abnahme des Reliefs wurde zuletzt vom Bundesgerichtshof 2022 abgewiesen

Eine Klage auf Abnahme des Reliefs wurde zuletzt vom Bundesgerichtshof 2022 abgewiesen. Die evangelische Kirche distanziert sich deutlich von diesem historischen Erbe, entschied aber, das Relief an seinem Ort zu lassen und darüber aufzuklären. Bereits seit 1988 gibt es eine Gegenplastik in Form einer Bodenplatte, die eine »Stätte der Mahnung« bildet. Nun soll noch eine Ausstellung dazu kommen.

Die um 1300 entstandene Schmähplastik zeigt einen Rabbiner, der hinter einer Sau kniet, um in deren After den Talmud, eines der wichtigsten Werke des Judentums, zu studieren. Zwei weitere Männer, die als Juden erkennbar sind, saugen an den Zitzen der Sau. epd

TV-Tipp

Ein Überlebenskünstler zwischen Hallodri und Held

»Der Passfälscher« ist eine wahre und sehenswerte Geschichte des Juden Cioma Schönhaus, der 1942 noch immer in Berlin lebt

von Michael Ranze  07.11.2025

Provenienzforschung

Alltagsgegenstände aus jüdischem Besitz »noch überall« in Haushalten

Ein Sessel, ein Kaffeeservice, ein Leuchter: Nach Einschätzung einer Expertin sind Alltagsgegenstände aus NS-Enteignungen noch in vielen Haushalten vorhanden. Die Provenienzforscherin mahnt zu einem bewussten Umgang

von Nina Schmedding  07.11.2025

Interview

»Mascha Kaléko hätte für Deutschland eine Brücke sein können«

In seinem neuen Buch widmet sich der Literaturkritiker Volker Weidermann Mascha Kalékos erster Deutschlandreise nach dem Krieg. Ein Gespräch über verlorene Heimat und die blinden Flecken der deutschen Nachkriegsliteratur

von Nicole Dreyfus  07.11.2025

Filmkritik

»Nobody Wants This« – die Zweite

Die Fortsetzung der Netflix-Hit-Serie »Nobody Wants This« ist angelaufen. Allerdings sorgen diesmal vor allem die Nebenrollen für randvolle Herzen. Vorsicht Spoiler

von Sophie Albers Ben Chamo  06.11.2025

Kunst

Maler und Mentor

Eine Ausstellung in Baden-Baden zeigt Max Liebermann auch als Förderer impressionistischer Kollegen

von Eugen El  06.11.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

 06.11.2025

Film

»Vielleicht eines der letzten Zeitdokumente dieser Art«

Die beiden Regisseure von »Das Ungesagte« über ihre Doku mit NS-Opfern und ehemaligen Mitläufern, Kino als Gesprächsraum und die Medienkompetenz von Jugendlichen

von Katrin Richter  06.11.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 6. November bis zum 13. November

 05.11.2025

Yitzhak Rabin

Erinnerung an einen Mord

Wie ich am 4. November 1995 im Café Moment in der Jerusalemer Azza Street vom tödlichen Anschlag auf Israels Ministerpräsident in Tel Aviv erfuhr

von Ayala Goldmann  04.11.2025