Kooperation

Herzls Wahlheimat

Innenstadt von Brünn (Brno) Foto: imago

Die Tschechische Republik hat ihr gutes Verhältnis zu Israel erneut unter Beweis gestellt: In Anwesenheit des tschechischen Bildungsministers Petr Fiala und des israelischen Botschafters in Tschechien Yaakov Levy wurde die Einrichtung des »Theodor-Herzl-Lehrstuhls für Zionismus« an der Brünner Masaryk-Universität besiegelt. Ziel des Lehrstuhls an der 1919 gegründeten Universität ist es, Wissenschaftlern aus Israel zwei- bis sechsmonatige Studienaufenthalte in der mährischen Metropole zu ermöglichen, während derer sie Theorie und Praxis des Zionismus erforschen können.

»Das Budget für den Lehrstuhl stellt die israelische Regierung. Die erste Finanzierungsperiode läuft für fünf Jahre und wird hoffentlich danach erneuert«, erklärt Botschafter Levy. An der feierlichen Einweihung des Lehrstuhls in der berühmten Brünner Villa Tugendhat, einem funktionalistischen Kleinod des Architekten Ludwig Mies van der Rohe, das seit 2001 als UNESCO-Weltkulturerbe gilt, nahmen auch der Vorsitzende des »Public Council for the Commemoration of Theodor Herzl«, Ariel Feldstein, und Schlomo Avineri von der Hebräischen Universität Jerusalem teil, der zum Thema »Herzls Zionismus und die Krise von Kultur und Gesellschaft in Europa« referierte.

Der Brünner Herzl-Lehrstuhl knüpft an den Masaryk-Lehrstuhl an, der vergangenes Jahr am Zentrum für Interdisziplinäre Studien in Herzliya errichtet wurde. Dieser Lehrstuhl, benannt nach dem ersten Präsidenten der Tschechoslowakei und Zionisten Tomáš Garrigue Masaryk, bietet tschechischen Studenten Studienaufenthalte in Israel an.

Unterstützung Die akademische Zusammenarbeit zwischen Brünn und Herzliya ist ein weiteres Beispiel für die guten Beziehungen zwischen Tschechien und Israel. Nicht nur hat Tschechien als einziges EU-Land im vergangenen November gegen die Aufwertung Palästinas zum UN-Beobachterstatus gestimmt. Der Vorgängerstaat der heutigen Republik hat mit Waffenlieferungen und der Ausbildung von Piloten Israel im Unabhängigkeitskrieg von 1948 unterstützt.

»Ohne die Hilfe der Tschechoslowakei hätten wir damals Jerusalem nicht gleich zu unserer Hauptstadt erklären können. Israel würde zwar existieren, aber es hätte mehr Opfer erbringen müssen, und der Krieg hätte länger gedauert«, meint Botschafter Levy.

Die Unterstützung im Unabhängigkeitskrieg, heute von vielen fälschlich als Vasallendienst gegenüber der Sowjetunion bezeichnet, die 1948 noch hoffte, sich über den jungen Judenstaat Einfluss zu verschaffen, war Teil der tschechoslowakischen Staatsräson. Sofort nach ihrer Gründung 1918 hatte die Tschechoslowakei, deren böhmischer und mährischer Teil über Jahrhunderte in Kultur, Literatur und Wissenschaft von seiner jüdischen Bevölkerung beeinflusst wurde (1939 lebten dort 325.000 Juden), die jüdische Nationalität anerkannt.

Als Zeichen seiner Unterstützung für die jüdischen Nationalbestrebungen gab die erste Tschechoslowakische Republik in den 20 Jahren ihres Bestehens insgesamt dreimal den Gastgeber für Kongresse der Zionistischen Weltorganisation – 1921 und 1923 in Karlsbad (Karlovy Vary) und 1933 in Prag.

Aber auch besonders in Brünn, das nicht weit von Theodor Herzls Wahlheimat Wien entfernt liegt, hat die Idee des Zionismus von Anfang an viele Anhänger gefunden. Die Erschaffung eines Zentrums für Zionismusstudien in Gedenken an Herzl in Brünn besitzt daher auch eine gewisse geschichtliche Symbolik.

Frankfurt am Main

Bildungsstätte Anne Frank zeigt Chancen und Risiken von KI

Mit einem neuen Sammelband will sich die Institution gegen Diskriminierung im digitalen Raum stellen

von Greta Hüllmann  19.04.2024

Kunst

Akademie-Präsidentin gegen Antisemitismus-Klausel

»Wir haben ein gutes Grundgesetz, wir müssen uns nur daran halten«, sagt Jeanine Meerapfel

 19.04.2024

Jehuda Amichai

Poetische Stimme Israels

Vor 100 Jahren wurde der Dichter in Würzburg geboren

von Daniel Staffen-Quandt  19.04.2024

Antisemitismus

Zentralrat der Juden äußert sich zu Hallervordens Gaza-Video

Das Gaza-Gedicht des Schauspielers wurde in den vergangenen Tagen massiv kritisiert

 19.04.2024

Streaming

»Bros«: Zwei Trottel, eine Bar

Die erste rein hebräischsprachige und israelische Original-Produktion für Netflix ist angelaufen

von Ayala Goldmann  18.04.2024

Interview

»Deutschland ist eine neurotische Nation«

Bassam Tibi über verfehlte Migrationspolitik, Kritik an den Moscheeverbänden und Ansätze für islamische Aufklärung

von Christoph Schmidt  18.04.2024

Verschwörungstheorien

Nach viel kritisiertem Israel-Hass-Video: Jetzt spricht Dieter Hallervorden

Der Schauspieler weist die Kritik an seiner Veröffentlichung zurück

 18.04.2024

Venedig

Israelhasser demonstrieren bei Kunstbiennale

Die Demonstranten forderten einen Boykott israelischer Künstler

 18.04.2024

Klassik

Eine Liebeserklärung an die Mandoline

Der israelische Musiker Avi Avital verleiht Komponisten wie Bach oder Vivaldi einen unverwechselbaren neuen Touch

von Christine Schmitt  18.04.2024