Sachsen

Gil Ofarim offenbar antisemitisch angefeindet

Gil Ofarim bei einem Auftritt in Karlsruhe Foto: Gregor Zielke

Die Fassungslosigkeit ist Gil Ofarim anzumerken. Der Musiker sitzt am Montagabend vor dem Eingang des Leipziger Westin Hotels und erzählt, was ihm beim Versuch, ins Hotel einzuchecken, widerfahren ist. »Ich bin gerade sprachlos, ich weiß nicht, wie ich es sagen soll«, beginnt er seinen fast zweiminütigen Instagram-Post.

Offenbar hatte sich, vermutlich aufgrund eines Computerabsturzes, eine längere Schlange vor der Rezeption des Hauses gebildet. Auch Ofarim steht in der Schlange, viele andere Gäste werden vorgezogen und können einchecken. Als er später nachfragt, weshalb er habe warten müssen, während andere schon einchecken konnten, »ruft irgendeiner aus der Ecke: ›Pack Deinen Stern ein.‹«

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Worauf der verantwortliche Mitarbeiter an der Rezeption den Satz wiederholt haben soll: »Packen Sie Ihren Stern ein.« Wenn er den Stern einpacken würde, dürfe er einchecken. Mit »dem Stern« ist der Davidstern gemeint, den Ofarim an einer langen Kette trägt: »Steht mir zu. Das mache ich schon mein Leben lang.« Es ist die Kette, die er zu Auftritten umhat. Ofarim ist den Tränen nahe und fragt: »Wirklich?« und fügt dann ernüchtert zu: »Deutschland 2021!«.

Der Musiker ist tief getroffen. Interviews zu geben, das sei gerade nicht möglich, heißt es aus seinem Management: »Gil muss die jüngsten Vorkommnisse gestern in Leipzig erst einmal verdauen und ist noch sichtlich schockiert. Heute wäre der Geburtstag seines Vaters gewesen, deshalb möchte er zu diesem Thema auch erstmal keine weiteren persönlichen Interviews geben. Der Tag ist generell schon schwer genug für ihn. Wir bitten da um Nachsicht und Verständnis.«

Konsequenzen Unterdessen hat sich Josef Schuster, der Präsident des Zentralrats der Juden, geäußert. »Die antisemitische Anfeindung, die Gil Ofarim in Leipzig offensichtlich erlebt hat, ist erschreckend. Das ist der Alltagsantisemitismus, dem Jüdinnen und Juden immer wieder ausgesetzt sind«, sagt Schuster und fragt: »Wo waren die anderen Menschen in der Schlange vor der Rezeption, die sich an die Seite von Gil Ofarim gestellt haben? Warum hat niemand protestiert?« So wie zu hoffen sei, dass das Hotel personelle Konsequenzen ziehe, »hoffe ich ebenso, dass wir künftig auf Solidarität treffen, wenn wir angegriffen werden.«

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Auch die Jüdische Studierendenunion Deutschland (JSUD) hat sich über Twitter zu Wort gemeldet: »Unmöglich! Der Musiker Gil Ofarim wurde gestern Abend im Westin Hotel Leipzig erst ignoriert & auf Nachfrage aufgefordert seinen Davidstern wegzupacken, um an der Rezeption einchecken zu können. Wir fordern Konsequenzen!«

Sachsen Kollegen Ofarims sind ebenfalls fassungslos, wie die Moderatorin Marijke Amado: »Das darf doch nicht wahr sein, lieber Gil. Ich bin geschockt.« Der Moderator Robby Hunke schrieb unter Ofarims Post: »Und genau deshalb werde ich ab heute meine Davidstern Kette wieder täglich anziehen! Vor allem in Sachsen!« Der Schauspieler Francis Fulton Smith postete: »Bitte trage den Stern weiter offen!«

Der Schauspieler Daniel Donskoy postete: »Ekelhaft. War gestern auch im Westin Leipzig. Lieber Gil, es tut mir so leid, dass dir so etwas menschenverachtendes und strafbares !!! wiederfahren ist. Und glaubt ihr immer noch, Antisemitismus is a thing of the past?« Unter #dersternbleibt postete die Schauspielerin Rebecca Siemoneit-Barum ein Bild mit einem Davidstern in einer ihrer Stories.

Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes schrieb: »Das ist ein unfassbarer Fall von Antisemitismus und ein Verstoß gegen das AGG. Eine rasche Antwort des Hotels ist überfällig. Aus unserer Sicht kann das nicht folgenlos bleiben.«

Das Hotel reagierte am Dienstagnachmitag auf Instagram: »Wir sind besorgt über diesen Bericht und nehmen die Angelegenheit sehr ernst. Wir versuchen mit allen Mitteln, mit Herrn Ofarim in Kontakt zu treten, während wir dringend nachforschen, was hier passiert ist. Unser Ziel ist es, alle unsere Gäste und Mitarbeiter zu integrieren, zu respektieren und zu unterstützen, unabhängig davon, welcher Religion sie angehören.«

Fernsehen

»Mord auf dem Inka-Pfad«: War der israelische Ehemann der Täter?

Es ist einer der ungewöhnlichsten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte. Die ARD packt das Geschehen nun in einen sehenswerten True-Crime-Vierteiler

von Ute Wessels  02.05.2025

Donna Anna (Adela Zaharia) und Don Ottavio (Agustín Gómez) in »Don Giovanni/Requiem«

Oper

Requiem nach der Höllenfahrt

Der Exilrusse Kirill Serebrennikov erschüttert mit »Don Giovanni« in Berlin

von Maria Ossowski  02.05.2025

Iris Berben

»Ich habe eine tiefe Liebe zu Israel«

Am 4. Mai liest die Schauspielerin beim »stARTfestival« aus dem Buch »Gleichzeit« von Sasha Marianna Salzmann und Ofer Waldman. Ein Gespräch über die Kraft von Worten und Musik, Reisen nach Israel und die Hoffnung

von Katrin Richter  02.05.2025

Sachbuch

Auf der Spur der wahren Germanen

Ein neues Buch zeigt, wie kurz der Weg vom Kult um die Germanen über das völkische Denken bis zum Antisemitismus und zum Holocaust war und ist

von Christoph Arens  02.05.2025

Dresden

Israel Philharmonic Orchestra an Doppelkonzert beteiligt

Der Israeli Lahav Shani dirigiert ein als »musikalisches Zeichen für Versöhnung und Frieden« angekündigtes Konzert

 02.05.2025

Fernsehen

Rache für den Holocaust? »Plan A« in der ARD

In dem Drama sinnt eine Gruppe Juden auf Rache für die deutschen Holocaust-Verbrechen

von Ute Wessels  02.05.2025 Aktualisiert

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 2. bis zum 11. Mai

 02.05.2025

Basel

ESC hat Hotline für Betroffene von Gewalt, Judenhass und Rassismus

Die Organisatoren setzen auf eine Idee aus Baden-Württemberg. Gegen den Antisemitismus, der sich bereits im Vorfeld des Wettbewerbs zeigte, hilft die Telefonnummer jedoch nicht

 02.05.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Katrin Richter  01.05.2025