Italien

»Unfähig, ein kollektives Gedächtnis zu pflegen«

Noemi Di Segni, Vorsitzende der Union der jüdischen Gemeinden Italiens Foto: dpa

Italien

»Unfähig, ein kollektives Gedächtnis zu pflegen«

Nach neuen antisemitischen Bedrohungen beklagt Noemi Di Segni fehlende Aufarbeitung des Faschismus

 08.11.2019 13:56 Uhr

Vor dem Hintergrund neuer antisemitischer Bedrohungen in Italien beklagt die Vorsitzende der Union der jüdischen Gemeinden, Noemi Di Segni, eine fehlende Aufarbeitung der Vergangenheit.

Die Italiener müssten »darauf reagieren, was sie sich selbst angetan haben mit der Unfähigkeit, ein kollektives Gedächtnis zu pflegen – nicht für die deportierten Juden, sondern für Italien selbst und das Erbe des Faschismus«, sagte sie der Zeitung »Avvenire« (Freitag).

liliana segre Rechtsextreme Gruppen in Italien könnten ungestört antisemitisch tätig sein, ohne dass sie jemand wegen Rechtfertigung des Faschismus strafrechtlich belange, so Di Segni. Dass die 89-jährige Auschwitz-Überlebende und Senatorin Liliana Segre nur unter Polizeischutz ausgehen könne, zeige »den Grad des Wahnsinns, in dem unser Land lebt«. Italien sei »in einen absoluten Abgrund gestürzt«.

Viele Gruppen der extremen Rechten feierten in diesen Tagen Mussolinis »Marsch auf Rom«; dies geschehe »mit dem mehr oder weniger ausdrücklichen Rückhalt einiger parlamentarischer Gruppen«, so Di Segni. Dabei gehe es nicht um eine Wiederbegründung der faschistischen Partei, sondern um das politische Klima und den Einfluss auf die Jugend.

Die Vorsitzende der Union der Jüdischen Gemeinden kritisiert in dem Zusammenhang Defizite der Schulbildung. Auch bei zu vielen Vertretern des öffentlichen Lebens mangele es an Kenntnis und Bewusstsein der italienischen Geschichte.  kna

Nachruf

Trauer um Hollywood-Legende Arthur Cohn

Arthur Cohn war immer auf der Suche nach künstlerischer Perfektion. Der Schweizer Filmproduzent gehörte zu den erfolgreichsten der Welt, wie seine Oscar-Ausbeute zeigt

 12.12.2025

Meinung

Nemo unverbesserlich

Nemo gibt mit Rückgabe der ESC-Siegertrophäe auch Haltung ab. Statt Rückgrat zu zeigen, schwimmt das Schweizer Gesangswunder von 2024 im postkolonialen Strom mit

von Nicole Dreyfus  12.12.2025

Damaskus

Syriens Regierung erteilt erster jüdischer Organisation Lizenz

Mit Rabbiner Henry Hamras Stiftung »Jüdisches Erbe in Syrien« wird erstmals seit dem Ende der Assad-Dikatur wieder eine jüdische Organisation in dem arabischen Land aktiv sein

 11.12.2025

Museum

Auschwitz-Gedenkstätte zeigt neue Ausstellung

Mit einer neuen Ausstellung will die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau das Schicksal der Häftlinge des Konzentrationslagers zeigen

von Christiane Laudage  11.12.2025

USA

An der Columbia University war Theodor Herzl Antisemit

Ein Abschlussbericht zum Antisemitismus an der New Yorker Elite-Universität zeigt, wie tief die Israel- und Judenfeindlichkeit im Lehrplan verankert war

 11.12.2025

USA

Wer hat Angst vor Bari Weiss?

Sie gilt als eine der einflussreichsten konservativen Medienmacherinnen des Landes. Aber was will die neue Chefin von CBS News eigentlich?

von Sarah Thalia Pines  11.12.2025

Brigitte Macrons Ausfall gegen Aktivistinnen entfacht eine landesweite Debatte.

Frankreich

First Lady an Abittans Seite – und gegen Feministinnen

Brigitte Macrons Ausfall gegen Feministinnen wirft ein Schlaglicht auf Frankreichs Umgang mit Protest, sexueller Gewalt und prominenten Beschuldigten.

von Nicole Dreyfus  11.12.2025

Nachruf

Gebäude wie Jazzmusik

Frank Gehry hat die Architektur tanzen lassen – was auch mit seinem Judentum zu tun hatte

von Johannes Sadek, Christina Horsten  10.12.2025

Hollywood

»Stranger Things« trotzt Boykottaufrufen

Während Fans den Start der letzten Staffel des Netflix-Hits feiern, rufen Anti-Israel-Aktivisten zur Ächtung der Serie auf

von Sophie Albers Ben Chamo  10.12.2025