Großbritannien

Ärztin wegen antisemitischer Agitation festgenommen

Dr. Rahmed Aladwan hatte Verschwörungstheorien verbreitet und gegen Israel gehetzt Foto: IMAGO/ZUMA Press Wire

In Großbritannien ist eine Ärztin mit palästinensischen Wurzeln wegen juden- und israelfeindlicher Hetze vorübergehend festgenommen worden. Rahmeh Aladwan hatte in den letzten Wochen und Monaten mehrfach öffentlich Hassbotschaften gegen Israel und eine angebliche jüdische Verschwörung verbreitet. Auf einem Video von der Festnahme, das in den sozialen Netzwerken verbreitet wurde, ist die 31-jährige Ärztin zu sehen, wie sie in ihrer Wohnung in der Grafschaft South Gloucestershire von einer Polizistin mit ihren eigenen Aussagen konfrontiert wird.

Die Beamtin bezog sich unter anderem auf eine Rede Aladwans am 21. Juli bei einer pro-palästinensischen Demonstration vor dem Außenministerium in London. Die Aussagen Aladwans an jenem Tag kämen einem Aufruf zur Auslöschung Israels gleich und stellten eine implizite Unterstützung für alle Beteiligten des bewaffneten Widerstands gegen Israel, einschließlich Organisationen wie der Hamas, dar.

Zudem habe die Ärztin häufiger antisemitische Stereotype öffentlich verbreitet und unter anderem behauptet, im Vereinigten Königreich würde Kindern »beigebracht, dass sie Nichtjuden überlegen sind, dass sie das Recht haben, Palästina zu kolonisieren, und dass sie durch Birthright-Reisen darauf vorbereitet werden, Kolonisatoren, Verfechter der Apartheid und genozidale Terroristen der ‚Israel Occupation Forces‘ (gemeint ist die israelische Armee, Anm. d. Red.) zu werden«.

Am 7. Oktober veröffentlichte Aladwan verschiedene Beiträge, mit denen sie Unterstützung für den Terrorangriff der Hamas auf Israel zum Ausdruck brachte. Zuvor hatte sie sich geweigert, die an diesem Tag begangenen Verbrechen zu verurteilen. Am 7. Oktober, so Aladwan, sei Israel von den »Kräften des Widerstands« »gedemütigt« worden. Seine Vorherrschaft sei durch »die Kinder« jener zerschlagen worden, die Israel aus ihren Häusern vertrieben habe. Unter dem Foto eines Bulldozers postete sie die Botschaft: »Ehre sei dem Bruch der 17 Jahre langen illegalen Belagerung [Gazas]. Ehre sei dem palästinensischen Widerstand. Ehre sei unseren Märtyrern.«

Die Ärztin wehrte sich gegen ihre Verhaftung durch die Polizei mit den Worten: »Sie wissen, dass Sie das für die israelisch-jüdische Lobby tun, damit Sie mich vor meiner Gerichtsverhandlung am Donnerstag verhaften können.« Am 23. Oktober will das Berufsgericht des General Medical Council eine öffentliche Anhörung durchführen. Anschließend soll entschieden werden, ob Aladwan wegen ihrer Aussagen die Zulassung als praktizierende Ärztin behalten kann.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Bis zu einer Entscheidung, so befand das Gremium vor vier Wochen, darf sie jedoch weiter ihren Beruf ausüben. Man halte die dem Gericht vorliegenden Beweise nicht für »ausreichend, um festzustellen, dass ein echtes Risiko für Patienten« bestehe, wenn Aladwan weiter ihren Beruf ausübe. Die Ärztin jubelte anschließend und erklärte: »Heute hat das Gremium bestätigt, dass meine Rede vollkommen legal war. Dazu gehören meine Kritik an der jüdischen Vorherrschaft, meine Unterstützung für den bewaffneten Widerstand des besetzten palästinensischen Volkes gemäß dem Völkerrecht und dem humanitären Recht, meine Kritik an der genozidalen terroristischen israelischen Regierung … und der israelischen Gesellschaft.«

Lesen Sie auch

Ein Sprecher der Community Security Trust (CST) der jüdischen Gemeinschaft begrüßte Aladwans Festnahme und nannte sie »längst überfällig«. Die Organisation Campaign Against Antisemitism, die mehrere Beschwerden gegen die Ärztin eingereicht, erklärte: »Jetzt ist sogar die Londoner Polizei – die sicherlich nicht als besonders proaktive Institution im Kampf gegen Antisemitismus bekannt ist – der Meinung, dass ihr Verhalten so hetzerisch ist, dass es womöglich die Grenze zur Strafbarkeit überschritten hat. Was für eine absolute Blamage für unsere medizinische Aufsichtsbehörde! Was für eine Schande, dass sie nicht sieht, was normale Menschen und sogar die Londoner Polizei sehen!«

Der britische Gesundheitsminister Wes Streeting (Labour) hatte nach dem Entscheid des Berufsgerichts Ende September angekündigt, dass es im Nationalen Gesundheitsdienst (NHS) »null Toleranz« für Antisemitismus geben dürfe. Dem General Medical Council warf Streeting vor, seiner Aufsichts- und Fürsorgepflicht für jüdische Patienten nicht nachgekommen zu sein.

Rahmeh Aladwan wurde noch am Mittwoch wieder auf freien Fuß gesetzt.

Kommentar

In Zohran Mamdanis New York werden Juden geduldet, nicht akzeptiert

»Liberale Zionisten« müssen in der Regierung des neuen Bürgermeisters keinen »Lackmustest« fürchten. Was beruhigend klingen soll, zeigt, wie stark der Antisemitismus geworden ist - nicht zuletzt dank Mamdani

von Gunda Trepp  11.11.2025 Aktualisiert

Zürich

Goldmünze von 1629 versteigert

Weltweit existieren nur vier Exemplare dieser »goldenen Giganten«. Ein Millionär versteckte den Schatz jahrzehntelang in seinem Garten.

von Christiane Oelrich  11.11.2025

USA

Mehrgewichtig, zionistisch und stolz

Alexa Lemieux ist Influencerin in den sozialen Medien und zum Vorbild für viele junge jüdische Frauen geworden

von Sarah Thalia Pines  11.11.2025

Prag

Der Golem-Effekt

Seit mehr als fünf Jahrhunderten beflügelt das zum Schutz der Juden geschaffene Wesen aus Staub und Worten die Fantasie. Ein Blick zurück mit Büchern, Filmen und den »Simpsons«

von Sophie Albers Ben Chamo  11.11.2025

Raubkunst

Zukunft der Bührle-Sammlung ungewiss

Die Stiftung Sammlung E. G. Bührle hat ihren Stiftungszweck angepasst und streicht die Stadt Zürich daraus

von Nicole Dreyfus  10.11.2025

Wien

Österreichs Regierung mit neuer Strategie gegen Antisemitismus

KI-gestützte Systeme zum Aufspüren von Hate Speech, eine Erklärung für Integrationskurse, vielleicht auch Errichtung eines Holocaust-Museums: Mit 49 Maßnahmen bis zum Jahr 2030 will Wien gegen Antisemitismus vorgehen

 10.11.2025

Jerusalem

Zerstrittene Zionisten

Der Zionistische Weltkongress tagt zum 39. Mal seit seiner Gründung im Jahr 1897 durch Theodor Herzl. Doch das Treffen droht zum Fiasko für die Organisation zu werden. Die Hintergründe

von Joshua Schultheis  10.11.2025

Medienbericht

Katar soll mutmaßliches Missbrauchsopfer von Karim Khan ausspioniert haben

Das Emirat scheint sich in den Skandal um den Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs eingemischt zu haben, wie Recherchen nun zeigen

 07.11.2025

Hurrikan Melissa

»Ich habe seit einer Woche nicht geschlafen«

Wie ein Rabbiner vom Wirbelsturm in Jamaika überrascht wurde – und nun selbst Betroffenen auf der Insel hilft

von Mascha Malburg  06.11.2025