Israel

Spion auf vier Rädern

Der Chery Tiggo 8 wurde seit 2022 in der israelischen Armee als Dienstwagen angeboten (Symbolfoto) Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Die Entscheidung kam von höchster Stelle. Generalstabschef Eyal Zamir persönlich gab jetzt die Order, dass rund 600 bis 700 Fahrzeuge des chinesischen Herstellers Chery unter der Modellbezeichnung Tiggo 8, einem Plug-in Hybrid, möglichst rasch gegen andere Modelle ausgetauscht werden müssen. Diese SUVs, die zumeist Offizieren und anderen höherrangigen Militärangehörigen seit 2022 als Dienstwagen zur Verfügung gestellt werden, sollen durch Mitsubishi Outlander aus Japan ersetzt werden. Schon bei der letzten großen Dienstwagen-Ausschreibung hatte sich die Armee dazu entschieden, chinesische Autohersteller auszuschließen. Als Begründung werden nicht etwa technische Mängel an den Fahrzeugen genannt, sondern das Risiko, das sie für die Sicherheit des Landes darstellen könnten.

Denn die Cherys sind voller modernster Hightech: Kameras, Mikrofone und Sensoren, die Daten in Echtzeit übertragen. Genau das ist ein Problem. Zwar habe man ihre Multimediasysteme bereits »sterilisiert«, was so viel bedeutet, dass Informationen nicht aus den Fahrzeugen an Unbefugte gelangen können, heißt es. Doch hundertprozentig sicher, ob das auch wirklich funktioniert, ist man sich nicht. Schon länger waren Fahrzeuge »Made in China« deshalb von bestimmten Militärbasen verbannt, beispielsweise Camp Gideon in Tzrifin. Ab sofort gilt das auch für die Kirya, der obersten Kommandozentrale der Armee in Tel Aviv – wohl aber nicht für alle Marken und Typen, denn manche MGs dürfen weiterhin dort auf dem Gelände unterwegs sein.

Zu groß ist die Befürchtung, dass über die Bewegungsaufzeichnungen der Fahrzeuge Daten nach China gelangen könnten, die im Tiggo 8 verbauten Mikrofone und Kameras mithorchen und alles erfassen, was die Machthaber in Beijing interessieren könnte. So erklärte ein ehemaliger hochrangiger, aber namentlich nicht genannter Offizier gegenüber »Israel Hayom«, dass »jedes ›intelligente‹ Auto im Grunde genommen ein Computer auf Rädern ist«, der in der Lage sei, Informationen in der Nähe sensibler Einrichtungen zu sammeln. Schon das Verbinden des Fahrzeugs mit einem Smartphone kann ein Problem sein, weil das Auto die darauf vorhandenen Daten eines israelischen Militärangehörigen klauen und weiterleiten könnte.

Aus genau diesen Gründen hat der Mossad bereits vor über zwei Jahren, als die Welle von preisgünstigen chinesischen Autos Israel überrollte, von der Anschaffung eines BYD, Chery oder Xpeng abgesehen.  Über 82 Prozent aller elektrischen Fahrzeuge stammen von dort. Zwar gelten in Israel ebenfalls EU-Standards, denen zufolge diese Fahrzeuge nicht mit chinesischen, sondern mit europäischen Servern verbunden sein müssen, aber niemand will garantieren, dass dies auch wirklich der Fall ist. Deshalb sind in Großbritannien chinesische Autos auf Militärstützpunkten seit Längerem ein Tabu, während – wenig überraschend - in China Teslas nicht in der Nähe sensibler Einrichtungen unterwegs sein dürfen.

Welche Gefahren Fahrzeuge aus China mit sich bringen können, stellte man gerade erschrocken in Norwegen fest. Sicherheitstests ergaben, dass die 850 Busse des Herstellers Yutong von China aus ferngesteuert oder sofort lahmgelegt werden könnten, falls es dort jemand will.

Die chinesische Botschaft in Tel Aviv jedenfalls reagiert verschnupft auf die Entscheidung von Israels Arme und bezeichnete Berichte über potenziellen Datenklau und Spionage als »unbegründete Spekulationen und Lügen«. Man betonte, dass »alle aus China nach Israel exportierten Fahrzeuge, die den israelischen Gesetzen und Vorschriften zur Datensicherheit und -übertragung entsprechen, keine Gefahr für die nationale Sicherheit Israels darstellen.«

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