Justiz

Schwere Vorwürfe gegen Zaka-Gründer

»Ich ziehe die eindeutigen Konsequenzen aus diesem großen Sturm«: Yehuda Meshi-Zahav Foto: Flash 90

Justiz

Schwere Vorwürfe gegen Zaka-Gründer

Polizei ermittelt wegen mutmaßlicher Sexualstraftaten. Yehuda Meshi-Zahav streitet alle Vorwürfe ab

von Sabine Brandes  15.03.2021 12:34 Uhr

Die Vorwürfe, die gegen den Gründer des Rettungsdienstes Zaka erhoben werden, wiegen schwer. Yehuda Meshi-Zahav wird bezichtigt, jahrelang Frauen und Kinder sexuell missbraucht haben. Status, Macht und Geld hätten ihm dabei geholfen, heißt es in israelischen Medien. Mittlerweile hat die Polizei gegen den ultraorthodoxen Mann offiziell Ermittlungen aufgenommen.

ISRAEL-PREIS Die israelische Tageszeitung Haaretz hatte als erste über die Vorwürfe berichtet. Nur wenige Tage zuvor war bekannt geworden, dass Meshi-Zahav mit dem Israel-Preis für sein Lebenswerk ausgezeichnet werden soll. Nach der Veröffentlichung erklärte er, dass er auf die höchste Ehre des Staates Israel verzichten wolle.

Auch trat er vorübergehend von der Leitung des Rettungsdienstes zurück, den er vor fast drei Jahrzehnten ins Leben gerufen hatte. In einem offenen Brief an die Volontäre von Zaka schrieb er jetzt: »Aus Sorge um die heilige Organisation, die ich mit meinen zwei Händen gebaut habe, und weil ich weiß, wie essenziell sie für die Gesellschaft unseres Landes ist, ziehe ich die eindeutigen Konsequenzen aus diesem großen Sturm – sogar, obgleich diese Geschichten unbegründeter Tratsch sind, um eine Rechnung mit mir zu begleichen.«

»Ich bin gezwungen, eine Auszeit von meinen Verpflichtungen als Vorsitzender zu nehmen, bis sich die Wolken verzogen haben.«

Yehuda Meshi-Zahav

»Zunächst werde ich enorm viel mentale Kraft für diesen Kampf benötigen und sehe mit Qualen, welcher Schaden dieser bedeutenden Organisation, ihren Aktivitäten und den 4000 engagierten Freiwilligen zugefügt wurde. Durch die Situation, in der ich mich befinde, bin ich gezwungen, eine Auszeit von meinen Verpflichtungen als Vorsitzender zu nehmen, bis sich die Wolken verzogen haben.«

In dem ursprünglichen Bericht von Haaretz wurden sechs Opfer zitiert, die über vermeintliche sexuelle Übergriffe von Meshi-Zahav berichteten, die bis in die 1980er-Jahre zurückreichen sollen. Einige der Betroffenen seien zur Zeit der Geschehnisse minderjährig gewesen.

In den vergangenen Tagen jedoch hätten sich mehr als zehn weitere Personen mit Vorwürfen gemeldet, heißt es in Fernsehberichten. Die Polizei wolle sich auf das vergangene Jahrzehnt konzentrieren, »um einen Fall zu haben«. Die meisten Vorfälle seien bereits verjährt.

MANGEL Vor einigen Jahren hatte die Polizei schon einmal eine Untersuchung gegen Meshi-Zahav eingeleitet, nachdem sich eine Frau wegen sexueller Übergriffe beschwert hatte. Allerdings weigerte sie sich anschließend, Anzeige zu erstatten. Aus Mangel an Beweisen wurde das Verfahren daraufhin eingestellt.

Shana Aaronson, die Vorsitzende von Magen, einer Organisation, die sich um Opfer sexuelle Übergriffe kümmert, sagte zu Wochenbeginn im Armeeradio, dass sie bereits vor einigen Jahren zum ersten Mal Gerüchte über Meshi-Zahav gehört habe, »aber es gab niemanden, der bereit war zu reden«. Erst vor wenigen Monaten hätte Magen konkrete Erfahrungsberichte erhalten.

Die Polizei ließ wissen, es gebe eine »große Lücke« zwischen den Aussagen, die Journalisten zu hören bekommen haben und jenen, die von den Ermittlungsbehörden gesammelt wurden.

Die Polizei ließ wissen, es gebe eine »große Lücke« zwischen den Aussagen, die Journalisten zu hören bekommen haben und jenen, die von den Ermittlungsbehörden gesammelt wurden. Daher werden die Ermittlungen Zeit brauchen.

VERMITTLER Meshi-Zahav ist eine prominente Person in der israelischen Gesellschaft. Der charedische Mann gilt als Vermittler zwischen Ultraorthodoxen und Säkularen, Juden und Arabern. Für seine Rolle als Kritiker der eigenen ultrareligiösen Gemeinde, vor allem der Rabbiner, die die Corona-Pandemie herunterspielten, war er in den vergangenen Monaten verstärkt in die Schlagzeilen geraten.

Im Januar erlagen innerhalb von wenigen Tagen seine Mutter und sein Vater an den Folgen von Covid-19. Einige Wochen zuvor war auch sein jüngerer Bruder Mosche gestorben.  

STELLUNGNAHME Eine Stellungnahme von Meshi-Zahav in Haaretz lautet: »Es scheint mir, als wäre Haaretz den Leuten mit wirtschaftlichen Interessen zum Opfer gefallen, die schon lange versuchen, mir zu schaden. Hinzu kommen extremistische Segmente in der ultraorthodoxen Gemeinde, die verärgert über meinen ungewöhnlichen Weg sind.«

Un weiter: »Diese Gruppen haben einen Rachefeldzug gegen mich gestartet, unter anderem, weil meine Kinder in die Armee gehen, zwei von ihnen in Kampfeinheiten. Und weil ich, wenn ich die Fackel am Unabhängigkeitstag entzünde, sage: ‚für die Ehre des Staates Israel‘. All dies kommt zur Kritik hinzu, die ich gegen die extremistischen Anführer in der charedischen Gemeinschaft äußere«.

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  21.11.2025 Aktualisiert

Palästinensischer Terror

Auch Hamas-Geisel Guy Gilboa-Dalal wurde in Gaza sexuell missbraucht

Der Täter setzte ihm ein Messer an den Hals und sagte: »Wenn du jemandem davon erzählst, bringe ich dich um.«

 21.11.2025

Tourismus

Totes Meer: »Enttäuschende Sehenswürdigkeit«

Warum bekommt ein so schöner Ort eine so miese Bewertung? Welche Touristenorte stehen noch auf der wenig ruhmreichen Liste der enttäuschendsten Urlauberziele auf der Welt?

 21.11.2025

Jerusalem

Gideon Sa’ar verurteilt steigende Terror-Renten der Palästinenser

»Die Palästinensische Autonomiebehörde hat ihre Zahlungen an Terroristen nicht eingestellt. Tatsächlich verdoppelt sie diese fast«, so der Außenminister

 21.11.2025

Meinung

Alles muss ans Licht

Eine unabhängige Untersuchungskommission über die Terroranschläge des 7. Oktober ist ein Akt von Pikuach Nefesch

von Sabine Brandes  21.11.2025

Jerusalem

US-Botschafter: Radikale Siedler nicht repräsentativ für gesamte Gemeinschaft

US-Botschafter: Israel nimmt das Problem ernst und dämmt die gewalttätigen Gruppen ein

 21.11.2025

Geiseln

»Alon – du bist nicht allein«

Der israelisch-deutsche Doppelstaatsbürger Alon Ohel spielt auf dem Klavier, das eigens auf dem Platz der Geiseln für ihn aufgestellt wurde

von Sabine Brandes  20.11.2025

Gaza-Gefangenschaft überleben

»Wut zerstört dich«

Der nach mehr als zwei Jahren aus der Hamas-Gefangenschaft entlassene Avinatan Or hat eine zutiefst bewegende und motivierende Rede über Resilienz gehalten. Eine Dokumentation

von Avinatan Or  20.11.2025

Gespräch

»Der Überlebenskampf dauert an«

Arye Sharuz Shalicar über sein neues Buch, Israels Krieg gegen den palästinensischen Terror und die verzerrte Nahost-Berichterstattung in den deutschen Medien

von Detlef David Kauschke  20.11.2025