LGBTQ

Rabbiner veröffentlicht Ratschläge für Umgang mit Homosexuellen

Foto: Flash90

LGBTQ

Rabbiner veröffentlicht Ratschläge für Umgang mit Homosexuellen

Benjamin Lau hat eine umfassende und durchaus überraschende Textsammlung herausgegeben

von Andrea Krogmann  13.10.2020 13:59 Uhr

Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist: Ausgehend von diesem Zitat aus dem Buch Genesis hat der Jerusalemer Rabbiner und Vorsitzende des Bibelprojekts »929«, Benjamin Lau, eine Handreichung zum Umgang homo-, bi- und transsexuellen Menschen (LGTBQ) in Familien und religiösen Gemeinschaften herausgegeben.

Das Dokument mit dem Titel Partnerschaft und Beziehung für Mitglieder der LGTBQ-Gemeinschaft sei keine Abhandlung zur Halacha, sondern »versucht, den Weg für ein mögliches Leben in der Realität des Lebens zu ebnen«, schreibt Lau. Die religiöse Welt bestehe aus dem Ideal der Tora und der Realität der bestehenden Welt, so Lau weiter. Wer Gott in der Welt als ganzer ehren wolle, dürfe weder die Realität ignorieren noch das Ideal aufgeben, sondern müsse mit beidem leben.

»Der Wunsch von LGTBQ-Menschen nach einer Hochzeit ist verständlich und darf nicht ignoriert werden.«

Rabbiner Benjamin Lau

Lau warnte die Gesellschaft davor, den religiösen Status von zur LGTBQ-Gemeinschaft gehörenden Menschen zu beurteilen. Wer nicht gegen Verbote der Tora verstoße, könne alle Funktionen in der Gemeinde einschließlich während der Gottesdienste übernehmen. Eltern riet er dringend davon ab, homosexuelle Kinder zu sogenannten »Konversionstherapien« zu schicken, die einen erheblichen psychischen Schaden verursachen können.

ÄNGSTE Die Wirklichkeit zeigt nach den Worten des Rabbiners, dass kein Mensch freiwillig seine sexuelle Ausrichtung wählt. Angst religiöser Gemeinschaften, die Einbeziehung nicht-heterosexueller Menschen könne für Identitätskonflikte bei anderen führen, seien entsprechend unbegründet. »Auf keinen Fall dürfen wir Menschen Schaden zufügen, die mit ihrer Neigung geschaffen wurden und in ihr leben«, so der Cousin des amtierenden israelischen Oberrabbiners David Lau.

Während eine heterosexuelle Familie das Ideal der Tora sei, entspreche die Welt nicht diesem Ideal und Beziehungen müssten den Bedürfnissen des Individuums entsprechen. Das Bedürfnis einer Person mit homosexueller Orientierung nach einer Beziehung unterscheide sich nicht von den Bedürfnissen aller Menschen, schreibt der Rabbiner weiter. Er rät Betroffenen zu einem Coming-Out mit »Mäßigung und Vorsicht«, damit die Umgebung in der Lage sei, mit der neuen Realität umzugehen.

Eine Koalition religiöser jüdischer LGTBQ-Organisationen begrüßt den Vorstoß Laus.

Sollte ein gleichgeschlechtlich liebender Mensch sich für eine heterosexuelle Beziehung entscheiden, müsse der Partner über die sexuelle Orientierung informiert werden. »Es gibt zu viele gebrochene Menschen in unserer Welt als Folge dieses Versäumnisses«, so Lau. Fühle sich ein Mensch vom anderen Geschlecht abgestoßen, dürfe er keine heterosexuelle Familie aufbauen, da dies eine schwere Verletzung des Partners darstelle. Eine nichtsexuelle Partnerschaft zu wählen, sei »möglich, aber keine natürliche Wahl«.

Für die Frage nach einer Eheschließung gleichgeschlechtlicher Paare gebe es bisher in den religiösen Gemeinschaften keine hinnehmbare Lösung, so Lau weiter. Der Wunsch von LGTBQ-Menschen nach einer Hochzeit hingegen sei verständlich und dürfe nicht ignoriert werden.

CHUPPA Eine Lösung könnte laut Lau in einer alternativen Form der Feier liegen, die nicht eine Nachahmung einer Chuppa sei und so einen Großteil des Widerstands auflösen könnte. Keine religionsrechtlichen Einschränkungen gebe es hinsichtlich von LGTBQ-Menschen, Kinder aufzuziehen und Familien zu gründen. Im Blick auf Leihmutterschaft und Samenspenden solle das Paar einen Rabbiner um Rat ansuchen.

Eine Koalition religiöser jüdischer LGTBQ-Organisationen begrüßte den Vorstoß Laus. Es sei an der Zeit, das Thema öffentlich zu diskutieren, auch im rabbinisch-religionsrechtlichen Diskurs. »Ein mutiger, einfühlsamer, wissenschaftlicher und sensibler Diskurs zu diesem Thema« könne dazu beitragen, dass es mehr Häuser gebe, die eine »vollständige und präsente LGTBQ-Identität« mit einem religiösen und gemeinschaftlichen Leben rund um die Welt der Tora vereinen.

Jerusalem

Israels Regierungschef wirft Australien Tatenlosigkeit gegen Judenhass vor

Nach einem Anschlag in Sydney fordert Netanjahu von Australien entschlosseneres Handeln gegen Judenhass. Er macht der Regierung einen schweren Vorwurf

 14.12.2025

Australien

16 Tote bei antisemitischem Massaker in Sydney

Australien ist im Schockzustand: Zwei Attentäter schossen am Sonntag auf Juden, die sich in Bondi Beach zu einer Chanukka-Feier versammelt hatten

von Michael Thaidigsmann  14.12.2025 Aktualisiert

Jerusalem

Israels Außenminister kritisiert Australien nach Schüssen

Israels Außenminister Sa’ar sieht nach tödlichen Schüssen beim Chanukka-Fest in Sydney die australische Regierung mit in der Verantwortung – und fordert Konsequenzen

 14.12.2025

Terror

Herzog: »Grausamer Angriff auf Juden« in Sydney

Der israelische Staatspräsident Izchak Herzog äußerte sich zu dem Angriff auf eine Chanukka-Feier in Australien mit vielen Toten und Verletzten

 14.12.2025

Nachruf

Trauer um Hollywood-Legende Arthur Cohn

Arthur Cohn war immer auf der Suche nach künstlerischer Perfektion. Der Schweizer Filmproduzent gehörte zu den erfolgreichsten der Welt, wie seine Oscar-Ausbeute zeigt

von Christiane Oelrich  12.12.2025

Jerusalem

Netanjahu plant Reise nach Kairo für milliardenschweren Gasdeal

Der Besuch bei Präsident Abdel-Fattah al-Sissi wäre historisch. Aus dem Umfeld des Premierministers kommt aber zunächst ein Dementi

 12.12.2025

Israel

Chanukka in Tel Aviv: Alles leuchtet!

Nach besonders schwierigen Jahren lässt die Stadtverwaltung Tel Aviv in vollem Glanz erstrahlen und beschert ihren Einwohnern Momente des Glücks

von Sabine Brandes  12.12.2025

Vermisst

Letzte Reise

Die am 7. Oktober von der Hamas nach Gaza verschleppte Leiche von Sudthisak Rinthalak wurde an Israel übergeben und nach Thailand überführt

von Sabine Brandes  12.12.2025

Gaza

Neue Aufnahmen: Geiseln feierten vor ihrer Ermordung Chanukka

In Israel sorgen erstmals veröffentlichte Videoaufnahmen für aller größte Betroffenheit und Trauer

 12.12.2025