Für Yagil Yaakov und seine Geschwister Or und Schir hat die unerträgliche Ungewissheit ein Ende. »Papa, ich liebe dich. Ich weiß noch gar nicht, wie ich reagieren soll. Es ist schrecklich, das zu sagen, aber ich warte schon auf deine Beerdigung«, schrieb der 14-jährige Yagil am Mittwochabend in einem herzzerreißenden Post auf Instagram. »Ich wusste, dass dieser Tag kommen würde.« Kurz zuvor hatte die israelische Armee mitgeteilt, dass sie die Leiche von Yair Yaakov, Vater der Drei, in Gaza entdeckt und nach Israel überführt hat.
Der 59-Jährige war wahrscheinlich schon am 7. Oktober von Terroristen ermordet und dann nach Gaza verschleppt worden. Mehr als 600 Tage hielt die Hamas den Israeli in Gefangenschaft. Mehr als 600 Tage warteten seine Liebsten auf eine Nachricht. Schließlich sei seine Leiche im Gebiet Khan Yunis im südlichen Gazastreifen gefunden worden, nachdem der Inlandsgeheimdienst Schin Bet die entsprechenden Informationen bei der Vernehmung von festgenommenen Terroristen erhalten habe, heißt es.
Nach der Bergung wurde Yaakov im Forensischen Institut Abu Kabir identifiziert. »Vielen Dank an die IDF und den Schin Bet für die Rettung«, schrieb sein Sohn Yagil weiter in seinem Post. »Ich hoffe, der Rest der Geiseln kommt durch einen Deal zurück.«
Zweite verstorbene Geisel nach Israel überführt
Nach Angaben der IDF sei bei der Aktion zudem eine zweite verstorbene Geisel befreit worden. Allerdings hat die Familie den Namen bislang nicht bekanntgegeben, aus Schutz der Privatsphäre veröffentlichen die Sicherheitskräfte die Identität erst nach Zustimmung der Angehörigen. Es handele sich ebenfalls um eine Person aus dem Kibbuz Nir Oz.
Mehr als 1200 Menschen wurden bei dem Massaker, das die Hamas-Terroristen im Süden Israels anrichteten, ermordet, darunter auch Kinder. In der geschundenen Kooperative Nir Oz allein wurden 47 Menschen ermordet und 76 als Geiseln entführt.
Die Geschichte der Familie Yaakov ist eine tragische: Die beiden jungen Israelis Yagil und Or Yaakiv, damals zwölf und 16 Jahre alt, wurden von Terroristen der Hamas verschleppt – während ihre Mutter Renana Gome Yaakov am Telefon dabei zuhören musste. Gome Yaakov ist Yairs Exfrau.
Am Morgen des 7. Oktobers waren die beiden Jungen allein im Haus in ihrem Kibbuz. Nach Sirenen, Schüssen und arabischem Stimmengewirr um sie herum rufen sie ihre Mutter an und sagen ihr, dass sie Todesangst hätten und sich im Sicherheitsraum versteckten. Auch die Mutter hörte, wie Männer Arabisch sprachen. Or, der ältere Bruder, versuchte dabei krampfhaft, die Türklinke festzuhalten, damit niemand in den Raum eindringen kann. Doch die Terroristen überwältigen ihn. Schwerbewaffnet standen sie vor den beiden Kindern.
Familienforum: »Yaya liebte es, das Leben zu genießen, Musik zu hören und einfach mit einem kühlen Bier in der Sonne zu sitzen.«
Die letzten Worte, die Renana Gome Yaakov hörte, waren die ihres jüngsten Kindes: »Nehmt mich nicht mit, ich bin zu jung.« Yagil schrie immer wieder. Dann war die Leitung tot. Aus diesem schwer traumatischen Erlebnis machte die Mutter zusammen mit dem »Waltz with Bashir«-Animator Yoni Goodman einen animierten Kurzfilm. Im November 2023 wurden die beiden Jungen nach mehr als 50 Tagen in der Gewalt der Hamas durch ein Waffenstillstands- und Geiselbefreiungsabkommen zwischen Israel und der Hamas freigelassen.
Auch die Lebensgefährtin ihres Vaters, Merav Tal, die zusammen mit Yair Yaakov gekidnappt wurde, kommt nach Hause zurück. Doch von Yair – genannt Yaya – selbst fehlt jede Spur. Dann, im Februar 2024, die schreckliche Nachricht der israelischen Sicherheitskräfte, dass die Hamas den Familienvater wohl schon während des Massakers ermordete und seinen Leichnam mit nach Gaza nahm.
Dringend notwendiger Abschluss für Familie
In einem Social-Media-Beitrag schrieb das Familienforum der Geiseln am Donnerstag: »Yaya, zum Zeitpunkt seines Todes 59 Jahre alt, arbeitete in der Werkstatt des Kibbuz Alumim. Ein bescheidener Mann, ein Familienmensch und mit dem Land verbunden. Er war immer bereit, allen zu helfen. Er liebte es, das Leben zu genießen, Musik zu hören und einfach mit einem kühlen Bier in der Sonne zu sitzen. Wir teilen die tiefe Trauer der Familie Yaakov.«
»Dies ist ein dringend notwendiger Abschluss, damit wir nach vorne blicken können«, so die Familie Yaakov. »Wir danken den Sicherheitskräften und den tapferen Soldaten, die an der komplexen Rettungsaktion beteiligt waren, von ganzem Herzen. Wir bekräftigen jedoch unsere Position: Das Leben von Soldaten darf nicht aufs Spiel gesetzt werden. Alle Geiseln müssen im Rahmen einer Vereinbarung zurückgebracht werden.«