Geiseln

Ofir kommt nicht mehr zurück

Ofir Tzarfati wurde nur 27 Jahre alt. Foto: Privat

Geiseln

Ofir kommt nicht mehr zurück

Auch acht Wochen nach dem Schwarzen Schabbat werden immer noch Menschen, die als gekidnappt galten, für tot erklärt

von Sabine Brandes  30.11.2023 21:19 Uhr Aktualisiert

Von den Plakaten strahlt ein glücklich aussehender Ofir Tzarfati in die Kamera. Der junge Mann war am 6. Oktober 27 Jahre alt geworden und wollte dies auf der Nova-Party in der Wüste mit Freunden feiern. Auf dem letzten Foto, das von ihm existiert, bläst er fröhlich die Kerzen auf seiner Torte aus.

Wenige Stunden danach, in den frühen Morgenstunden des Schabbats, wurde aus der Feier die Hölle auf Erden, als die Hamas-Terroristen kamen und alles, was sich bewegte, abschlachteten. Ofir Tzarfati galt nach der Party, bei der mindestens 350 Menschen ermordet wurden, als Geisel der Hamas. Jetzt, 55 Tage später, wurde er für tot erklärt.  

Ofir stammte aus Kiryat Ata und studierte Elektrotechnik. Er hatte die israelische und französische Staatsangehörigkeit. Seine Familienangehörigen sprachen erst vor einer Woche auf einer Solidaritätskundgebung im Rambam-Krankenhaus in Haifa. Rachel Tzarfati, seine Mutter, wandte sich dabei an die Menge: »Mein Sohn ging auf eine Party, um mit seiner Freundin Shoval und Freunden seinen 27. Geburtstag zu feiern.«

Drei Wochen lebte die Familie mit der Ungewissheit

Aus Zeugenaussagen, die bei dem Massaker anwesend waren, und Telefonanrufen erfuhr die Familie, dass er und seine Partnerin Shoval Gal versuchten, vom Nova-Musikfestival zu fliehen. »An einem Punkt beschloss Ofir, Shoval in Sicherheit zu bringen, setzte sie in ein fahrendes Fahrzeug, und rettete anschließend vielen weiteren Menschen das Leben. Erst dann kümmerte er sich um sich selbst.«

Es sei Ofir noch gelungen, mit seiner Mutter Kontakt aufzunehmen. »Ofir, es ist deine Aufgabe, dich jetzt selbst zu retten«, habe sie ihm am Telefon gesagt. Sie wollte ihren Sohn lebend wiedersehen. Doch es war das letzte Mal, dass sie von ihm hörte. Rachel Tsarfati schloss auf der Kundgebung mit dem Appell, dass »alle Geiseln nach Hause zurückgebracht werden müssen. Gewöhnen Sie sich nicht daran, ihre Gesichter auf Werbetafeln in jeder Straße und Gasse zu sehen. Gewöhnen Sie sich nicht daran!«

»Gewöhnen Sie sich nicht daran, ihre Gesichter auf Werbetafeln in jeder Straße und Gasse zu sehen.«

Rachel tzarfati

Mehr als drei Wochen lang war sich Tzarfatis Familie nicht sicher, ob Ofir getötet oder von der Hamas als Geisel genommen wurde. Schließlich informierte die israelische Armee die Angehörigen, dass er am 7. Oktober in den Gazastreifen entführt worden sei. Zunächst war nicht bekanntgegeben worden, wie oder nach welchen Indizien sein Tod bestätigt wurde. Doch am späten Donnerstagabend gab die IDF an, dass sie Tzarfatis Leichnam in Gaza gefunden und nach Israel gebracht hätten.

»Nach 54 Tagen kam die traurige Nachricht und unsere Herzen sind schwer vor Trauer. Kiryat Ata trauert um Ofir Tzarfati, der vom Musikfestival in der Nähe von Re’im nach Gaza entführt wurde«, schrieb die Gemeinde Kiryat Ata in einer Erklärung. »Wir sprechen der trauernden Familie unser Beileid aus. Möge sein Andenken ein Segen sein.«

Auch drei entführte Soldaten für tot erklärt

Auch fast zwei Monate nach dem Schwarzen Schabbat werden noch immer Menschen von den israelischen Behörden für tot erklärt. Es gibt nach wie vor Leichen oder Leichenteile, die nicht identifiziert sind. Auch hat es nie eine offizielle Zahl aus Gaza gegeben, wie viele Menschen gekidnappt wurden und wie viele von ihnen noch am Leben sind. Das Rote Kreuz darf die Geiseln nach wie vor nicht besuchen. Die Terrororganisation, die die Menschen festhält, untersagt es kategorisch.

Am Mittwoch warden drei Soldaten, die von der Terrororganisation Hamas entführt worden waren, von der israelischen Armee für tot erklärt: Tomer Yaakov Ahimas (20) aus Lehawim, Kiril Brodski (19) aus Ramat Gan und Shaked Dahan (19) aus Afula.

Die drei seien am 7. Oktober getötet worden. Der Oberrabbiner des Militärs habe ihren Tod auf der Grundlage verschiedener Erkenntnisse der IDF erklärt, hieß es in einer Veröffentlichung. Sie werden als »gefallene Soldaten, die von einer Terrorgruppe als Geiseln gehalten werden« aufgeführt. Ihr Tod erhöht die Zahl der gefallenen IDF-Soldaten seit dem 7. Oktober auf 395.

Fast zwei Monate lang haben die Familien von Ofir, Shaked, Kiril und Tomer gebangt und auf einen guten Ausgang der Tragödie gehofft. Doch ihre Hoffnungen wurden jetzt zerstört - ihre Liebsten werden niemals wieder nach Hause zurückkehren.

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