Jerusalem

»Mit Entsetzen und Scham stehe ich hier«

Außenminister Johann Wadephul (CDU) besucht die Gedenkstätte Yad Vashem. Foto: picture alliance/dpa

In der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem setzte der neue Bundesaußenminister Johann Wadephul am Sonntag seinen Namen unter das »Vermächtnis der Holocaust-Überlebenden«.

Der CDU-Politiker war erst der dritte Vertreter eines ausländischen Staates, der diese besondere Erklärung unterzeichnete. Zuvor hatten US-Außenminister Marco Rubio und der tschechische Außenminister Jan Lipavsky unterschrieben. Die Erinnerung an die Ermordung von sechs Millionen Juden durch Nazi-Deutschland war ein würdiger Auftakt seines Besuchs in Israel.

Das Vermächtnis führt die moralischen und ethischen Implikationen für die Menschheit auf: »Vom Berg der Erinnerung in Jerusalem erklingt das alte Sprichwort von Rabbi Hillel:  ›Was dir verhasst ist, das tue keinem anderen an‹«, steht geschrieben.  

Erstmals wurde es von dem Holocaust-Überlebenden Zvi Gil im Jahr 2002 an diesem Ort verlesen. Anlässlich des 80. Jahrestags des Endes der Schoa hat die israelische Präsidentschaft der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) eine weltweite Kampagne zur erneuten Verpflichtung auf die Botschaft und die Grundsätze der Erklärung der Überlebenden initiiert.  

»Menschen mit einem Gewissen«

»Menschen mit einem Gewissen überall sind aufgerufen, das Andenken an die Opfer, Überlebenden und Retter des Holocaust zu ehren, indem sie ihre Identifikation mit dieser Erklärung zum Ausdruck bringen«, steht auf der Website von Yad Vashem.  

Wadephul zeigte sich tief erschüttert im Angesicht des Grauens der Schoa, als er sich in das Gästebuch der Gedenkstätte eintrug.

Zuvor hatte Wadephul in der Halle der Erinnerung zum Gedenken an die ermordeten Juden die Ewige Flamme entzündet und im Namen der Bundesrepublik einen Kranz niedergelegt. Er zeigte sich tief erschüttert im Angesicht des Grauens der Schoa, als er sich in das Gästebuch der Gedenkstätte eintrug.

Er schrieb: »Mit Entsetzen und Scham stehe ich hier als Außenminister Deutschlands.« Die Monstrosität der Schoa sei in deutscher Sprache befohlen, von Deutschen geplant, von Deutschen ausgeführt worden. Daher sei es »unsere und meine bleibende Verantwortung, für dieses von Deutschland begangene, unermessliche Unrecht das Bewusstsein aufrechtzuerhalten und gegen Antisemitismus aufzustehen«.  

Zu Beginn seines Besuches in Yad Vashem wurde der Außenminister durch die Dauerausstellung des Museums geführt, begleitet vom israelischen Außenminister Gideon Sa’ar.

»Buch der Namen«

Neuerdings gehört zu der permanenten Ausstellung auch das »Buch der Namen«. Diese Sammlung vergegenwärtigt die unvorstellbare Zahl der Holocaust-Opfer und zeigt ihre Namen zusammen mit Geburtsdatum, Heimatort und Sterbeort – sofern dies bekannt ist. Die Informationen sind auf zwei Meter hohen und ein Meter breiten Seiten abgedruckt, die eng nebeneinander aufgehängt sind. Die gewaltigen Ausmaße des Buches der Namen sollen das Ausmaß des kollektiven und unvorstellbaren Verlustes für die Menschheit als Ganzes und für das jüdische Volk im Besonderen darstellen.  

Der deutsche Außenminister ließ sich von einer Museumsführerin von Yad Vashem mehrere Einträge zeigen und nach einem Namen suchen. »Die letzten Seiten sind absichtlich leer gelassen, damit wir ständig jene nachtragen können, die auch heute immer noch dazukommen«, erklärte sie. Für viele Menschen sei es sehr bedeutsam und emotional, die Namen der Vorfahren zu finden. »So wird Erinnern persönlich.«

Tel Aviv/Gaza

An Bibas-Ermordung beteiligter Terrorist getötet

Die Entführung und Ermordung von Schiri Bibas und ihren beiden Söhnen bewegte Menschen auf der ganzen Welt. Der Terrorist, der daran beteiligt gewesen sein soll, ist laut Israels Armee nun tot.

 07.06.2025

Geiseln

Pinta ist tot

Der 36-jährige thailändische Familienvater wurde lebend von Terroristen entführt - Armee birgt die Leiche aus Süd-Gaza

von Sabine Brandes  07.06.2025

Krakau

»Das sind alles Linke«: Rabbiner soll Opfer des 7. Oktober »hassen«

Ein Mitglied des Europäischen Rabbinischen Zentrums stößt mit umstrittenen Aussagen bei seinen Kollegen auf Kritik

 06.06.2025

Gazastreifen

Hilfsgüter-Verteilzentren vorläufig geschlossen

Die Gaza Humanitarian Foundation stellt ihre Arbeit erneut ein. Einen Grund nannte sie dieses Mal aber nicht

 06.06.2025

Libanon

Israels Armee zerstört Drohnen-Produktion der Hisbollah

Trotz der geltenden Waffenruhe rüste die Terror-Miliz auf, teilte das Militär mit

 06.06.2025

Israel

Israels Präsident nimmt erstmals an Pride Parade in Jerusalem teil

»Wir fordern Liebe, Respekt und Gleichheit - auch für die LGBTQ-Gemeinschaft, die ein untrennbarer Teil der israelischen Gesellschaft ist«, so Herzog

 06.06.2025

Medien

Deutschlands Oberlehrer

Wer will noch mal, wer hat noch nicht? In diesen Tagen scheint die Diffamierung Israels oberste Bürgerpflicht zu sein. Ein Kommentar

von Michael Thaidigsmann  06.06.2025 Aktualisiert

Gaza

Israel bewaffnet arabische Gruppen im Kampf gegen Hamas

Israel will mit Hilfe palästinensischer Gruppen die Hamas schwächen. Experten warnen vor erheblichen Risiken

von Lars Nicolaysen  06.06.2025

Interview

»Es findet ein Genozid statt« – »Israel muss sich wehren«

Henryk M. Broder und Hamed Abdel-Samad über ihre langjährige Freundschaft, was sie verbindet – und was sie nach dem 7. Oktober 2023 trennt

von Philipp Peyman Engel  06.06.2025 Aktualisiert