Kurzmeldungen

Mail aus Jerusalem

Wird in der Knesset-Kantine teurer: Schakschuka aus der Pfanne Foto: Marco Limberg

Behütet
Geht es nach dem Knesset-Vorsitzenden Rubi Rivlin, schließt sich Israels Volksvertretung schon bald einer Initiative an, die bereits von einigen anderen Parlamenten mitgetragen wird: In der Kantine des Hohen Hauses sollen nur noch von artgerecht gehaltenen Hühern gelegte Eier zum Einsatz kommen.
Dadurch werden zwar Omelett und Schakschuka (Eier-Gemüse-Pfanne) etwas teurer, doch ist es ja für einen guten Zweck. Und koscher bleiben die Speisen aus artgerecht gelegten Eiern in jedem Fall.

bereichert
Der jährliche Tanach-Wettbewerb für Jugendliche ist ein festes Ereignis im israelischen Kalender. Jetzt wird auch das Bibel-Quiz für Erwachsene erstmals seit 1981 wieder aufgelegt. Das Interesse ist groß, wie die rund 1.700 Anmeldungen beweisen. Unter den Mitbewerbern sind vor allem religiöse Juden, aber auch circa 200 Laizisten. Und selbst ein Araber ist dabei: Der beduinische Hebräischlehrer Schadi Abu Arar aus der Stadt Ar’ara. Für den gläubigen Moslem ergänzt das Tanach-Studium, das er seit seiner Kindheit betreibt, in keiner Weise den Koran, stellt aber, wie er im Vorfeld des Wettbewerbs erklärte, eine Bereicherung dar.

Begrüsst
Der Streit zwischen Israel und der Türkei wird von lachenden Dritten nicht ohne Genugtuung gesehen. So etwa hoffen Länder wie Zypern, Bulgarien und Rumänien, israelische Touristen, die die Türkei in diesem Sommer aus Angst oder aus Empörung meiden, bei sich begrüßen zu dürfen. Auch die auf ausländische Investitionen angewiesene kurdische Autonomieregion im Irak sucht aus der neuen Situation ihren Vorteil zu schlagen. Einem Bericht zufolge hat die kurdische Regionalregierung mit dem israelischen Konzern Israel Corporation Verhandlungen über den Bau einer Ölraffinerie im kurdischen Norden des Iraks aufgenommen. Aus türkischer Sicht wäre eine wie auch immer geartete Allianz zwischen Israelis und Kurden negativ.

Bebaut
Raanana, nördlich von Tel Aviv gelegen, ist ein dynamischer Hightech-Standort, die Wahlheimat vieler angelsächsischer Immigranten und für seine hohe Lebensqualität bekannt. So ist es vielleicht kein Zufall, dass Raanana als erste israelische Stadt die vom Umweltministerium bereits vor einigen Jahren formulierte, bisher aber nicht verbindliche Norm für umweltgerechtes Bauen freiwillig übernommen hat. Das bedeutet, dass alle neuen Gebäude in Raanana einer Reihe von Anforderungen an Energieeffizienz, Reinhaltung von Grundwasser und andere Parameter genügen müssen. Zwar verteuern sich die Häuser dadurch um schätzungsweise zwei Prozent, doch hoffen die Stadtväter auf das Verständnis der Bewohner und solcher, die es in der ökogerechten Stadt werden möchten.

Belehrt
Israelische Richter fällen ihre Entscheidungen, wie man weiß, nach Gesetzen der Knesset und nicht nach der Halacha. Allerdings, befand die Präsidentin des Bezirksgerichts Tel Aviv, Dwora Berliner, kann ein wenig jüdisches Wissen auch säkularen Juristen nicht schaden. Deshalb findet künftig jede Woche eine Talmudstunde für die Rechtsgelehrten statt – und zwar nicht auf Kosten der Arbeitszeit, sondern vor deren Beginn. Zur Teilnahme gezwungen wird indessen niemand. Da muss sich erst mal zeigen, auf wie viel Interesse die Fortbildungsinitiative bei den Ge-
richtsherren stößt.
Begütert
Wie zerronnen, so gewonnen. Nachdem die Zahl der israelischen Millionäre 2008, dem Jahr der weltweiten Finanzkrise kräftig gesunken war, konnte sie 2009 noch kräftiger wachsen. Nach einer Studie der Investitionsbank Merrill Lynch gab es in Israel Ende vergangenen Jahres 8.419 Millionäre – 42 Prozent über dem Vorjahresstand und mehr als je zuvor in Israels Geschichte. Damit erholte sich der Bestand reicher Bürger in Israel schneller als im Weltdurchschnitt. Nur noch in Hongkong und Indien schnellte die Millionärszahl noch sprunghafter in die Höhe. Indessen hat der Reichtum auch eine Schattenseite: Israel gehört noch immer zu den Ländern mit dem höchsten Wohlstandsgefälle.

Betrogen
Gideon Tadschin aus dem nordisraelischen Migdal Haemek hat eine Freiheitsstrafe von 23 Monaten verbüßt. Hiervon entfielen 16 Monate auf das gegen ihn wegen Gewalt gegen Familienangehörige gerichtlich verhängte Strafmaß, während die restlichen sieben Monate auf einen Tippfehler zurückzuführen sind: Bei der Überstellung in die Justizvollzugsanstalt wurde das Datum des Strafantritts falsch eingegeben. In der Folge verstrich der Entlassungstag, ohne dass die Gefängnisbehörden es gemerkt hätten. Auch dem Häftling – er gab später an, Analphabet zu sein – fiel der Stichtag nicht auf. Als der Justizvollzug doch noch auf den Fall aufmerksam wurde, hatte Gideon Tadschin 216 Tage zu viel in der Zelle verbracht. Dafür wird er jetzt mit 400.000 Schekel (rund 85.000 Euro) entschädigt.

Israel

Zwei Tote bei Anschlag an Grenze zu Jordanien

Der Angreifer ist nach Angaben der israelischen Armee in einem Lastwagen angekommen, der humanitäre Hilfsgüter für den Gazastreifen transportierte

 18.09.2025 Aktualisiert

Nachruf

Sie trug ein strassbesetztes Krönchen

Tovia Ringer überlebte die Konzentrationslager Groß-Rosen und Schömberg, bevor sie 1948 nach Israel emigrierte. Nun ist die »Miss Holocaust Survivor 2018« im Alter von 102 Jahren gestorben

von Sara Klatt  18.09.2025

Kurznachrichten

Hotel, Datteln, Pilger

Meldungen aus Israel

von Sabine Brandes  18.09.2025

Tel Aviv

Israel: Entwicklung von Laser-Abwehrwaffe abgeschlossen

Das Hochleistungs-Lasersystem »Iron Beam« markiert einen Wendepunkt: Präzise, schnell und überraschend günstig. Wie verändert dies Israels Schutz vor Bedrohungen aus feindlichen Ländern der Region?

 18.09.2025

Meinung

Die Tränen des Kanzlers

Bei seiner Rede in München gab Friedrich Merz ein hochemotionales Bekenntnis zur Sicherheit jüdischen Lebens ab. Doch zum »Nie wieder dürfen Juden Opfer werden!« gehört auch, den jüdischen Staat nicht im Stich zu lassen

von Philipp Peyman Engel  18.09.2025 Aktualisiert

Gaza

»Gebt mir mein Mädchen zurück!«

Ifat Hayman fleht, dass ihre Tochter Inbar, die letzte weibliche Geisel der Hamas, zur Bestattung zurückgebracht wird

von Ifat Hayman  17.09.2025

Europäische Union

Wie die EU-Kommission Israel sanktionieren will

Ursula von der Leyens Kommission will Israel alle Handelsvergünstigungen streichen. Doch eine Mehrheit der Mitgliedsstaaten ist (noch) nicht in Sicht. Die Hintergründe

von Michael Thaidigsmann  17.09.2025

Israel

»The Sea« erhält wichtigsten israelischen Filmpreis

In Reaktion auf die Prämierung des Spielfilms über einen palästinensischen Jungen strich das Kulturministerium das Budget für künftige »Ophir«-Verleihungen

von Ayala Goldmann  17.09.2025

Politik

»Geradeaus« mit Gadi Eizenkot

Zu den Gründungsmitgliedern der neuen Partei des früheren Stabschefs gehört auch die Tochter einstiger Hamas-Geiseln

von Sabine Brandes  17.09.2025