Interview

»Israel macht den Job, den alle sich erhoffen«

»Israel macht den Job, den alle sich erhoffen, für den aber niemand die Fähigkeiten hat, ihn selbst durchzuführen«: Carlo Masala Foto: picture alliance / teutopress

Herr Masala, beim Angriff auf Irans Atomanlagen hat Israel zeitgleich viele iranischen Waffen- und abschusseinrichtungen zerstört. Trotzdem haben iranische Raketen in Israel Tote, Verletzte und große Schäden in verschiedenen Städten gefordert. Warum?
Israel verfügt mit David’s Sling zwar über eine exzellente Luftverteidigung gegen Raketen im mittleren und großen Reichweitenbereich, aber die kann auch übersättigt werden. Übersättigung heißt, dass einfach zu viele Raketen gleichzeitig abgeschossen werden, so dass das System entweder nicht genügend Lenkflugkörper hat, um alle abzufangen, oder aber in der Erkennung und Bekämpfung überlastet ist.

Es hätte also viel schlimmer kommen können?
Es hätte sehr viel schlimmer kommen können. Es hätte einen sehr großen Angriff geben können - mit 1000 Raketen gleichzeitig, wie er wohl am ersten Tag geplant war -, der aber durch die Luftwaffe Israels neutralisiert wurde, indem man mobile Launcher bereits im Iran am Boden zerstört hat.

Nach der »Enthauptung« von Irans militärischer Führung könnte die der politischen Führung folgen. Was würde das für den Konflikt in den kommenden Tagen bedeuten?
Wenn es eine Enthauptung der politischen Führung geben sollte, dann stellen sich zwei Fragen: Wird die Opposition im Iran versuchen, die Macht zu ergreifen und wie werden sich die Mullahgetreuen verhalten. Zusammen mit den Milizen gibt es rund 1. Millionen Menschen im Iran, die das Regime unter Waffen gestellt hat. Werden die sich wehren oder aufgeben. Daran würde sich entscheiden, ob ein Sturz der Mullahs friedlich oder gewalttätig erfolgen würde.

Spricht die Tatsache, dass der Iran Drohnen schickt für Panik im Mullah-Regime?
Nein. Zunächst war es wohl so, dass Israel einem geplanten Angriff des Irans mit sehr vielen ballistischen Raketen zuvorgekommen ist. Da war der Einsatz von Drohnen wohl eher eine »Verzweiflungstat«. Denn wir sehen ja, dass die Tage darauf ballistische Raketen eingesetzt wurden.

Die Möglichkeit eines Regime Change im Iran wird mittlerweile offen diskutiert. Worauf müsste die Region dann vorbereitet sein?
Das hängt davon ab, wie dieser erfolgen würde. Wenn er friedlich erfolgt, würde es ein Segen für die Region sein. Wenn der Iran infolge dessen jedoch in einem Bürgerkrieg versinkt, ist es ein weiterer destabilisierter Staat in der Region von dem ein Bedrohungspotential ausgehen würde.

Neben den westlichen Ländern haben auch die arabischen Nachbarn Angst vor einem atomaren Iran. Macht Israel gerade den Job, den sich sonst niemand traut?
Israel macht den Job, den alle sich erhoffen, für den aber niemand die Fähigkeiten hat, ihn selbst durchzuführen.

Muss sich Israels Bevölkerung auf viele weitere Nächte im Bunker einstellen?
Dies hängt davon ab, wie entschlossen das Regime in Teheran ist, diesen Krieg weiterzuführen. Laut Angaben von CENTCOM (United States Central Command/ Zentralkommando der Streitkräfte der Vereinigten Staaten, Anm. d. Red.) aus dem Jahr 2020 verfügt der Iran über circa 3000 ballistische Raketen. Bislang sind vielleicht 800 eingesetzt worden.

Mit dem Professor für Internationale Politik an der Universität der Bundeswehr München sprach Sophie Albers Ben Chamo.

Debatte

Jüdischer Weltkongress verurteilt israelfeindlichen Weltkirchenrat

Es gibt reichlich Kritik an einer Erklärung des Weltkirchenrats, in der Israel »Apartheid« vorgeworfen wird. Nun reagiert der Jüdische Weltkongress - und hat Fragen an die Kirchen

 11.07.2025

"Newsmax"-Interview

Netanjahu zu Hamas: Werden diese »Monster« besiegen

Die Bemühungen um eine Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln im Gazastreifen dauern an. Israels Ministerpräsident Netanjahu hofft, dass es dazu bald kommt. Vorerst aber geht der Kampf gegen den palästinensischen Terror weiter

 11.07.2025

Tel Aviv/Ramallah

Israeli stirbt bei Anschlag im Westjordanland

Seit Beginn des Krieges ist die Lage auch im Westjordanland extrem angespannt. Immer wieder kommt es zu Zusammenstößen und auch tödlichen Anschlägen auf Israelis

 11.07.2025

Meinung

Die Kirche schafft sich ab

Jetzt soll ausgerechnet der Antizionismus helfen, den gesellschaftlichen Niedergang der Kirche zu stoppen

von Josias Terschüren  10.07.2025

Israel

Eli Sharabis Bestseller bald auch auf Englisch

Zum zweiten Jahrestag des Hamas-Massakers vom 7. Oktober 2023 soll das Buch der ehemaligen Geisel veröffentlicht werden

von Sabine Brandes  10.07.2025

Westjordanland

Israeli stirbt bei Terroranschlag

Der 22-jährige Sicherheitsmann wurde in der Nähe des Einkaufszentrums von Gusch Etzion von zwei Männern angegriffen

 10.07.2025

Brüssel

EU-Chefdiplomatin lobt »konstruktiven Dialog« mit Israel

Die Außenbeauftragte Kaja Kallas hat in einer Erklärung Schritte zur Verbesserung der humanitären Lage im Gazastreifen angekündigt

 10.07.2025

Nahost

Finanziert Katar den Wiederaufbau in Gaza?

Angeblich hat Israel grundsätzlich zugestimmt, dass Gelder aus dem Golfemirat bereitgestellt werden können

von Sabine Brandes  10.07.2025

Washington

Netanjahu: »Kein Geiseldeal um jeden Preis«

Von den 50 verschleppten Menschen in der Gewalt der Hamas sollen 20 noch am Leben sein

von Sabine Brandes  10.07.2025