Jerusalem

Hundert Jahre Helfen

»Eine bessere Welt durch Medizin«: Hadassah-Krankenhaus in Jerusalem Foto: Flash 90

Obwohl sie so klein ist, macht sie stolz. Die Mitglieder von Hadassah freuen sich über die Briefmarke, die zu Ehren des 100. Geburtstages der Organisation von der israelischen Post herausgegeben wurde. Auf blauem Hintergrund formen Symbole und Errungenschaften der zionistischen Frauenorganisation Amerikas einen Davidstern. Vom 15. bis zum 18. Oktober sind Tausende von Mitgliedern mit ihren Familien aus der ganzen Welt in Israel, um das Jubiläum gebührend zu feiern. 100 Jahre Hadassah stehen für 100 Jahre Helfen.

Auf dem Programm stehen Symposien, Besuche von Projekten, Vorlesungen, Feiern und eine Parade durch die Straßen der Hauptstadt. Höhepunkt wird die Einweihung des neuen Sarah-Wetsman-Davidson-Flügels sein. Der 19-stöckige Krankenhausbau kostete 363 Millionen US-Dollar, verfügt über modernste Medizintechnologie und ist das größte Projekt von Hadassah aller Zeiten. Er ist eine lang benötigte Erweiterung des gleichnamigen Universitätshospitals in Ein Kerem, das 1960 eröffnet worden war. Mit dem Turm setzen die zionistischen Damen aus den USA ein nicht zu übersehendes Zeichen: »Wir sind hier – und wir bleiben hier«.

Ihre Verbindung zum jüdischen Staat ist ungebrochen: Während der Feierlichkeiten wird dem israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu die höchste Auszeichnung der Organisation verliehen, der Henrietta-Szold-Preis. Die amtierende Präsidentin, Marcie Natan, sagte, dass diese Auszeichnung symbolisch sei für die 100 Jahre Partnerschaft zwischen Hadassah und dem Staat Israel. »Wir markieren die 100 und verpflichten uns zu weiteren 100.«

Verpflichtung Gegründet wurde die Organisation 1912 bei einem Treffen einiger Frauen in der New Yorker Synagoge Emanu-El, an deren Spitze Henrietta Szold stand. »Praktischer Zionismus« war die Motivation der aktiven Jüdinnen, und so begannen sie noch im selben Jahr, das Gesundheits- und Bildungssystem für Frauen und Kinder in Palästina zu verbessern. Hadassah war geboren. Natan: »Was damals wahr war, ist heute noch genauso. Unsere Verpflichtung gegenüber Israel und dem zionistischen Ideal ist vollkommen.«

1918 schon erreichte eine Delegation aus 45 Krankenschwestern und Ärzten das Heilige Land, die die ersten permanenten medizinischen Einrichtungen gründete. Szold persönlich kam zwei Jahre später im damaligen Palästina an, um die Gruppe zu unterstützen. Sie lebte und wirkte hier bis zu ihrem Tod im Jahre 1945.

Seit dem Gründungsjahr steht der Name Hadassah in Israel für das moderne Gesundheitswesen. Medizinische Forschung, Fortschritt und soziales Engagement bündeln sich in den gleichnamigen Krankenhäusern und Jugenddörfern im ganzen Land. Seit Beginn der 20er-Jahre sorgten die hilfsbereiten Damen zudem dafür, dass medizinische Stationen für Babys und Kleinkinder eingerichtet werden. Einen »Tropfen Milch« nannten sie sie. Und noch heute gehen die israelischen Eltern mit ihrem Nachwuchs zu »Tipat Chalaw«. 1983 wurde Hadassah International mit Zweigstellen in der ganzen Welt, auch in Deutschland, ins Leben gerufen.

Lebensqualität Seit Beginn ihrer Tätigkeit setzt sich Hadassah für die Verbesserung der Lebensqualität der Israelis ein – gleich, welcher ethnischer Herkunft oder Religion. In ihren Krankenhäusern werden sowohl Juden als auch Muslime und Christen immer als eines angesehen: als Menschen. Szold hatte sich die Verständigung zwischen Juden und Arabern auf die Fahnen geschrieben – und das verkörpert die Organisation noch heute. In den vergangenen 100 Jahren war es gelebtes Tikkun Olam. Und die aktiven Damen haben genau das auch im nächsten Jahrhundert vor.

Dabei musste die Organisation mit harten Rückschlägen kämpfen. 1948 wurde ein Konvoi mit medizinischem Personal von arabischen Terroristen überfallen. Alle 78 Mitglieder wurden dabei getötet. Auch die Spenden flossen nicht immer entsprechend des Bedarfs. Der Ponzi-Skandal um Bernard Madoff traf Hadassah besonders hart. Bis heute ist der Spendeneingang wegen der wirtschaftlichen Schwierigkeiten in großen Teilen der Welt zurückgegangen.

Doch es geht aufwärts: Im vergangenen Jahr wuchs Hadassah um zehn Prozent und hat derzeit über 330.000 Mitglieder. Die Präsidentin weiß, dass es jetzt darum geht, die jüngere Generation anzuwerben. »Sie werden unsere zukünftigen Anführerinnen sein, durch die unsere Organisation lebendig und stark bleibt.« Dann, daran lässt Natan keinen Zweifel offen, »sichern wir auch die nächsten erfolgreichen 100 Jahre«.

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  02.12.2025 Aktualisiert

Netanjahu fordert »entmilitarisierte Pufferzone« in Syrien

 02.12.2025

Israel

Israel erhält »Befunde« aus Gazastreifen

Israel wartet auf die Übergabe der beiden letzten getöteten Geiseln durch die Hamas. Nun ist die Rede von »Befunden«, die übermittelt worden seien. Der genaue Hintergrund ist unklar

 02.12.2025

Ehemalige Geiseln

»In Gaza war ich wie ein toter Mensch«

Der junge Israeli Alon Ohel erlebte in den Tunneln der Hamas unvorstellbare Qualen und sexuelle Gewalt. Jetzt spricht er zum ersten Mal darüber

von Sabine Brandes  02.12.2025

Berlin

Israel-Flagge vor Rotem Rathaus eingeholt

Nach mehr als zwei Jahren wurde die Fahne am Dienstag vom Mast geholt. Die Hintergründe

 02.12.2025

Westjordanland

Messer- und Autoangriff auf israelische Soldaten

Innerhalb weniger Stunden kam es zu gleich zwei Anschlägen auf Vertreter des israelischen Militärs

 02.12.2025

Tel Aviv

Was passiert nach Netanjahus Begnadigungsantrag?

Versuche, die Prozesse durch eine Absprache zu beenden, gab es bereits. Selbst die Richter regten eine Einigung an. Wie steht es um die beantragte Begnadigung?

 01.12.2025

Ehemalige Geiseln

»Eli war wie ein Vater für mich«

Alon Ohel und Eli Sharabi treffen sich nach der Freilassung zum ersten Mal wieder

von Sabine Brandes  01.12.2025

Haifa

Nach abgesagter Auktion: Holocaust-Zeugnisse jetzt in Israel

Die geplante Versteigerung von Holocaust-Zeugnissen in Deutschland hatte für große Empörung gesorgt. Nun wurden viele der Objekte nach Israel gebracht und sollen dort in einem Museum gezeigt werden

von Sara Lemel  01.12.2025