Nahost

Hamas greift Israel am Jahrestag der Massaker mit Raketen an

In der Nähe von Katzrin auf den Golanhöhen prüfen Sicherheitskräfte durch Raketenbeschuss der Hisbollah entstandene Schäden auf einer Landstraße. Foto: copyright (c) Flash90 2024

Am ersten Jahrestag der Massaker und der Großangriffe des palästinensischen Terrors auf Israel hat die vom Iran finanzierte Terrorgruppe Hamas erneut Raketenangriffe gegen den jüdischen Staat gestartet. Nach 7.00 Uhr Ortszeit heulten Sirenen in Süd-Israel. Auch Angriffe der Hisbollah im Norden wurden registriert.

Nach Angaben der israelischen Streitkräfte (IDF) schossen die Palästinenser vier Raketen aus Gaza ab, von denen drei abgefangen wurden. Das vierte Geschoss landete in unbesiedeltem Gebiet.

Etwas später versuchte die Hamas, erneut Raketen auf Israel abzuschießen. Dem kamen die IDF allerdings zuvor, indem sie die Raketenwerfer in Gaza, die gerade vorbereitet wurden, angriff und zerstörte. Von einer »unmittelbaren Bedrohung«, auf die reagiert worden sei, war die Rede.

Fünf Verletzte

Abschussrampen der Hamas und »unterirdische terroristische Infrastruktur« im gesamten Gazastreifen seien angegriffen worden, hieß es. Während der Vergeltungsschlag Israels nach dem Raketenangriff des Irans vergangene Woche zunächst weiter auf sich warten ließ, bombardierte Israels Armee in der Nacht erneut auch Stellungen der Hisbollah im Libanon.

Zugleich schoss die libanesische Terrororganisation Raketensalven unter anderem auf die Hafenstadt Haifa im Norden Israels ab, wie die Armee mitteilte. Dort schlugen trotz Abwehrfeuers Projektile ein. Laut israelischen Medienberichten wurden fünf Menschen in dem Gebiet durch Granatsplitter verletzt.

Derweil setzen Israels Truppen die erneut gestartete Bodenoffensive im Norden des Gazastreifens fort. »Heute vor einem Jahr wurde die Geschichte unseres Landes für immer verändert«, schrieb die israelische Armee am frühen Morgen auf X.

Gedenkveranstaltungen in Israel

Am Vorabend begannen in Israel die ersten Gedenkveranstaltungen für die Opfer des Terrorüberfalls der Hamas am 7. Oktober vergangenen Jahres. In Tel Aviv kamen Angehörige der fast 400 auf dem Nova-Musikfestival getöteten Menschen zusammen.

»Ich stecke immer noch am 7. Oktober fest«, wurde die Mutter einer ermordeten jungen Frau in israelischen Medien zitiert. »Die Welt bewegt sich weiter, aber für mich ist die Zeit stehengeblieben.« Ein Israeli, dessen Neffe vom Nova-Festival entführt wurde und vermutlich immer noch im Gazastreifen festgehalten wird, rief Medienberichten zufolge die Regierung auf, so schnell wie möglich eine Einigung mit der Hamas zur Freilassung der Geiseln zu erzielen.

An Tel Avis »Platz der Geiseln« kamen mehr als tausend Menschen zusammen. Überlebende, freigelassene Geiseln und Angehörige Ermordeter sprachen dabei über ihre Erlebnisse. Auch in mehreren deutschen Städten gingen Tausende Menschen bereits am Vorabend des Jahrestags auf die Straße. In Berlin kam es bei einer israelfeindlichen Kundgebung zu Tumulten. Heute sind bundesweit erneut Demonstrationen sowie Gedenkveranstaltungen geplant.

»Gesellschaftliche Zerstörung«

Das UN-Nothilfebüro (OCHA) bezeichnete die vergangenen zwölf Monate im Nahen Osten als »unerbittliche Tragödie«. Joyce Msuya, die amtierende UN-Nothilfekoordinatorin, sagte: »Keine Statistiken oder Worte können das Ausmaß der physischen, psychischen und gesellschaftlichen Zerstörung, die stattgefunden hat, vollständig wiedergeben«.

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Ihr Büro verurteilte den Überfall der Hamas. Allerdings hieß es auch, Israels anschließende Militärschläge im Gazastreifen hätten eine Katastrophe ausgelöst. Schulen, in denen vertriebene Familien untergebracht sind, sowie Krankenhäuser seien wiederholt beschossen worden. Die Menschen lebten mit extremen Entbehrungen, ohne ausreichend Essen oder medizinische Versorgung, hieß es.

Tatsächlich wurde und wird diese Situation jedoch vom palästinensischen Terror absichtlich herbeigeführt. Die Hamas missbraucht ihre Bevölkerung als lebenden Schutzschild, indem sie sich in oder unter Wohngebäuden, Schulen und Krankenhäusern verschanzt. Dies ist auch den UN-Unterorganisationen bekannt, die im Nahen Osten aktiv sind. Dennoch kritisieren sie seit dem 7. Oktober vorwiegend Israel.

Neue Bodenoffensive

Israel eine neue Bodenoffensive im Norden des Gazastreifens. Zugleich griff Israels Luftwaffe in der Nacht erneut eine Kommandozentrale der Hamas an. Sie habe sich im Zentrum des abgeriegelten Küstenstreifens auf dem Gelände des Shuhada Al-Aksa-Krankenhauses befunden, hieß es in der Nacht. In demselben Gebiet hatte die Armee zuvor Kommandozentralen angegriffen, die sich einer früheren Schule und einer früheren Moschee befunden hätten.

Der militärische Flügel der Hamas sei besiegt, der Kampf gegen ihre Terrorstrukturen werde fortgesetzt, sagte Israels Generalstabschef Herzi Halevi. Er bezeichnete in einem Schreiben an seine Soldaten den 7. Oktober 2023 als den Tag, »an dem wir bei unserer Mission gescheitert sind, die Bürger des Staates Israel zu schützen.«

Es sei »nicht nur ein Tag des Gedenkens, sondern auch ein Aufruf zu tiefer Selbstbesinnung«, schrieb Halevi über das »Eingeständnis unserer Fehler und die Verpflichtung, daraus zu lernen.«

Angehörige der Geiseln riefen für heute zu einer Demonstration vor dem Amtssitz von Regierungschef Benjamin Netanjahu auf. Er wollte derweil im Fernsehen eine Ansprache an die Nation halten.

Streit mit Macron

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte am Samstag ein Waffenembargo gegen Israel für die Kämpfe in Gaza gefordert, worauf Netanjahu erbost reagierte. Wie der französische Präsidentenpalast mitteilte, bekräftigte Macron in einem Telefonat mit Netanjahu Frankreichs unerschütterliches Engagement für die Sicherheit Israels.

Zugleich habe er seine Überzeugung geäußert, dass die Zeit für eine Waffenruhe gekommen sei. Die Bemühungen der Vermittler USA, Katar und Ägypten darum drehen sich jedoch seit Monaten im Kreis. In der Tat weigert sich die Hamas, die 101 Geiseln freizulassen, die sich weiterhin in ihrer Gewalt befinden, und den Terror gegen Israel zu stoppen. Ihre erklärte Absicht ist eine Vernichtung des jüdischen Staates.

Mit Blick auf die Kämpfe gegen die Hisbollah-Miliz im Libanon sagte Halevi, der Miliz sei ein schwerer Schlag versetzt worden. »Wir hören nicht auf«, betonte der Armeechef. »Wir zerstören die Fähigkeiten unserer Feinde und werden sicherstellen, dass diese Fähigkeiten nicht wieder aufgebaut werden, damit sich der 7. Oktober nie wiederholt.«

Haifa und Tiberias

Wie das Militär in der Nacht mitteilte, griffen Kampfflugzeuge die Geheimdienstzentrale der Hisbollah in der libanesischen Hauptstadt Beirut an. Auch Kommandozentralen sowie weitere Elemente der Infrastruktur der Terrororganisation seien attackiert worden, darunter Waffenlager.

Die Hisbollah wiederum setzte ihren Beschuss des Nordens Israels fort. In Haifa schlugen Geschosse ein. Bilder zeigten Schäden auf einer Straße. Weitere Raketen wurden laut der Armee abgefangen. Andere gingen nieder, hieß es. In Tiberias im Norden wurde Berichten zufolge eine Person verletzt.

Unterdessen nahm der Iran den zivilen Flugverkehr am internationalen Flughafen von Teheran wieder auf. »Die Lage ist wieder normal, und der Flugverkehr läuft wieder«, sagte ein Sprecher des Imam Khomeini Airport (IKA) der Nachrichtenagentur Ilna.

Zuvor hatte die zivile Luftfahrtbehörde kurzfristig ein landesweites Flugverbot verhängt. Beobachter hatten erwartet, dass die Entscheidung der Behörde am Abend wegen eines bevorstehenden israelischen Gegenangriffs getroffen wurde. Israel hatte eine »bedeutende Antwort« auf Irans Angriff angekündigt. Der Iran, der Israel ebenfalls auslöschen will und dies bereits vor dem 7. Oktober 2023 regelmäßig ankündigte, drohte für den Fall eine »wesentlich härtere« Reaktion an. dpa/ja

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