Einreise

Halb offener Himmel

Touristen am Ben-Gurion-Flughafen Foto: Flash 90

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Ab 1. November dürfen Touristen wieder nach Israel. Doch die Regeln sind strikt und unübersichtlich

von Sabine Brandes  28.10.2021 08:45 Uhr

Manchen Israelis fällt es heute schwer, sich vorzustellen, wie es war, als Touristen durch das ganze Land spazierten, die verschiedensten Sprachen zu hören waren und Menschen aus aller Welt sich in den kleinen Nahoststaat und ihre Bewohner verliebten. Die Corona-Pandemie beendete all dies vor einem Jahr und sieben Monaten abrupt. Jetzt soll es wieder so werden wie vorher: Ab dem 1. November dürfen ausländische Touristen unter Auflagen wieder nach Israel einreisen.

Das hatten Ministerpräsident Naftali Bennett, Gesundheitsminister Nitzan Horowitz und Tourismusminister Joel Raswosow gemeinsam mit Gesundheitsexperten sowie den verschiedenen Verkehrsbehörden entschieden. Der Beschluss muss allerdings noch von der Regierung gebilligt werden. Besonders für Individualreisende gelten strikte Bedingungen. Auch sind die Quarantäne-Regelungen derzeit noch unklar.

Die Einreiseerlaubnis für Individualtouristen war bereits einige Male angekündigt, jedoch wegen des Ausbruchs neuer Corona-Wellen immer wieder verschoben worden. Vor einigen Tagen war die Delta-Mutation AY4.2 zum ersten Mal in Israel aufgetaucht. »Der Plan wird entsprechend den Entwicklungen und dem Auftauchen von neuen Varianten angepasst«, heißt es in der offiziellen Erklärung aus Jerusalem.

IMPFUNG Derzeit gilt, dass folgende Personen nach Israel einreisen dürfen: ausländische Staatsangehörige, die zwei Dosen des Vakzins von BioNTech/Pfizer erhalten haben, sofern die letzte Impfung mindestens sieben Tage zurückliegt; ausländische Staatsangehörige, die mit zwei Dosen des Vakzins von Moderna geimpft sind, sofern mindestens 14 Tage zwischen der letzten Impfung und der Einreise vergangen sind; ausländische Staatsangehörige, die mit einer Dosis des Vakzins von Johnson & Johnson geimpft sind, sofern der Erhalt bei Einreise nach Israel mindestens 14 Tage zurückliegt.

Generell dürfen nicht mehr als 180 Tage zwischen der zweiten Spritze und der Abreise aus Israel liegen. Bei Johnson & Johnson gilt diese Regel für die eine erhaltene Impfung. Jeder potenzielle Tourist, bei dem die zweite Impfung vor dem 1. Mai 2021 durchgeführt wurde, darf somit generell nicht einreisen. Auch dürfen Kinder, die nicht geimpft oder genesen sind, selbst im Rahmen einer Familienreise, derzeit nicht ins Land.

Die Einreiseerlaubnis für Individualtouristen war bereits einige Male angekündigt, jedoch wegen des Ausbruchs neuer Corona-Wellen immer wieder verschoben worden.

Einreisen dürfen auch: ausländische Staatsangehörige, die die Auffrischung von BioNTech/Pfizer erhalten haben, wenn mindestens sieben Tage vergangen sind; ausländische Staatsangehörige, die die Auffrischung von Moderna, Sinovac, AstraZeneca oder Johnson & Johnson erhalten haben, wenn mindestens 14 Tage zwischen der letzten Impfung und der Einreise vergangen sind.

Menschen, die von Covid-19 genesen sind und mindestens eine Dosis eines Corona-Vakzins erhalten haben, das von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) genehmigt ist, dürfen ebenfalls einreisen. Auch Genesene ohne Impfung, deren positiver PCR-Coronatest mindestens elf Tage zurückliegt, dürfen durch Israel touren. Das Testergebnis darf bei Ausreise ebenfalls nicht älter als 180 Tage sein.

Zwischen Israel und der Europäischen Union besteht mittlerweile ein Abkommen, dass die Gesundheitspässe gegenseitig anerkannt werden, somit werden keine bürokratischen Probleme erwartet. Bei den USA indes, wo es derzeit noch keine digitale Version eines Impfzertifikats gibt, könnte die Überprüfung der Impfungen bei Touristen schwieriger werden, heißt es von israelischen Behörden. Am Mittwoch wurde bekannt, dass ab 15. November auch Touristen einreisen dürfen, die mit dem russischen Vakzin Sputnik V geimpft sind. Sie müssen allerdings zusätzlich einen serologischen Test vorlegen.

QUARANTÄNE Die Quarantäne-Regelungen können für Individualreisende je nach Land, aus dem sie einreisen, variieren. Aus welchen Ländern Besucher sich isolieren müssen und aus welchen nicht, ist noch nicht abschließend bestätigt. Bei Redaktionsschluss lautete die offizielle Angabe aus dem Tourismusministerium: »Der Entwurf bezüglich der Quarantäne-Regeln muss noch endgültig formuliert und beschlossen werden. Er kann sich ändern.«

Für aus dem Ausland zurückkehrende Israelis galt bis vor Kurzem eine Quarantäne-Regelung von sieben Tagen für nahezu alle Länder der Erde. Einwohner Israels, die innerhalb der vergangenen sechs Monate eine Auffrischimpfung erhalten haben, sind mittlerweile von der Regelung ausgenommen. Sie müssen lediglich in Heimisolierung bleiben, bis sie ein negatives Ergebnis eines PCR-Tests erhalten haben. Den Test muss jeder Einreisende am Ben-Gurion-Flughafen durchführen lassen.

Einreisende Gruppen ausländischer Besucher, die innerhalb Israels als sogenannte Kapsel reisen, sollen auch von der Quarantäne ausgenommen werden, heißt es in der Regierungserklärung weiter. Allerdings müssen die Teilnehmer ebenfalls mit einem WHO-genehmigten Impfstoff voll immunisiert sein. Hier gilt allerdings nicht die Sechs-Monate-Regelung für die letzte Spritze. Stattdessen müssen sie täglich einen Antigen-Coronatest oder alle zwei Tage einen PCR-Test durchführen (lassen). Bis zu 2000 Touristen, die in diesen Kapseln reisen, sollen täglich ins Land gelassen werden.

Ebenfalls ausgenommen von der Isolierung sollen Besucher aus »nicht-roten Ländern« sein. Sie dürfen sich in den vergangenen 14 Tagen auch nicht in einem Land mit Reisebeschränkung oder -warnung aufgehalten haben. Welche Länder das sind, ist noch nicht bekannt. Eine Liste, die ständig aktualisiert wird, soll veröffentlicht werden.

Branchenvertreter fragen, ob die Auflagen nicht abschreckend wirken.#

Die oben genannten Gruppen, die in Kapseln reisen, sowie Besucher aus den »nicht-roten Ländern« sollen nach derzeitigem Informationsstand keinen serologischen Test über sich ergehen lassen.

SKEPSIS Israel befindet sich derzeit nach Angaben von Gesundheitsexperten und der Regierung am Ende der vierten Corona-Welle. Insgesamt sind mehr als 8000 Menschen an den Folgen einer Erkrankung mit Covid-19 gestorben. Israel hatte sich nach dem Ausbruch des Virus im eigenen Land im März 2020 praktisch völlig abgeschottet. Ausländer durften nur in Ausnahmefällen einreisen, teilweise war die Ein- und Ausreise für alle Personen vollständig untersagt, der Flughafen abgeriegelt. Nach einer Besserung der Lage war im Juni dieses Jahres erstmals wieder eine deutsche Reisegruppe in Israel gelandet.

Während die gesamte Tourismusindus­trie sehnsüchtig auf die Besucher aus dem Ausland wartet, gibt es doch erhebliche Skepsis, ob diese jetzt in Massen ins Land strömen werden. »Die Auflagen sind zu strikt und unübersichtlich«, sorgen sich viele Vertreter der Branche.

Die Geschäftsführerin der Vereinigung israelischer Hotels, Yael Danieli, bezweifelt auch, dass bald sehr viele ausländische Gäste an den Einreiseschaltern stehen werden. Viele Länder hätten nicht einmal mit den Booster-Impfungen begonnen und würden vielleicht generell nur auf zwei Impfungen bestehen. Dann sei die Sechs-Monate-Regelung für eine Einreise natürlich problematisch, gibt sie zu bedenken.

»Es soll einfach möglich werden, dass die Touristen wieder nach Israel können«, so Danieli. »Wie viele allerdings mit diesen Regeln tatsächlich kommen werden, ist fraglich.«

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