In Gaza-Stadt haben die israelischen Streitkräfte (IDF) in der Nacht eine großangelegte Bodenoffensive gestartet. Nach Angaben palästinensischer Quellen drangen israelische Panzer in das Zentrum der Stadt vor – begleitet von schweren Luftangriffen und Artilleriebeschuss auf Terror-Ziele in der Stadt und ihren Randgebieten. Die Gefechte gelten als die heftigsten in Nord-Gaza, seitdem die Hamas den Krieg vor 23 Monaten begann.
In den vergangenen Wochen hatte die Luftwaffe bereits zahlreiche mehrstöckige Gebäude zerstört, was als Vorbereitung für den jetzigen Vorstoß gewertet wird. Nach israelischen Angaben wurden die Gebäude von der Hamas genutzt, auch um die IDF auszuspähen.
Nach Schätzungen sollen sich noch etwa 700.000 Zivilisten in Gaza-Stadt aufhalten, während mehr als 300.000 zuvor nach Süden geflohen sein sollen. Israel hatte zuvor alle Zivilisten in Gaza-Stadt zur Flucht aufgefordert – zu ihrer eigenen Sicherheit. Auf Flugblättern, in SMS-Nachrichten und online wurde ihnen nahegelegt, sich über einen sicheren Korridor in eine eingerichtete humanitäre Zone zu begeben, in denen die Menschen verpflegt werden.
Die IDF hoffen, dass wie zuvor in Rafah viele Zivilisten die Stadt verlassen, sobald Bodentruppen weiter vorrücken. Humanitäre Organisationen warnten vor einer weiteren Verschlechterung der Versorgungslage.
Die Entscheidung zur Invasion ist auch innerhalb der israelischen Sicherheitsorgane umstritten. Generalstabschef Eyal Zamir hatte sich Berichten zufolge gegen das Vorgehen ausgesprochen, setzte aber den Befehl von Regierungschef Benjamin Netanjahu schließlich um.
Unterstützung erhielt Ministerpräsident Benjamin Netanjahu von US-Präsident Donald Trump, der in einem Beitrag auf Truth Social vor dem Einsatz israelischer Geiseln als menschliche Schutzschilde warnte und die sofortige Freilassung aller Geiseln forderte. »Dies ist eine menschliche Gräueltat, wie sie nur selten vorkommt«, schrieb Trump und warnte die Hamas-Führung, dass alle Möglichkeiten auf dem Tisch lägen, falls die Geiseln weiter gefährdet würden. Netanjahu dankte ihm daraufhin für seine »unerschütterliche Unterstützung«.
Parallel zur Offensive protestierten Angehörige von Geiseln vor der Residenz Netanjahus in Jerusalem. Sie kritisierten die Offensive als lebensgefährlich für die Verschleppten. Zu den Demonstranten gehörten auch ehemalige Geiseln wie Arbel Yehoud und Ilana Gritzwesky.
Das Forum der Geisel- und Vermisstenfamilien erklärte, dies könne »die letzte Nacht für Geiseln sein, die kaum überleben«, und warf Netanjahu persönliche Verantwortung für ihr Schicksal vor. »Nach 710 Nächten in der Gefangenschaft von Terroristen könnte dies die letzte sein«, hieß es in einer Erklärung. Die Polizei sperrte die Aza-Straße vor dem Amtssitz, um größere Proteste zu verhindern.
Verteidigungsminister Israel Katz erklärte am Dienstagmorgen, die Armee schlage »mit eiserner Faust« zu, um die Bedingungen für die Befreiung der Geiseln und die Zerschlagung der Hamas zu schaffen. »Wir werden nicht nachgeben, bis die Mission erfüllt ist«, schrieb er. Katz sprach von einer »entscheidenden Phase« im Kampf gegen die Hamas und betonte, dass die Soldaten »heldenhaft kämpfen«, um die Sicherheit Israels wiederherzustellen. »Gaza brennt«, so Katz. im