Jom Kippur

Fasten und Fahrradfahren

Slichot an der Kotel Foto: Flash 90

Wenn die Preise für Fahrräder in die Höhe schnellen, Menschen am Wasser stehen und so tun, als würden sie etwas hineinwerfen, weiß man in Israel: Der höchste jüdische Feiertag steht vor der Tür. Am Sonntagabend beginnt Jom Kippur und die Menschen bereiten sich auf verschiedene Weise darauf vor.

TASCHLICH In den rituellen Taschlich-Zeremonien sollen die Sünden mit dem natürlichen Nass davonfließen. Jom Kippur beginnt nach Sonnenuntergang und dauert 25 Stunden bis zum Montagabend an. Die Bibel nennt Jom Kippur den »Schabbat der Schabbate«, den heiligsten Tag des jüdischen Kalenders und Teil des Höhepunktes der Hohen Feiertage, der mit Rosch Haschana beginnt.

Für Gläubige ist es ein Versöhnungstag, der dem Fasten, der Einkehr und dem Gebet gewidmet ist und dazu dienen soll, Vergebung für die Fehler des vergangenen Jahres zu erbitten und positive Veränderungen für das nächste zu wecken.

AUTOFREI Andere suchen noch schnell einen fahrbaren Untersatz für ihre Sprösslinge, mit denen sie auf Straßen und über Plätze radeln. Denn es gibt kaum ein Kind im Land, das nicht den autofreien Tag erleben will, den es nur einmal im Jahr gibt. Mit Ausnahme von Polizei oder Rettungskräften verkehren es so gut wie keine motorisierten Fahrzeuge und die Familien mit Kindern sowie Gruppen von Jugendlichen holen ihre Fahrräder, Roller, Dreiräder oder Inline-Skates hervor und düsen los, ohne sich auch nur einmal umzuschauen.

Ohne Autos, Lastwagen, Busse, Flugzeuge und Züge sinkt die Luftverschmutzung an diesem einen Tag auf nahezu Null. Dies wird dadurch verstärkt, dass Geschäfte, Betriebe, Schulen, Sehenswürdigkeiten, öffentliche Gebäude und Restaurants komplett geschlossen sind.

»Nach 25 Stunden des Fastens schmeckt einfach jede Speise doppelt so gut.«

Nir Schechter

Für Jerusalem werden wie in jedem Jahr auch im neuen Jahr 5784 besondere Sicherheitsvorkehrungen gelten, verkündeten die Behörden. Am Jom Kippur pilgern Tausende von Menschen zum höchsten Heiligtum des Judentums, der Kotel. Die Stiftung der Klagemauer rief die Öffentlichkeit auf, auch bereits zu Beginn des Monats Elul zu kommen, um Slichot zu sagen. Dabei gehe es vor allem darum, die Menschenmengen für die Sicherheit und das Wohlergehen aller Besucher der Klagemauer zu reduzieren.

EMOTIONAL »Die traditionellen Slichot-Veranstaltungen auf dem Vorplatz der Westmauer vereinen das Volk Israels in seiner ganzen Vielfalt und stärken die Einheit in diesem emotionalen Monat des Jahres«, so die Stiftung. Massen von Gläubigen und Zaungästen versammeln sich bei diesen bewegenden Ereignissen.

Einen Tag vor Jom Kippur kamen nach dem Ende des Schabbat Zehntausende an der Kotel zusammen, um die Slichot, die Gebete der Buße und Reue, zu rezitieren und um Vergebung zu bitten. Am Erew Jom Kippur wird um Mitternacht das traditionelle Hatarat Nedarim unter Beteiligung der Oberrabbiner Israels und des Rabbiners der Klagemauer und der heiligen Stätten zelebriert.

FASTEN Viele jüdische Israelis widmen sich auch der inneren Einkehr, selbst, wenn sie nicht religiös sind, und fasten. Schätzungsweise 60,5 Prozent nehmen weder Nahrung noch Flüssigkeiten zu sich (über zwölf Jahre für Mädchen und 13 Jahre für Jungen). Weitere fünf Prozent trinken, essen aber nichts.

Auch Nir Schechter, der in Tel Aviv lebt, und nach eigenen Angaben »gar nicht traditionell« ist, fastet. »Jom Kippur aber ist spirituell, ein ganz besonderer Tag. Ich faste, um das Erlebnis zu haben, mit dem jüdischen Volk auf der ganzen Welt etwas gemeinsam zu erleben. Das finde ich sehr schön.« Außerdem schmecke nach 25 Stunden des Fastens einfach jede Speise »doppelt so gut«.

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