Sodastream

Es sprudelt wieder

Multikulturelles Zusammenspiel: Arbeiter in einer Sodastream-Fabrik Foto: Flash 90

Gut ein Jahr nach dem Umzug in den Idan-Hanegev-Industriepark im Süden Israels macht das Unternehmen Sodastream wieder Schlagzeilen – diesmal allerdings positive: 300 neue Arbeiter hat das Unternehmen in den vergangenen drei Monaten angestellt, 70 weitere sollen in den kommenden Wochen folgen, insgesamt 1400 Angestellte arbeiten mittlerweile am neuen Standort. Laut der Wirtschaftszeitung Globes ist Sodastream damit einer der größten Arbeitgeber im Negev.

Er produziert in Idan Hanegev unter anderem Flaschen und die Behälter, in denen die Getränke mit Kohlensäure versetzt werden. Das Geschäft läuft gut, seit Mai 2015 steigt die Nachfrage nach dem Produkt, vor allem in Israel, so heißt es in den Zeitungsberichten. Bisher noch nicht auf dem israelischen Markt erhältlich ist das neue Sodastream-Produkt »Blondie«: Bier zum Selberbrauen. Eine italienische Brauerei stellt den entsprechenden Sirup dafür her. Bisher wird es nur in Deutschland, der Schweiz und Österreich verkauft.

»Der Verkauf von Sprudelgeräten für zuhause ist in Israel im vergangenen Jahr um 50 Prozent gestiegen«, so der Geschäftsführer Tamir Melamud in einem Gespräch mit Globes. Das Blatt schreibt, dass der Sodagetränke-Markt in Israel im vergangenen Jahr um zehn Prozent gewachsen ist. Für Sodastream heißt das, dass auch 20 neue Produktionsmaschinen gekauft werden, um die Nachfrage zu decken.

Boykott So rosig klangen die Schlagzeilen vor zwei Jahren nicht. Weil eine der Produktionshallen in Mischor Adumim, einer Siedlung im Westjordanland, lag, wurde der Sprudelgetränke-Hersteller zur Zielscheibe der BDS-Bewegung (Boycott, Divestment and Sanctions). Im Ausland gingen Leute auf die Straße, um gegen den Kauf der Sprudelmaschinen zu protestieren. Das Werbegesicht der Firma, die Hollywood-Schauspielerin Scarlett Johansson, musste ihre Position als Botschafterin für die Hilfsorganisation Oxfam abgeben.

Am Ende zog Sodastream weg – in die Negevwüste. Nicht aus politischen, sondern aus unternehmerischen Gründen, versichert der Firmensprecher Maayan Nave. Man habe mit dem Bau der Fabrik im Negev schon 2010 begonnen, und es seien fünf verschiedene Produktionsstätten in den Süden des Landes umgezogen, nicht nur die aus Mischor Adumim, der Siedlung im Westjordanland, sondern auch zwei weitere aus Israel sowie zwei aus China und der Türkei.

Arbeitslose Das Unternehmen sei gewachsen, und man habe einen neuen Standort gebraucht. Für den neuen im Negev habe es mehrere Gründe gegeben, unter anderem auch die unternehmerische soziale Verantwortung: Man wollte Arbeitsplätze im Süden Israels schaffen, da die Arbeitslosenrate hier höher ist als im Zentrum und im Norden des Landes, so der Unternehmenssprecher. Vor allem die Arbeitslosigkeit der Beduinen zählt zu einer der höchsten in Israel. Dank familienfreundlicher Arbeitszeiten hätten nun auch beduinische Frauen die Chance, zum ersten Mal überhaupt zu arbeiten, so Nave.

Im Jahr 2015 sah es für das Unternehmen hingegen noch nicht so gut aus wie heute. Die Zahlen waren schlecht, weswegen auch in Medien spekuliert wurde, ob die BDS-Kampagne dem Unternehmen einen Schlag versetzt hat: Der Umsatz sank, und laut Zeitungsberichten verloren die Aktien 60 Prozent an Wert. Das habe aber nichts mit der BDS-Bewegung zu tun, sondern sei auf Veränderungen im Amerika-Geschäft zurückzuführen, so Maayan Nave.

Die BDS-Bewegung verbuchte den Umzug trotzdem als Erfolg. »Das ist ein klarer BDS-Sieg über eine abscheulich mitschuldige israelische Firma«, sagte damals Omar Barghouti, einer der Mitgründer der Bewegung. Durch den Umzug verloren rund 500 palästinensische Arbeiter ihren Job.

74 der palästinensischen Arbeiter zogen zunächst mit in den Negev: Sie wohnten zwar weiterhin im Westjordanland, bekamen aber eine Erlaubnis, in Israel zu arbeiten. Ein Sodastream-Firmenbus holte sie morgens ab und fuhr sie abends wieder zurück. Ein Jahr lang funktionierte das, erzählt Maayan Nave. Bis sie Anfang des Jahres keine Erlaubnis mehr erhielten. »Wir haben hier gekämpft, um eine Verlängerung der Genehmigungen für die palästinensischen Arbeiter zu bekommen. Es war ein Kampf gegen die israelische Bürokratie«, so beschreibt es Nave.

Genehmigungen Doch all das half nichts. Ende Februar hatten sie ihren letzten Arbeitstag. Damals, so berichteten Medien, formten die Arbeiter außerhalb der Produktionshallen ein Peace-Zeichen; ein letztes Mal waren sie alle vereint: die Drusen, die jüdischen, arabischen und christlichen Israelis und die Palästinenser aus dem Westjordanland. Es sei ein buntes, multikulturelles Zusammenspiel gewesen: Israelis hätten unter Palästinensern gearbeitet und umgekehrt, man habe die Feiertage der anderen mitgefeiert, so der Unternehmenssprecher.

Die Produktionshallen bleiben zwar weiterhin multikulturell, doch die Palästinenser fehlen. Sie seien mit zahlreichen Arbeitern noch in Kontakt, viele hätten noch immer keinen neuen Job gefunden. »Wir versuchen weiterhin, Genehmigungen zu bekommen«, so Maayan Nave. »Wir haben noch nicht aufgegeben.«

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