Medizin

Die Vorsorge macht Fortschritte

3D-Abbildung einer Krebszelle bei der Mitose Foto: Getty Images/ iStockphoto

Die Diagnose Krebs ist für jeden Menschen ein Schock. Daran können auch die zahlreichen neuen Therapieansätze wenig ändern. Von einem Moment auf den anderen ist das Leben geprägt von der ständigen Angst vor dem Tod.

Aufenthalte im Krankenhaus – oft verbunden mit Opera­tionen und der Einnahme von starken Medikamenten mit unangenehmen Nebenwirkungen – gehören plötzlich zum Alltag. Und Ärzte werden dann stets mit der Frage konfrontiert, die dann alle Patienten bewegt: »Wie lange werde ich noch leben?«

Offensichtlich immer länger, könnte man sagen, zumindest in Israel. Das jedenfalls belegen die aktuellen Daten, die dieser Tage vom Gesundheitsministerium in Jerusalem sowie von der Israel Cancer Association veröffentlicht wurden. Das Überraschende: Es sind vor allem die besonders aggressiven Krebsarten, bei denen sich die Überlebenschancen deutlich verbessert haben.

VERGLEICH Dabei haben die Experten die Daten aus drei verschiedenen Zeiträumen von jeweils fünf Jahren miteinander verglichen, und zwar die von 1996 bis 2000, von 2001 bis 2006 sowie von 2007 bis 2011. Untersucht wurden die Überlebensraten von Frauen mit Brustkrebs, Männern mit Prostatakrebs sowie Personen beiderlei Geschlechts, die an diversen kolorektalen Tumoren litten.

Die Palette der personalisierten Präventionsangebote wurde in jüngster Zeit massiv ausgebaut.

Am auffälligsten waren in diesem Zusammenhang die Ergebnisse bei jüdischen Männern. Ihre Überlebenschancen stiegen in den Jahren zwischen 1996 und 2011 von 56 auf 67 Prozent. Bei jüdischen Frauen verbesserte sich das Ganze von 48 auf 54 Prozent und in der gleichfalls herangezogenen Gruppe arabischer Frauen von 61 auf 71 Prozent.

Gründe für diese erfreuliche Entwicklung gibt es einige. Zum einen machten die Krebsforschung sowie die Entwicklung neuer Therapieansätze in dem untersuchten Zeitraum von 20 Jahren gewaltige Fortschritte.

Heute sind die biologischen Mechanismen, die zur Entstehung und Verbreitung von Karzinomen in ihren unterschiedlichsten Ausprägungen beitragen, bekannter denn je. Das wiederum erlaubt individualisierte Behandlungsmethoden, die auf genetische, molekulare oder zelluläre Merkmale von Patienten zurückgreifen – Stichwort Biomarker. All das spiegelt sich dann in den positiven Zahlen wider, die nun präsentiert wurden.

ANALYSE »Die Analyse der Überlebensraten von Krebspatienten hilft uns, sowohl die Qualität der Behandlungsmethoden zu bewerten als auch die Effekte einer frühen Erkennung der Krankheit«, bringt es Lital Keinan-Boker, Direktorin des Center for Disease Control am israelischen Gesundheitsministerium, auf den Punkt. »Die Überlebenschancen werden natürlich ebenfalls von den Krebsarten beeinflusst, die in der jeweiligen Bevölkerungsgruppe auftreten, sowie von deren unterschiedlichen Letalitätsraten.«

Es gibt verschiedene Methoden, diese herauszufiltern. »Im ersten Schritt ermittelt man den Prozentsatz der Menschen, die an Krebs erkrankt und zu einem bestimmten Zeitpunkt nach der Diagnose noch am Leben sind. Im zweiten Schritt werden diese Daten dann nach den Kriterien Alter, Geschlecht und Herkunft in ein Verhältnis zur Gesamtbevölkerung gesetzt.«

Die aktuellen Zahlen präzisieren die Aussagen der jüngsten Statistiken der Israel Cancer Association, die vor wenigen Monaten veröffentlicht wurden. Demnach gab es in Israel 2016 insgesamt 30.569 neue Krebsfälle, 11.077 Personen starben im selben Jahr an Tumoren in der Lunge, Prostata oder Brust.

Während die Zahl der Erkrankungen in der Gruppe der jüdischen Frauen über einen längeren Zeitraum relativ konstant blieb, verzeichnete man unter arabischen Frauen in den Jahren zwischen 1990 bis 2016 eine leichte Zunahme – bei jüdischen Männern dagegen konnte man seit 2007 einen kontinuierlichen Rückgang beobachten, bei arabischen Männern schon seit 2005.

VERSICHERUNG »Bezogen auf die Sterblichkeitsrate bei Karzinomen befindet sich Israel weltweit auf Platz 90 im weltweiten Vergleich«, sagte im Februar Miri Ziv, Generaldirektorin der Israel Cancer Association. »Dabei liegt man im Bereich der Erkrankungshäufigkeit viel höher, nämlich auf Rang 50.« Die Überlebenschancen in Israel sind deutlich besser als in manch anderen Ländern: Bei Brustkrebs betragen sie 87 Prozent, bei Enddarmkrebs 70 und bei Darmkrebs generell 68 Prozent. Zum Vergleich: In Deutschland sind sie jeweils rund zwei, acht beziehungsweise drei Prozentpunkte niedriger.

Die Gründe? Vorsorge wird in Israel großgeschrieben. Krankenversicherungen wie Clalit oder Maccabi sammeln und werten in einer Art und Weise alles Wissenswerte über ihre Mitglieder aus, die in Deutschland den Datenschützern graue Haare bescheren würden. Das mag man kritisch sehen, aber potenzielle Risiken lassen sich bereits im Vorfeld erkennen, weshalb die Palette der personalisierten Präventionsangebote in jüngster Zeit massiv ausgebaut wurde.

Hinzu kommen noch soziale Faktoren. Wer eine gewisse Vorsorgemüdigkeit an den Tag legt, dem macht oftmals die gesamte Familie gehörig Dampf, wichtige Check-ups bitte schön nicht zu versäumen oder endlich einen Termin beim Hausarzt zu vereinbaren. Und wer kann dann schon Nein sagen?

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