Huthi

Die Helfer der Mullahs

Foto: picture alliance/dpa/dpa Grafik

Mit ihrem bisher schwersten Gegenangriff hat die israelische Armee vor wenigen Tagen fast alle Mitglieder der selbst ernannten Regierung der Huthi im Jemen getötet. Es war die Antwort auf einen Dauerbeschuss Israels seit fast zwei Jahren. Doch wer genau ist die schiitische Miliz, die nach ihrem Gründer al-Huthi benannt wird?

Die international eigentlich unbedeutende Bürgerkriegspartei im Jemen will auf der Weltbühne des Terrors mitspielen. Dabei hat die politische und schwerbewaffnete Bewegung aus der nordjemenitischen Provinz Saada, die sich offiziell Ansar Allah (Helfer Gottes) nennt, einen mächtigen Unterstützer. Mithilfe des Iran terrorisiert sie Israel seit dem 7. Oktober 2023 durch Raketen- und Drohnenbeschuss.

Die schiitische Miliz ist De-facto-Regierungsmacht im Norden und Westen des Jemen, einschließlich der Hauptstadt Sanaa. In den von ihr kontrollierten Gebieten leben rund zwei Drittel der Gesamtbevölkerung des Landes. Sie hat dort Regierungsinstitutionen installiert, erhebt Steuern, hält Gericht und kontrolliert die Medien. Zudem hat sie eigene Verwaltungsorgane gebildet, darunter einen Obersten Politischen Rat und ein Kabinett in Sanaa, die jedoch international nicht anerkannt werden. Die von der Staatengemeinschaft anerkannte Regierung des Jemen, geführt vom Präsidialrat (PLC) und unterstützt von Saudi-Arabien sowie anderen Golfstaaten, hatte ihren Sitz im Süden, mit Aden als provisorischer Hauptstadt.

Gewachsene Rolle in Irans »Achse des Widerstandes«

Internationale Bekannt­heit erlangten die Huthi während des jemenitischen Bürgerkriegs. 2014 übernahmen sie die Kontrolle über die Hauptstadt und zwangen die Regierung ins Exil. Dies löste 2015 eine von Saudi-Arabien angeführte Militärintervention aus, die unter anderem von den USA und den Vereinigten Arabischen Emiraten unterstützt wurde.

Die zunehmende Machtausweitung der Huthi hat die politische Landschaft des Staates am Golf von Aden verändert und die geopolitische Rivalität zwischen Saudi-Arabien und dem Iran verschärft. Seit Langem tragen sie auch ihren Hass auf Israel vor sich her, obwohl es zwischen beiden Ländern keinen historischen Konflikt gibt. Die Feindseligkeit ist ideologisch, politisch und strategisch.

Obwohl die Huthi militärisch nicht über die nötige Stärke verfügen, um Israel auf Augenhöhe entgegenzutreten, spiegeln ihre Aktionen die gewachsene Rolle in der vom Iran ausgerufenen sogenannten Achse des Widerstands wider – ein vom Regime in Teheran geführtes Terrorbündnis, zu dem die Hamas, die Hisbollah im Libanon und verschiedene bewaffnete Gruppen im Irak und in Syrien gehören.

Angeblich als Reaktion auf Israels Militärkampagne in Gaza nach dem Angriff der Hamas auf südliche israelische Gemeinden mit mehr als 1200 Toten, Tausenden Verletzten und 251 Geiseln am 7. Oktober 2023 feuerten die Huthi erstmals Langstreckenraketen und Drohnen auf den jüdischen Staat. Obwohl die meisten dieser Attacken von der israelischen und amerikanischen Luftabwehr sowie der anderer Verbündeter abgefangen wurden, markierten sie eine klare Ausweitung des Konflikts.

Durch Angriffe ermutigt

Parallel dazu begannen die Huthi, Handelsschiffe im Roten Meer anzugreifen, insbesondere solche mit realen oder angeblichen Verbindungen zu Israel, den USA oder Großbritannien, und behaupteten auch hier, die Angriffe seien ein Zeichen der Solidarität mit den Palästinensern. Weil der Terror den internationalen Handelsschiffverkehr erheblich störte, löste er eine heftige Reaktion der USA und ihrer Verbündeten aus, darunter Angriffe auf Stellungen der Huthi im Jemen.

»Die Huthi fühlen sich nach den jüngsten Konfrontationen mit den USA und Israel nicht abgeschreckt, sondern ermutigt«, erklärte damals Danny Citrinowicz vom Israel-Institut für nationale Sicherheitsstudien. »Sie sehen sich als ›Anführer‹ der Widerstandsachse, die der Hamas im Gazastreifen und möglicherweise auch anderen Gruppen, die sich in direktem Konflikt mit Israel befinden, zur Seite stehen.« Der Nahostexperte forderte deshalb einen Strategiewechsel: nachhaltige Angriffe gegen die Miliz statt sporadische Angriffe auf die Infrastruktur. »Der Fokus sollte auf der Führung und den Raketenabschusskapazitäten liegen, während gleichzeitig eine langfristige Kampagne mit dem Ziel des endgültigen Sturzes des Regimes geplant wird.«

Am 4. Mai 2025 eskalierte die Terrororganisation weiter: Sie feuerte eine ballistische Rakete ab, die auf dem Gebiet des Ben-Gurion-Flughafens einschlug. Bei dem Angriff wurden acht Menschen verletzt und zahlreiche Fahrzeuge beschädigt. Diverse internationale Fluglinien stellten vorübergehend ihre Verbindung von und nach Israel ein.

In einem Gegenangriff hat Israels Armee fast alle Mitglieder der Huthi-Regierung getötet.

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kündigte eine entschlossene Reaktion an und warnte: »Es wird nicht mit einem Schlag passieren, es wird viele Schläge geben.« Und er brachte den Huthi-Angriff ausdrücklich mit dem Iran in Verbindung: »Israel wird auf den Angriff auf unseren Hauptflughafen zu einem Zeitpunkt und an einem Ort unserer Wahl reagieren – und auf ihre iranischen Terrormeister.«

In der Folge führte Israel eine Reihe von Gegenangriffen durch, darunter am 6. Mai gegen den internationalen Flughafen Sanaa, der dadurch funktionsunfähig wurde. Der Angriff zerstörte zivile Flugzeuge, Infrastruktur und Start- und Landebahnen. Das israelische Militär rechtfertigte die Operation damit, dass der Flughafen eine Drehscheibe für Waffenschmuggel und Personalbewegungen des Huthi-Regimes sei. Doch die Raketen flogen weiter auf Israel.

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Ende August dann ein weiterer Schlag gegen die Rebellen: Israels Luftangriffe töteten zwölf hochrangige Huthi-Funktionäre, darunter deren Premierminister Ahmad Ghaleb al-Rahwi, während einer öffentlichen Versammlung in Sanaa. Der neue stellvertretende Premierminister Mohammed Miftah kündigte Vergeltung an, und Huthi-Kämpfer durchsuchten die Büros von UN-Organisationen und nahmen mindestens elf Mitarbeiter fest – eine Machtdemonstration nach dem Angriff auf ihre Führung.

Ignoranz gegenüber dem Leid der eigenen Bevölkerung

Obwohl sie sich als »Verteidigerin der palästinensischen Sache« gibt, verbreitet die schiitische Miliz den Terror nicht nur im Ausland, sondern auch im Inland und heizt die humanitäre Krise weiter an. Seit vielen Jahren leidet die Zivilbevölkerung unter dem bewaffneten Konflikt, dem wirtschaftlichen Zusammenbruch und der Zerstörung der Infrastruktur. Der Zugang zu sauberem Trinkwasser ist stark eingeschränkt, denn die meisten Wassereinrichtungen wurden durch Luftangriffe und Vernachlässigung schwer beschädigt.

Rund 40 Millionen Menschen leben im Jemen. Etwa 17 Millionen sind von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen, davon wiederum befinden sich mehrere Millionen kurz vor einer Hungersnot – während die Huthi weiterhin Millionen und Abermillionen Dollar durch ihren Raketen- und Drohnenterror verpulvern.

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