Nahost

Bericht: Mossad verweigerte Doha-Angriff

Mossad-Chef David Barnea Foto: copyright (c) Flash90 2025

Der israelische Auslandsgeheimdienst Mossad hat sich offenbar gegen einen Angriff auf die Hamas-Führungsriege in Doha gestellt und sich geweigert, diesen durchzuführen. Das berichtet der israelische Nachrichtenkanal 12. Der Plan sei von Mossad-Chef David Barnea, dem IDF-Stabschef Eyal Zamir und dem nationalem Sicherheitsberater Tzachi Hanegbi abgelehnt worden.

Sie alle hätten befürchtet, eine derartige Operation würde die Verhandlungen zu einem Waffenstillstand in Gaza und Geiselbefreiungen zum Scheitern bringen und außerdem die Beziehungen des Geheimdienstes zu Katar, einem wichtigen Vermittler im Nahen Osten, schädigen.

Militärvertreter empfahlen, den Angriff zu verschieben

Somit sei die israelische Regierung gezwungen gewesen, am vergangenen Dienstag Luftangriffe zu befehlen, um ihr Vorhaben durchzuführen, hieß es weiter. Mittlerweile erhärtet sich die Annahme der israelischen Sicherheitsbehörden, dass bei dem Angriff auf ein Hamas-Treffen in der Hauptstadt Katars keine Führungskräfte der Terrororganisation getötet worden seien.

Ein hochrangiger Beamter mit Kenntnis der Gespräche für einen Geiseldeal erklärte im Kanal 12, dass die meisten Vertreter von Militär und Geheimdiensten empfohlen hätten, den Angriff zu verschieben. »Die Position war klar: Es liegt eine Vereinbarung über die Freilassung der Geiseln auf dem Tisch, und die Verhandlungen sollten ausgeschöpft werden. Jeder war sich der Konsequenzen für die Geiseln bewusst und auch der Tatsache, dass eine Operation wie diese zum jetzigen Zeitpunkt diese Möglichkeit gefährden könnte.«

Premierminister Benjamin Netanjahu, Verteidigungsminister Israel Katz, der amtierende Inlandsgeheimdienstchef, nur bekannt als »Mem«, und der Minister für strategische Angelegenheiten Ron Dermer hätten sich indes für den Angriff ausgesprochen. In Israels Ankündigung des Angriffs hieß es, dieser sei von der Luftwaffe in Zusammenarbeit mit dem Geheimdienst Schin Bet durchgeführt worden.

Präsident Herzog: »Sie sind Teil der nach Westen ausgerichteten Welt, in der wir bleiben wollen.«

Doch während der Schin Bet für die innere Sicherheit verantwortlich ist, ist der Mossad für Auslandseinsätze zuständig. Die Mitarbeiter dieses Geheimdienstes waren es beispielsweise, die die spektakuläre Pager-Operation gegen die Mitglieder der Schiitenmiliz Hisbollah im Libanon durchführten.

Eine weitere israelische Quelle habe in US-Medien erklärt: »Wir können sie in ein, zwei oder vier Jahren kriegen. Der Mossad weiß, wie es geht. Warum gerade jetzt?«

Ministerpräsident Netanjahu indes erklärte nach dem Anschlag, die Zeiten seien vorbei, in denen Terrorführer »an bestimmten Orten Immunität« genössen. Bei einem Treffen mit US-Außenminister Marco Rubio in Jerusalem am Montag sagte er, dass die Verurteilung Israels diesbezüglich von »enormem Zynismus und Heuchelei« zeuge. Denn laut einer Resolution des UN-Sicherheitsrats dürften Staaten Terroristen keinen Unterschlupf gewähren.

Herzog fordert, keine Brücken in der Region abzubrechen

Während sich dieser Tage Vertreter von Nahoststaaten in Doha treffen, um wegen des Angriffs Maßnahmen gegen Israel zu fordern, ruft Präsident Isaac Herzog Israel dazu auf, seine Beziehungen zu seinen regionalen Verbündeten nicht zu beschädigen.

Bei einer Gedenkfeier für verstorbene israelische Präsidenten und Premierminister hob er hervor: »Es gibt viele Länder, mit denen Israel trotz Meinungsverschiedenheiten – manchmal sogar Positionen, die ich entschieden ablehne – weitreichende und bedeutende Beziehungen unterhält, darunter auch wichtige Wirtschaftsbeziehungen.« Sie seien Teil der nach Westen ausgerichteten Welt, »in der wir bleiben wollen«, so Herzog weiter.

»In diesen Ländern gibt es eine große und wichtige Öffentlichkeit, die Israel unterstützt und unsere Stimme hören möchte«, fügte er hinzu. »Deshalb müssen wir mit öffentlicher Diplomatie handeln, zielstrebig und entschlossen, mit allen sprechen und proaktiv sein. Wir dürfen unsere Beziehungen nicht aufgeben. Wir dürfen unsere Brücken nicht abbrechen.«

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