Atomprogramm

Bericht: Mossad hat im Iran explosives Baumaterial zerstört

Zentrifugen zur Uran-Anreicherung in der iranischen Atomanlage in Natanz Foto: imago images/ZUMA Wire

Es sind Szenen wie aus einem James Bond-Film: Agenten zerstören feindliche Anlagen zur Produktion von angereichertem Uran. Aufgeteilt in drei verschiedene Operationen in zwei Fabriken versetzen sie dem Atomwaffenprogramm schwere Schäden. Unter anderem verstecken die Agenten Sprengstoff in Baumaterial, das sie dem Gegner unterjubeln. Andere Spione schmuggeln Explosivstoffe auf einem Catering-Lastwagen in das Gebäude. Ein drittes Team schmuggelt eine zerlegte Drohne in das Land und schießt mit ihr eine Rakete ab.

Wenn wahr ist, was der in London erscheinende »Jewish Chronicle« am Mittwochmorgen berichtete, hat sich genau das im Iran zugetragen. Demnach hat der israelische Auslandsgeheimdienst Mossad etwa zehn iranische Nuklearwissenschaftler rekrutiert, um dem iranischen Atomprogramm einen schweren Rückschlag zu versetzen. Die Iraner hätten demnach geglaubt, sie arbeiteten für Dissidentengruppen.

operation Insgesamt waren dem Bericht zufolge an der Mossad-Operation, die sich mit Vorbereitung über 18 Monate zog, über 1000 Techniker, Analysten, Spione sowie vor Ort agierende Agenten beteiligt.

Die ersten beiden Teile der Operation, im Juli 2020 und April 2021, richteten sich gegen den Komplex in der Stadt Natanz, in dem die Islamische Republik bis zu 5000 Zentrifugen zur Urananreicherung betreibt. Der Komplex ist mit über einem Dutzend Metern Stahlbeton geschützt und deshalb aus der Luft nur schwer zu zerstören.

Dem Bericht des »Jewish Chronicle« zufolge umgingen die Agenten die Sicherheitsvorkehrungen, indem sie bereits bei der Errichtung der Anlage als Baumaterial getarnte Sprengvorrichtungen in die Zentrifugenhalle schmuggelten. Die Spione hatten sich offenbar als Baustoffhändler getarnt. Die im April aus der Entfernung ausgelöste Detonation verursachte einen Ausfall der Energieversorgung der Zentrifugen. Etwa 90 Prozent der Zentrifugen in Natanz sollen bei den Angriffen zerstört worden sein, der Komplex soll für bis zu neun Monate außer Betrieb gesetzt worden sein.

drohne Im Juni 2021 schließlich nutzte ein Agententeam eine Quadrocopter-Drohne von der Größe eines Motorrades, um eine Fabrik im Karaj anzugreifen, in der Zentrifugen produziert werden. Das Fluggerät war zuvor in Einzelteile zerlegt ins Land geschmuggelt worden. Aus einer Entfernung von etwa zehn Meilen sei es gestartet und zu der Fabrik geflogen worden. Dort habe man eine Rakete abgefeuert, die die Fabrik teilweise zerstörte, und anschließend die Drohne wieder zurückgeholt, um sie wiederverwenden zu können.

Nach Einschätzung von Atomexperten baut der Iran seine Fähigkeiten zur Anreicherung von Uran entgegen dem Nuklearabkommen von 2015 weiter aus.

Der Bericht wurde veröffentlicht, während seit Montag in Wien die Atomverhandlungen mit dem Iran wieder laufen. Wie dpa meldete, baut der Iran, der Israel wiederholt mit Vernichtung drohte, nach Einschätzung von Atomexperten seine Fähigkeiten zur Anreicherung von Uran entgegen dem Nuklearabkommen von 2015 weiter aus.

atomenergiebehörde Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien berichtete von dem jüngsten Schritt am Mittwoch, während in der österreichischen Hauptstadt diplomatische Verhandlungen zur Wiederherstellung des Nuklearpakts liefen. IAEA-Inspektoren hätten am Dienstag die unterirdische Atomanlage in Fordow besucht, hieß es in einer Nachricht der Atombehörde an ihre Mitgliedsländer. Dort seien Schritte zur Anreicherung von Uran mittels hocheffizienter Zentrifugen unternommen worden.

Die Enthüllungen des »Jewish Chronicle« unterstreichen unterdessen die Fähigkeiten Israels, auch die geheimsten und am besten gesicherten Atomanlagen des iranischen Regimes zu treffen. Der Mossad werde jeden Versuch Teherans, sich Atomwaffen zu verschaffen, vereiteln, sagte am Donnerstag Mossad-Chef David Barnea laut »Jerusalem Post«. »Iran wird keine Nuklearwaffen besitzen – nicht in den nächsten Jahren, niemals.« Das sei seine Verpflichtung, das sei die Verpflichtung des Mossad, so Barnea. ja/dpa

Hamburg

Entwürfe für Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge werden ausgestellt

Wie soll Hamburgs neues jüdisches Wahrzeichen aussehen? Kürzlich wurde der Sieger eines Architektenwettbewerbs zum Wiederaufbau der früheren Synagoge gekürt. Nun zeigt Hamburg alle eingereichten Entwürfe

 20.10.2025

Berlin

CDU-Chef Merz: »Es wird keine Zusammenarbeit mit der AfD geben«

Es klingt wie eine Drohung: CDU-Chef Merz nennt die zumindest in Teilen rechtsextremistische AfD den wahrscheinlichen Hauptgegner im Wahljahr 2026. Wen die CDU so einstufe, den bekämpfe sie wirklich, sagt der Kanzler

 20.10.2025

Meinung

Warum ich Angst vor der politischen Linken habe

Dass Links bedeutet, sich für mit sozialem Gewissen für die Schwachen einzusetzen, gehört längst der Vergangenheit an

von Michel Ronen  20.10.2025

Berlin

»Ich bediene keine Zionisten«: Paar aus Café geworfen

Das »K-Fetisch«, das von einem »linken, trans* und nichtbinärem Kollektiv« betrieben wird, war früher ein Treffpunkt auch für linke Israelis. Heute sorgt dort ein T-Shirt mit hebräischer Aufschrift für Ärger

 20.10.2025

Berlin

Klein: Medien brauchen Ansprechpartner für Antisemitismus

Judenhass ist in Deutschland so präsent wie seit Jahren nicht. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung sieht hier einen Beratungsbedarf für Medienhäuser

 20.10.2025

Florida

»Die Zeit der ungestraften Israel-Boykotte ist vorbei«

Der US-Bundesstaat geht gegen Israel-Boykotteure weltweit vor: Florida verbietet seinen öffentlichen Einrichtungen die Zusammenarbeit mit Regierungen, Universitäten und Unternehmen, die BDS propagieren

von Michael Thaidigsmann  19.10.2025

»Brandmauer«

Internationales Auschwitz Komitee empört über neue Diskussion

Früherer einflussreiche Unionspolitiker hatten sich für eine neue Strategie im Umgang mit der AfD ausgesprochen

 19.10.2025

Schwerpunkt-Thema

Wie stark bleibt der Antisemitismus?

Die Zahlen von judenfeindlichen Vorfällen sind hoch. Fachleute zeigen sich abwartend bis skeptisch, wie die weitere Entwicklung sein wird

von Leticia Witte  19.10.2025

Berlin

Bündnis gegen Antisemitismus übergibt Aktionsplan an Bundestag

Mehr als 250 Organisationen und Prominente aus Deutschland, Österreich und der Schweiz wenden sich gegen Judenhass – und an die Politik

 19.10.2025