Meinung

Kollektives Versagen im Angesicht des Bösen

War es nicht naiv von den palästinensischen Terroristen zu glauben, sie könnten Menschen auf brutalste Weise ermorden, Leichen verstümmeln, Frauen vergewaltigen, Kinder in ihren Betten töten, Eltern vor den Augen ihrer Kinder hinrichten, alles mit Kameras filmen und dann online stellen, ohne dass die Welt sie dafür verurteilen würde?

War es nicht naiv von der Hamas zu glauben, sie könne Menschen entführen, wie Tiere in Tunneln unter der Erde festhalten, aushungern, foltern und demütigen und anschließend ein perverses Schauspiel inszenieren, bei dem Geiseln auf eine Bühne gezerrt, Särge mit toten Kleinkindern einer jubelnden Menge präsentiert werden und sich anschließend der Welt als Widerstandskämpfer eines unterdrückten Volkes, als heroische Befreier und als Opfer der Israelis darstellen?

Dachten die Terroristen allen Ernstes, dass sie all das tun könnten und die internationale Gemeinschaft - Studenten, Universitäten, Journalisten, Menschenrechtsaktivisten, globale Institutionen – fiele darauf herein und stellte sich trotzdem an ihre Seite?

Nein, die Hamas-Propagandisten waren nicht naiv. Sie waren Realisten.

Die Welt hält weiter zu ihnen. Sie hat ihren moralischen Kompass und ihre Fähigkeit, zwischen Recht und Unrecht, Gut und Böse zu unterscheiden, offenbar verloren.

Die von der Hamas produzierten und über die sozialen Medien verbreiteten Bilder aus Gaza, sind eine grauenvolle Offenbarung, wozu Menschen fähig sind. Die Grenzen des Bösen wurden überschritten, und die Welt zuckt mit den Schultern.

Sicher, es wird verurteilt. Aber statt eines globalen Aufschreis wird klammheimlich ein Narrativ akzeptiert, das zur Rechtfertigung der Vorgehensweise der Hamas beigetragen hat.

Es gab keine weltweite Empörung über die diabolische Inszenierung der Geiselbefreiung in Gaza, bei der die Särge toter Kinder, ihrer Mutter und eines alten Mannes vor jubelnden Menschen zur Schau gestellt wurden. Eltern brachten sogar ihre kleinen Kinder mit, um dieses Spektakel mitzuerleben.

Die Hamas filmte diese Show mit teuren GoPro-Kameras und Smartphones, damit bloß möglichst viele Menschen sie sich ansehen und sich daran ergötzen würden.

Doch das war der Demütigung noch nicht genug. In einem der Särge befanden sich nicht die Überreste von Shiri Bibas. Stattdessen hatten die Terroristen eine fremde Frauenleiche hineingelegt.

Es gab keinen Aufschrei, als Gerichtsmediziner in Israel eine Erklärung veröffentlichten, in der sie bestätigten, dass die beiden Bibas-Kinder nicht durch einen israelischen Luftangriff, sondern von Terroristen getötet wurden.

Kein Schriftsteller der Welt hätte sich einen solch perversen Plot ausdenken können. Ein jihadistischer Todeskult, motiviert durch eine antisemitische Ideologie, die seit vielen Jahren Gräueltaten am jüdischen Volk verübt, die in ihrer Grausamkeit und Perfidität kaum von denen der Nazis zu unterscheiden sind.

Die Welt sieht das alles und erkennt es nicht als das Böse an, das es ist. Die Menschen schrecken angesichts dieser Bilder nicht entsetzt, angewidert, schockiert zurück und fragen sich: »Wie konnte ich nur so blind sein? Wie konnte ich das unterstützen?«

Stattdessen beschuldigt sie weiter Israel und bringt Mitgefühl nur mit den Palästinensern in Gaza auf, ohne sich auch nur einen Moment zu fragen, wer diesen Krieg angefangen hat.

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Diejenigen, die diese Gräueltaten unterstützen oder daran teilnehmen, sind keine unschuldigen Opfer. Sie sind Täter. Es waren in Zivil gekleidete Männer aus Gaza, die Shiri Bibas› Eltern töteten und die Mutter mit ihren beiden Kindern nach Gaza entführten, wo man sie alle kaltblütig ermordete. Und es waren palästinensische Zivilisten, die die Särge der Bibas-Familie unter Jubelrufen zum Konvoi des Internationalen Roten Kreuzes begleiteten.

Ist die Welt wirklich nicht fähig, zwischen dem kaltblütigen Abschlachten von Familien in ihren Häusern, der grausamen Verstümmelung von Leichen, der Entführung unschuldiger Kleinkinder, die friedlich in ihren Betten schliefen, und dem Leid von Zivilisten in einem Krieg, der durch ihre eigene Regierung initiiert wurde, zu unterscheiden?

Ja, jedes Leben ist gleich viel wert, jeder unverschuldet zu Tode gekommene Mensch ist einer zu viel. Aber es gibt einen Unterschied, ob man, wie die Hamas, vorsätzlich Zivilisten demütigt und tötet.

Machen wir uns nichts vor: Der Tod von möglichst vielen Zivilisten, egal welchen Alters, ist das erklärte Ziel der Hamas. Sie will die Ausrottung der Juden, die Vernichtung Israels. Deswegen sind allein die Hamas und ihre Unterstützer verantwortlich für die Toten in Gaza und in Israel.

Wenn es der Hamas tatsächlich auf Dauer gelingt, der Weltgemeinschaft Dschihadismus als einen edlen Freiheitskampf zu verkaufen und Menschen sich von dieser verzerrten Erzählung beeinflussen lassen, dann muss man sich große Sorgen um die Zukunft unserer Gesellschaft machen.

Wenn wir uns fragen, wie von Menschen verübten Verbrechen wie der Holocaust möglich waren und wie viele dabei zusehen konnten, ohne einzugreifen, dann sage ich: Wir erleben gerade, wie es damals ablief. Seit dem 7. Oktober 2023 geschieht es direkt vor unseren Augen.

All unsere ‹Nie wieder›-Parolen sind hohl, sie haben keine Bedeutung. Das Böse ist da, direkt vor uns. Es passiert jetzt und wir lassen es geschehen.

Die Autorin ist Aktivistin und freie Journalistin.

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