Hilfe

Zeichen der Hoffnung

Die Bilder aus den Kibbuzim Be›eri und Kfar Aza gingen um die Welt. Am 7. Oktober 2023 richteten die Terroristen der Hamas dort mit unvorstellbarer Grausamkeit Massaker an, denen ganze Familien zum Opfer fielen. Sie verwüsteten Orte, die ziviler nicht hätten sein können. Nur wenige Kilometer von Re‹im entfernt, wo sie das Nova-Musikfestival überfielen und 364 meist junge Menschen ermordeten, brannten sie in Be›eri und Kfar Aza Wohnhäuser nieder.

Zum Bild der maßlosen Zerstörungswut gehörten bald auch die Fotos von vollständig ausgebrannten Krankenwagen der Hilfsorganisation Magen David Adom. Die Helfer waren vor Ort im Einsatz gewesen. Sie wollten Verletzten helfen, Leben retten und wurden selbst zur Zielscheibe des tödlichen Angriffs.

Bei dem Krankenwagen handelt es sich um eine Spezialanfertigung für die Rettung von Verwundeten.

Auch die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern (IKG) erreichten die schockierenden Bilder aus Israel. So tief das Entsetzen und die Trauer waren, so überwältigend und beispiellos war sogleich die Hilfsbereitschaft.

Sie zeigte sich unter anderem in einer außergewöhnlichen Spendenaktion, dank derer schon bald kugelsichere Keramikschutzwesten zur Verfügung gestellt werden konnten. Zehn Monate nach dem Massaker wurde nun in Israel auch ein neuer gepanzerter Ambulanzwagen an die Hilfsorganisation Magen David Adom übergeben.

Bilder von ausgebrannten Krankenwagen

Die Bilder von den ausgebrannten Krankenwagen hatten damals die Idee entstehen lassen, und so initiierten der Sicherheitschef der Münchner Gemeinde, Gilad Ben Yehuda, und IKG-Vizepräsident Yehoshua Chmiel eine weitere Spendenaktion. Das Ziel war ambitioniert, denn die Kosten für einen gepanzerten Krankenwagen betragen das Dreifache einer Standardausführung.

Aber zahlreiche Gemeindemitglieder sowie Freunde aus München und ganz Deutschland brachten schließlich mit ihren großzügigen Spenden die benötigte Summe auf und leisteten damit zugleich einen international herausragenden Beitrag zur Unterstützung für Israel in dieser schweren Lage. Bei dem neuen Ambulanzwagen handelt sich um eine Spezialanfertigung, die nicht standardmäßig produziert wird, in Kriegs- und Krisenzeiten aber von besonderer Bedeutung für die Rettung und Versorgung von Verwundeten ist. Etwa sechs Monate dauerte es, bis alle Komponenten fertiggestellt waren. Und Anfang August war es dann endlich so weit: Im Rahmen einer kleinen Zeremonie wurde der Wagen in Ramla übergeben.

Unter den Anwesenden befanden sich Eli Bin, CEO der Hilfsorganisation Magen David Adom, und für die IKG deren Sicherheitschef Gilad Ben Yehuda. Er verlas nach seiner Rede die Grußworte von IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch: »Der 7. Oktober hat uns zurückversetzt in die finstersten Momente unserer Geschichte. Er war nicht nur ein Tag der Trauer – er war auch ein Moment der Schwäche«, erinnerte sie darin. »Eine Schwäche, die es niemals wieder geben darf.«

Symbolische Bedeutung

Knobloch unterstrich die symbolische Bedeutung des Ambulanzwagens, die seiner praktischen Bedeutung im Einsatz kaum nachsteht: »Er soll dafür sorgen, dass Sicherheit herrscht, wo sich selbst die Helfer bisher in Lebensgefahr bringen mussten. In der großen Erzählung unserer Zeit ist er vielleicht nur ein kurzer Satz. Aber zusammen mit vielen anderen schreiben wir so die Geschichte unseres Volkes weiter – als eine Geschichte von Stärke, von Überleben, von Wiederaufbau.«

Die Spendenaktion zeige, dass München fest an der Seite Israels stehe: »Seit 76 Jahren wissen wir, dass wir uns auf Israel verlassen können. Und Israel soll wissen, dass es sich immer auf uns verlassen kann«, so Knobloch in ihrem Grußwort.

Etwa sechs Monate dauerte es, bis alle Komponenten fertiggestellt waren.

Auch IKG-Vizepräsident Yehoshua Chmiel unterstrich in einem Statement die enge Verbindung, die zwischen Israel und den jüdischen Gemeinden in der ganzen Welt bestehen müsse: »Wir als jüdische Gemeinschaft, in München und weltweit, sind uns unserer Pflicht gegenüber Israel bewusst, denn wir wissen, dass es ohne Israel auch keine jüdischen Gemeinden geben kann.« Wie Chmiel betonte, ist Israels »Kampf gegen Antisemitismus der gleiche, den auch wir zu führen gezwungen sind. Und dieser Kampf kann nur miteinander gelingen«.

Stolz über die gelungene Solidaritätsaktion

Sicherheitschef Gilad Ben Yehuda zeigte sich in seiner Rede in Ramla stolz über die gelungene Solidaritätsaktion: »Als wir die Fotos der verbrannten Krankenwagen erhielten, entschieden wir uns für dieses besondere Projekt, das heute nach einer langen, aber erfolgreichen Reise beendet wurde.« Nun soll der Wagen überall im Land zum Einsatz kommen können. Zwar stammen die Bilder, die das Projekt angestoßen hatten, aus dem Süden und aus der Nähe des Gazastreifens. In der jetzigen Situation des Krieges dürfte das Fahrzeug aber vor allem im Norden des Landes eingesetzt werden, wo sich Israel immer wieder Angriffen ausgesetzt sieht.

Zahlreiche Videos mit Gruß- und Dankesworten sowie etliche persönliche Nachrichten erreichten die jüdische Gemeinde in München aus Israel angesichts dieser bedeutenden materiellen Unterstützung. Weitere Aktionen sind bereits in Planung. Im Fokus sollen dabei Projekte stehen, die sich dem Wiederaufbau widmen. Insbesondere für Schulen und Kindergärten im Süden des Landes werden Gelder benötigt. Solche Zeichen der Solidarität und Hoffnung gilt es auch in Zukunft immer wieder zu setzen.

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