Hamburg

Wie weiter im Dialog?

Auf dem Podium: Nedra Ouarghi, Shelly Meyer, Nissar Gardi, Michael Gwosdz und Moderatorin Insina Lüschen (v. l. n. r.) Foto: Gregor Zielke

Die Podiumsdiskussion der Denkfabrik Schalom Aleikum vom Zentralrat der Juden in Deutschland am Mittwoch in Hamburg zeigte deutlich, wie schwer es nach dem 7. Oktober ist, wieder miteinander in einen weiterführenden Dialog zu kommen, wie sehr das Massaker der Terrororganisation Hamas das Zusammenleben zwischen Juden und Muslimen auch in Hamburg zerrissen hat.

Allein, dass Podiumsgast Nedra Quarghi, Islamwissenschaftlerin im Fachrat islamischer Studien Hamburg, die Frage von Armin Levy vom Online-Magazin Raawi, wie sie denn die Jubelfeiern der Muslime auf deutschen Straßen nach dem Hamas-Massaker einstufe, nicht mit einem klaren »Muslime verurteilen das« beantwortete, sondern sich auf Allgemeines wie »Wer einen Menschen tötet, tötet die ganze Welt« zurückzog, zeigt, wie sehr der einst vertraute Dialog zwischen Judentum und Islam gestört ist.

Jugendlichen wieder Hoffnung geben

Gleichwohl sagte sie, dass sie »schockiert und traurig« sei. Sie arbeite das Geschehene aber jetzt in Workshops in der Moschee mit Kindern und Jugendlichen auf, um ihnen wieder Hoffnung zu geben, denn auch Muslime würden von der Mehrheitsgesellschaft seit dem 7. Oktober und den entsetzlichen islamistischen Demos in Deutschland angefeindet und ausgegrenzt.

Podiumsgast Shelly Meyer trägt aus Angst vor Übergriffen keine jüdischen Symbole mehr.

Das Vertrauen der jüdischen Bürgerinnen und Bürger ist aber nicht nur zur muslimischen Community nachhaltig gestört, sondern auch zur Gesamtgesellschaft.

Aus Angst vor angriffen, versteckt sie den Davidstern.

»Es hat mich direkt vor den Kopf geschlagen, was ich nach dem 7. Oktober auf den Social-Media-Kanälen gelesen habe«, sagte Podiumsgast Shelly Meyer, Aktivistin für junges jüdisches Leben. Sie würde aus Angst vor Übergriffen keine jüdischen Symbole wie den Davidstern mehr tragen. »Ich habe Freunde und Familie bei dem Massaker verloren«, sagte Meyer. Nun würde sie für Israels Selbstverteidigung angegriffen.

»Nach dem 7. Oktober ist der Gesprächsbedarf der jüdischen Communitys in Hamburg sprunghaft gestiegen«, beobachtete Podiumsgast Nissar Gardi, Leiterin des Beratungsprojekts »empower« für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt. »Rassismus steigt überall, gegen Juden, Muslime, queere Menschen«, sagte Gardi.

»Wir haben keine Antwort in der Schublade, das wird noch eine harte Arbeit für alle, das kann Politik nicht allein lösen«, musste Michael Gwosdz (Bündnis 90/Die Grünen), Geschäftsführer für Flucht und Religion, zu Fragen einer Konflikt-Lösung zugeben.

Berlin

Zentralrat der Juden begeht sein 75. Jubiläum

Die Dachorganisation der jüdischen Gemeinden lud zahlreiche Gäste aus Politik und Zivilgesellschaft nach Berlin. Der Bundeskanzler hielt die Festrede

von Imanuel Marcus  17.09.2025

Meinung

Die Tränen des Kanzlers

Bei seiner Rede in München gab Friedrich Merz ein hochemotionales Bekenntnis zur Sicherheit jüdischen Lebens ab. Doch zum »Nie wieder dürfen Juden Opfer werden!« gehört auch, den jüdischen Staat nicht im Stich zu lassen

von Philipp Peyman Engel  17.09.2025

München

Knobloch lobt Merz-Rede in Synagoge

Am Montagabend wurde in München die Synagoge Reichenbachstraße wiedereröffnet. Vor Ort war auch der Bundeskanzler, der sich bei seiner Rede berührt zeigte. Von jüdischer Seite kommt nun Lob für ihn - und ein Appell

von Christopher Beschnitt  16.09.2025

Auszeichnung

Düsseldorfer Antisemitismusbeauftragter erhält Neuberger-Medaille

Seit vielen Jahren setze sich Wolfgang Rolshoven mit großer Entschlossenheit gegen Antisemitismus und für die Stärkung jüdischen Lebens in Düsseldorf ein, hieß es

 16.09.2025

Erinnerung

Eisenach verlegt weitere Stolpersteine

Der Initiator des Kunst- und Gedenkprojekts, Gunter Demnig aus Köln, die Stolpersteine selbst verlegen

 16.09.2025

Porträt der Woche

Passion für Pelze

Anita Schwarz ist Kürschnerin und verdrängte lange das Schicksal ihrer Mutter

von Alicia Rust  16.09.2025

Bayern

Merz kämpft in Synagoge mit Tränen

In München ist die Synagoge an der Reichenbachstraße feierlich wiedereröffnet worden, die einst von den Nationalsozialisten zerstört wurde. Der Bundeskanzler zeigte sich gerührt

von Cordula Dieckmann  17.09.2025 Aktualisiert

Sachsen-Anhalt

Erstes Konzert in Magdeburger Synagoge

Die Synagoge war im Dezember 2023 eröffnet worden

 15.09.2025

Thüringen

Jüdisches Bildungsprojekt »Tacheles mit Simson« geht erneut auf Tour

Ziel des Projektes sei es, dem Aufkommen von Antisemitismus durch Bildung vorzubeugen, sagte Projektleiter Johannes Gräser

 15.09.2025